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Arsen und Apfelwein

Arsen und Apfelwein

Titel: Arsen und Apfelwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Habeney
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Zimmer.
    Der Botschafter trat zu Jenny. »Unsere Gebräuche müssen Ihnen seltsam und fremd vorkommen.«
    Sie sah ihn an. »Das dürfte umgekehrt genauso sein.«
    Er neigte zustimmend den Kopf. »Rabiah wird Sie hinausbringen.«
    »Würden Sie mir den Namen des Haushaltes nennen, in den das Mädchen kam?«
    Er zögerte nicht. »Das ist leider nicht möglich. Ich habe ihnen Diskretion zugesagt. Ich kann mir auch nicht vorstellen, wie sie Ihnen helfen könnten.«
    »Gut. Trotzdem danke ich Ihnen für Ihre Hilfe.«
    Noch einmal neigte er den Kopf. Wie aus dem Nichts war hinter ihnen Rabiah aufgetaucht und bedeutete Jenny, ihr aus dem Zimmer zu folgen.
    Rabiah gab ihr ihre Sachen zurück und brachte sie hinaus. Vor der Tür tat sie so, als würde sie ihr den Garten zeigen und beugte sich zu ihr. »Rufen Sie mich morgen um zwölf Uhr bei Julius an.«
    Jenny nickte und verabschiedete sich. Laut sagte sie: »Vielen Dank für Ihre Hilfe und alles Gute für die Zukunft.«

    Ohne Umwege fuhr sie ins Präsidium, wo Logo und Sascha ungeduldig warteten. In allen Details musste sie ihnen das Innere der Botschaft schildern.
    »Also war es die Liebe, die den jungen Duprais dahin getrieben hat.« Sascha seufzte tief.
    »Du klingst wie ein Groschenroman«, meinte Logo.
    Sascha blickte ihn beleidigt an. »Du verstehst eben nichts von Gefühlen.«
    »Jungs«, erinnerte Jenny nachdrücklich. »Zurück zum Thema. Wo das Mädchen hingebracht wurde, wissen wir. Zu diesem afrikanischen Geschäftsmann, vor dessen Haus Duprais sich dauernd aufgehalten hat. Er muss ihr dahin gefolgt sein. Ich würde einiges dafür geben, jetzt schon zu wissen, was Rabiah mir morgen sagen will.«
    »Der Botschafter und seine Frau haben dir offensichtlich nur gesagt, was sie für nötig hielten«, gab Logo zu bedenken.
    Jenny nickte zustimmend. »Seine Frau ist sehr kalt und unnahbar. Ich möchte nicht für sie arbeiten. Warum er sie wohl geheiratet hat?«
    »Vielleicht politische Motive«, überlegte Sascha.
    Logo stand auf. »Spät geworden. Ich mach Schluss für heute. Oder hast du noch was für mich zu tun?«
    »Geh nur. Ich bin auch gleich weg. Hast du ein Date?« Sie versuchte, ihre Stimme gleichgültig klingen zu lassen. Logo grinste breit. »Das wüsstest du wohl gerne?«
    Sie verzog das Gesicht. »Niemand erzählt mir was. Sascha, was ist mit deiner neuen Flamme?«
    Er seufzte. »Wenn ich das so genau wüsste. Ein Hin und Her. Mal denk ich, es wird was Ernstes draus, dann sagt sie tagelang alle Verabredungen ab. Bin ich kurz davor aufzugeben, ruft sie an. Das hält doch kein Mensch aus.«
    »Vergiss sie«, riet Logo. »Ich bin dann mal weg.«
    »Musst du wissen, Sascha«, meinte Jenny hilflos. »Komm, wir gehen auch heim.«
    Jenny war noch nicht nach Feierabend. Sie setzte sich mit einem Weihnachtsbier an den PC. Dann googelte sie nach Gebräuchen aus dem Heimatland des Botschafters. Über Querverweise kam sie zu moderner Sklaverei. Geschockt las sie, wie viele Menschen in asiatischen und afrikanischen Ländern in Leibeigenschaft lebten. Selbst in Deutschland sollte es angeblich Sklaverei geben. Sie dachte zurück an das Mainmädchen. Ob auch sie ein solches Schicksal erlitten hatte? Der Verdacht hatte ja immer im Raum gestanden. Sie war so müde, dass ihr die Schrift vor den Augen verschwamm. Aber eines hatte sie noch zu tun.
    Sie loggte sich in das polizeiinterne Netz ein und klickte sich durch bis zur Seite des Frankfurter Polizeipräsidiums. Wartungsarbeiten. Das gab’s doch nicht. Ausgerechnet. Das ganze hessische interne Polizeinetz war betroffen. Sie dachte einen Moment nach und rief das Wiesbadener Telefonbuch auf. Konnte es so einfach sein? Sie gab Hansen ein. Verflixt, wie hieß bloß die Straße, in der er wohnte? Das Suchergebnis ergab über zwanzig Hansens, mehrere davon ohne Vornamen. So kam sie also auch nicht weiter.
    Erst weit nach elf gab sie auf und ging schlafen.

    Morgens konnte sie kaum abwarten, bis es Zeit war, Rabiah anzurufen. Die kam ohne Umschweife zur Sache.
    »Ich habe einiges herausgefunden, das für Sie interessant sein könnte«, erklärte sie, »aber sagen Sie mir zuerst, was der Botschafter Ihnen erzählt hat.«
    Jenny fasste das Gespräch zusammen.
    »Dachte ich es mir doch. Er hat ein paar Einzelheiten weggelassen. Dieser Duprais hat mehrmals versucht, in die Botschaft eingelassen zu werden. Er hat nach der Dienerin gefragt und gebeten, sie sehen zu dürfen. Natürlich wurde er weggeschickt. Man hat ihm angedroht,

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