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Arsen und Apfelwein

Arsen und Apfelwein

Titel: Arsen und Apfelwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Habeney
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betreten.«
    »Wer macht denn die Einstellungen? Da muss es doch Papiere geben?«
    »Die Frau des Botschafters bestimmt über das Personal. Papiere gibt es bei Botschaftsangestellten nicht zwingend. Ebenso wenig müssen sie angemeldet werden. Sie dürfen nicht nach mir gehen. Die meisten weiblichen Angestellten kommen aus armen Verhältnissen und können weder lesen noch schreiben. Sie erhalten einen Pass für die Einreise, bekommen ihn aber nicht zu Gesicht und arbeiten oft für sehr wenig Geld oder gar keins.«
    Jenny brauchte einen Moment, um das zu verdauen. »Ich habe schon davon gehört, wollte es aber nie recht glauben.«
    »Glauben Sie es!« Die junge Frau sah unglücklich, aber entschlossen aus. »Sie sind Leibeigene und werden auch so behandelt.«
    »Das passt nicht zu dem Bild, das Sie vom Botschafter gemalt haben.«
    »Er kümmert sich nicht um Personal. Und seine Frau …«
    »Was ist mit ihr?«
    »Sie ist eine äußerst strenge, unnahbare Frau. Wenn ich ehrlich bin, hat sie mir immer Angst gemacht, auch wenn sie mir in meiner Position nicht allzu viel anhaben kann.«
    »Hat sie das restliche Personal schlecht behandelt?«
    »Niemand hat mit mir darüber gesprochen, aber die Mädchen, die bei Tisch bedienten, sind zusammengezuckt, wenn sie die Hand gehoben hat.«
    Jenny ließ das einen Moment wirken. »Das alles hilft uns nicht bei unserem Fall. Sie haben also keine Ahnung, warum der junge Mann vor der Botschaft gewartet haben könnte?«
    »Keine. Leider.«
    »Trotzdem war es sehr interessant. Die Einbrüche könnten eine Bedeutung haben. Wie kommt es eigentlich, dass wir uns so ausführlich unterhalten konnten?«
    Ein versonnenes Lächeln zog über Rabiahs Gesicht. »Ich werde die Botschaft verlassen und in die Schweiz gehen. Sobald ich einen Flug bekomme.« Sie sah zu Lange, den Jenny für kurze Zeit völlig vergessen hatte. Er strahlte. »Ich bin sicher, dort braucht man auch Personenschützer!«
    Jenny lächelte auch. »Das freut mich, Glückwunsch.«
    »Ich hoffe, der Botschafter ist einverstanden. Ansonsten besitze ich noch einen Schweizer Pass, von dem niemand etwas weiß. Den anderen musste ich ebenso wie jeder andere Angestellte abgeben.«

    Im Präsidium ließ Jenny Sascha die Einbruchsmeldungen des entsprechenden Zeitraums prüfen. Sie war nicht überrascht, dass keine der Botschaften die Einbrüche gemeldet hatte.
    In Duprais’ Lagerhaus fanden sich Kostüme. Hatte Marc Duprais die Kontakte seiner Eltern ausgenutzt, um Botschaften auszuspionieren und sich mit Hilfe der Kostüme eingeschmuggelt? War Divinitus die Tarnung für eine Einbrecherbande?
    »Sascha, überprüf bitte, ob es im letzten Jahr weitere Einbrüche gegeben hat, bei denen der oder die Täter maskiert waren.«
    Als er sich nicht rührte, sah sie auf. »Was ist?«
    Sascha sah sie an. »Er will uns auf den Arm nehmen! Er verkauft uns für dumm!«
    Sie sah ihn verständnislos an.
    »Die Firma, unter deren Namen er das Lagerhaus gemietet hat! Ingress! Das bedeutet auf Deutsch eindringen.«
    Jetzt dämmerte es ihr. Wütend schlug sie auf den Tisch. »Dieser arrogante Mistkerl.«
    »Oberste Priorität hat jetzt, herauszufinden, wer beteiligt war. Von Schaubert lassen wir außen vor, bis Biederkopf sein Okay gibt. Was ist mit den sichergestellten PCs?«
    »Sie arbeiten noch an den Passwörtern.«
    »Das gibt’s doch nicht. Duprais ist ein Informatikstudent und nicht das Pentagon. Bald such ich mir irgendeinen Hacker!«
    Sascha sah sie unsicher an. »Die Kollegen von der EDV sollen sehr kompetent sein.«
    »Von mir aus«, schnappte sie. »Ich merk nichts davon.« Sie stand auf. »Ich geh jetzt rüber und mach denen Beine.«
    Ärgerlich marschierte sie die langen Gänge entlang zur Informatik-Abteilung. Dazu waren die Entfernungen im Polizeipräsidium geeignet. Wenn man angekommen war, hatte man genug Dampf abgelassen, um sich zu beruhigen. Ohne zu klopfen öffnete sie die Tür und ließ ihre Blicke durch den Raum schweifen. Mehrere PCs liefen und an drei Schreibtischen wurde gearbeitet. Die Mitarbeiter ignorierten sie geflissentlich. Nerds und Hippies, dachte sie bei sich. Zwischen den beiden Extremen gibt’s hier nichts. Sie trat auf den Nächstbesten zu.
    »K 11, wir haben euch vor ein paar Tagen einen PC reingegeben, den ihr bisher nicht knacken konntet. Wann seid ihr denn endlich so weit?« Gut, das war jetzt nicht wirklich diplomatisch, aber ignoriert zu werden, hatte sie noch nie gut vertragen.
    Der Angesprochene sah sie nicht

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