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Artefakt

Artefakt

Titel: Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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worden?«
    »Ah, solange ich an Bord war und Verbindung hatte, nicht.«
    »Dann muß etwas…« Sie konnte nicht weitersprechen. Die geisterhafte Lichterscheinung schien auf unheimliche Weise seitwärts zu gleiten, als suche sie einen Weg in die Felsen des Kliffs.
    Dann kam ihr eine Erleuchtung. Die Lichterscheinung bewegt sich viel zu langsam.
    Die Berechnungen waren irgendwie fehlerhaft. Die Singularität war frühzeitig zurückgekehrt, doch statt mit hoher Geschwindigkeit zurückzusausen und wie ein Blitz in die Kliffs einzuschlagen, kroch das Ding am Meeresboden dahin.
    Wie lang war es schon dort? Kehrte es auf seiner früheren Bahn zurück?
    Alles, was sie angenommen hatten, mochte falsch sein.
    Hale sprach in ein tragbares Funkgerät und machte Carmody Meldung. Dann brach er ab und winkte ihr. »Sie bleiben hier, wo Sie sind! Die Marine hat unter diesen Bastarden aufgeräumt, also wird es nicht mehr lange dauern, bis wir den Behälter am Haken haben. Fünfzehn Minuten, rechne ich. Dann werde ich einen Mann zu Ihnen heraufschicken, daß er Sie abholt, oder der dritte Hubschrauber wird hier sein. Carmody sagt, Sie sollen sich auf keinen Fall in Gefahr begeben.«
    »Großartig.«
    »Kommen Sie mit zur Mulde, hier oben sind Sie zu leicht zu sehen!«
    Sie krabbelten über die Felsbank hinab, und Hale ließ sie in der Mulde zurück. Als er fünfzig Meter abgestiegen war, hielt er die Hand hoch und winkte. »So ist’s recht. Bleiben Sie in Deckung!«
    Er stieg weiter ab, die Maschinenpistole in der Armbeuge, alle Aufmerksamkeit auf den Weg konzentriert. Er hatte ungefähr die Hälfte der Strecke zum Hubschrauber hinter sich gebracht, als ein kurzes Brrrrrpp die Nacht durchschnitt, und Hale vornüberfiel. Er kam auf dem abschüssigen Gelände ins Rollen und kollerte ein gutes Stück über Felsen und Geröll, bevor er im Gebüsch verschwand.
    Claire machte sich so klein wie möglich. Das furchtbare Geräusch war von links gekommen, von Westen her. Angestrengt spähte sie hinab zu den Sträuchern, wo Hale liegen mußte, aber nichts regte sich dort. Vielleicht kroch er durch das Gestrüpp weiter. Auch die Männer bei dem Hubschrauber hatten den Feuerstoß gehört und liefen auseinander, um Deckung zu suchen. Sie begannen nervös und ziellos um sich zu schießen. Aus der Dunkelheit kam keine Antwort.
    Sie kauerte in ihrer Mulde und versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. Hale verwundet, vielleicht tot. Die Mannschaft unten in Verwirrung, erwartete einen Angriff. Vielleicht gab es noch einen, der sich bemühte, die Kabel loszumachen, und die übrigen feuerten in die Gegend, um ihn zu decken. Sie lauschte den kurzen, regelmäßigen Feuerstößen. Ja, sagte sie sich, das mußte es sein.
    Was sollte sie tun? Bleiben, wo sie war, sicherlich. Wenn die Dinge sich beruhigten und niemand käme, sie zu holen, könnte sie dem Kammverlauf bis zum Kuppelgrab folgen und von dort den Fußsteig zum Ufer hinunter nehmen.
    Von links drang ein leises Knacken an ihr Ohr.
    Sie spähte über das Gestrüpp hinweg. Aus diesem Winkel konnte sie Terrain einsehen, das die Leute unten nicht überblicken konnten, und sie glaubte eine schattenhafte Bewegung zu erkennen. Es war in der herrschenden Dunkelheit schwierig zu beurteilen, aber dort, ja, verlagerte sich wieder ein dunkler Fleck.
    Wieder ein Knacken. Diesmal näher.
    Sie gewann den Eindruck einer gleichmäßigen Bewegung parallel zum Hang. Zwei Gestalten, vielleicht drei. Sie feuerten nicht, arbeiteten sich nur vor und kamen in ihre Richtung.
    Natürlich. Hale hatte sie diese Rinne heraufgeführt, weil sie Deckung bot. Jemand, der ungesehen ins Tal absteigen wollte, würde denselben Weg nehmen.
    Sie würden ihr Versteck und sie finden. Und Hale, falls er noch lebte.
    Was als ein sicherer Zufluchtsort für sie gedacht gewesen war, erwies sich nun als Falle. Sie mußte handeln. Diese Leute kamen näher, und wenigstens einer von ihnen würde wahrscheinlich die Stelle passieren, wo sie versteckt war. Sie mußte es verlassen. Doch ihr Instinkt sagte ihr, daß sie sich verbergen, an den Boden schmiegen sollte. Und zugleich wurde sie ein Gefühl von Unwirklichkeit nicht los: daß sie einfach nicht in solch einer Lage sein sollte, daß die Welt plötzlich auf den Kopf gestellt worden sei.
    Sie sagte sich, daß es nun darauf ankäme, einen kühlen Kopf zu bewahren und überlegt zu handeln und sich durch nichts ablenken zu lassen. So würde sich ein Mann verhalten: einfach tun, was getan werden

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