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Artefakt

Artefakt

Titel: Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Brandhorst
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zurückgelassen habe.«
    Eine kurze Pause. »Die von Ihnen genannte Person befindet sich nicht mehr in Schulungszimmer siebenundzwanzig.«
    »Wo ist Sammaccan?«, fragte Rahil. »Wann hat er das Zimmer verlassen?«
    »Der aktuelle Aufenthaltsort der genannten Person lässt sich nicht feststellen«, antwortete das Kommunikationssystem des Habitats. »Die Sensoren haben ihn das letzte Mal im zentralen Verteilerflansch erfasst. Er verließ das Schulungszimmer vor zwei Stunden und sechs Minuten.«
    Rahil fluchte und griff nach der Rüstung. »Kommunikation, wenn die Sensoren Sammaccan erfassen – beziehungsweise jemanden mit seiner Biosignatur –, so richte ihm von mir aus, dass er sofort zum Shifter kommen soll.« Er unterbrach sich und zögerte einen Moment. Wenn er seine vorherigen Gedankengänge fortsetzte und bei den Schlussfolgerungen konsequent blieb … Die Analyseeinheit an Bord des Shifters hatte das Empirion ebenfalls untersucht und für unbedenklich erklärt. Es konnte daran liegen, dass der Layer nur mithilfe des Tiefenscans eines Diagnosers zu erkennen war, aber vielleicht reichten Manipulation und Täuschung noch weiter. Vielleicht betrafen sie auch den Shifter. »Kommunikation, Anweisung wird zurückgenommen. Verständige mich unverzüglich, wenn die Sensoren Sammaccans Biosignatur erfassen.«
    »Bestätigung.«
    Lucrezias fragender Blick ruhte noch immer auf ihm. »Dies alles könnte Teil eines Plans sein, der mich daran hindern soll, Heraklon zu erreichen und meine dortige Mission zu erfüllen«, sagte Rahil. Für einen Moment war er versucht, ihr Einzelheiten seines Auftrags zu nennen, aber kein Missionar erzählte von seiner Mission, nicht einmal Partnern und guten Freunden. »Die Hohen Mächte könnten daran beteiligt sein.«
    Lucrezias Augen wurden noch etwas größer.
    »Ich brauche ein Schiff, das mich aus dem Otiz-System bringt.«
    »Dich und deinen Schüler.«
    »Er ist nicht mein Schüler. Er …« Rahil unterbrach sich und winkte ab. »Ja, mich und Sammaccan.«
    »Ich nehme an, du willst den Shifter nicht mehr benutzen«, sagte Lucrezia. »Uns stehen mehrere Sprungschiffe zur Verfügung, aber die sind zu langsam – du würdest eine ganze Woche brauchen, um den zwei Lichttage entfernten Sprungsektor zu erreichen, und wer weiß, ob dort ein geeigneter Vektor zur Verfügung steht. Unten auf Kedra, im Hauptlager der Archäologen, gibt es leider nur ein einfaches Frachtfraktal.«
    »Wohin führt es?«
    »Nach Eckrote im Barrnoch-System, einer Welt der Aun, am Rand der Roten Nebel.«
    »Etwa … zweihundert Lichtjahre von hier?«
    »Ja. Auf Eckrote gibt es ein Kickout, mit dem sich alle wichtigen Verkehrsknotenpunkte der Bruch-Gemeinschaft erreichen lassen. Eine direkte Verbindung nach Heraklon existiert nicht, aber du könntest das Kuratorium kontaktieren und ein Schiff anfordern. Oder du machst von deinen Exekutor-Privilegien Gebrauch und requirierst eins.«
    Rahil hielt seine Rüstung in der Hand und fragte sich, ob er sie anziehen sollte. Sie bot viele Vorteile, nicht zuletzt einen besseren Schutz und die Möglichkeit, sich zu verteidigen. Aber vielleicht setzte er sein Bewusstsein dadurch der Gefahr von Manipulation aus. »Höre ich da ein Aber?«
    »Ja. Das Fraktal auf Kedra ist nur für Gegenstände vorgesehen, für Fracht, nicht für Personen.«
    Eine der beiden Türen des Werkstattraums öffnete sich, und hinter ihr lag ein Korridor, in dem nur wenige Lampen brannten. Niemand stand dort; niemand kam herein.
    »Lassen Sie den Unsinn, Sammaccan«, sagte Rahil verärgert. »Zeigen Sie sich.« Welche Gestalt hatte der junge Polymorphe angenommen? Die einer Mikrobe? Aber was war dann mit seiner Masse?
    Und warum wies das Kommunikationssystem des Habitats nicht darauf hin, dass die Sensoren Sammaccans Biosignatur erfasst hatten? Es waren Femtomaschinen erforderlich, um eine solche Signatur zu verbergen.
    Femtomaschinen oder … ein Tarnanzug mit primärer Technik.
    Vor der Tür flimmerte es, und eine Gestalt wurde sichtbar, absurd schmal, nicht breiter als dreißig Zentimeter, und mehr als zwei Meter groß – sie musste sich gebückt haben, um die Tür zu passieren. Hier und dort zeigte sich kurzes Glitzern an ihr, in silbernen und goldenen Tönen – der Rest des Tarnanzugs machte die Gestalt wie durchsichtig und zeigte das, was sich hinter ihr befand.
    Der Fremde hätte ganz unsichtbar bleiben können, und abgeschirmt von den Sensoren. Doch er wollte, dass Rahil und Lucrezia ihn sahen, ihn

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