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Artefakt

Artefakt

Titel: Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Markierung.
    »Anscheinend wurden diese Linien übermalt, um die Wirkung zu verstärken – da kann man noch rötliche Spuren sehen«, sagte Claire. George stimmte ihr zu. Das Elfenbeinplättchen hatte aufrecht im Staub gestanden. »Es muß an die Seite des Blocks geklebt oder geheftet gewesen und später herabgefallen sein«, sagte er.



»Ein Schmuck? Was zeigt es?« fragte John.
    Claire legte es vorsichtig in eine saubere Probenschale aus Kunststoff. »Nicht viel. Es ist so schwach. Eine figürliche Zeichnung oder dergleichen kann es nicht sein – zu unregelmäßig.«
    »Vielleicht ist es zu sehr verblaßt«, sagte John. Ein Gähnen überwältigte ihn.
    »Ich werde es morgen reinigen und versuchen, den Kontrast zu verstärken«, meinte Claire. »Selbst wenn wir die Linien nicht besser hervorheben können, bleibt es doch ein bedeutsamer Fund.«
    »Wieso?«
    »Elfenbein war in Mykene selten. Der Umstand, daß es als Schmuck dieses Artefakts verwendet wurde, bedeutet, daß der hier Bestattete sehr wichtig war.«
    »Ein König?«
    »Wahrscheinlich.«
    »Und der Block war auch wichtig«, fügte George hinzu.
    Schläfrig fragte John: »Warum haben Sie ihn dann versteckt?«
    Am nächsten Vormittag, als George und John ein paar Quader bewegten, um Raum für die Geräte zu schaffen, erregte anschwellendes Motorengeräusch ihre Aufmerksamkeit.
    George wandte den Kopf und hielt lauschend inne. »Verdammt!« murmelte er. »Wir hätten am Plan festhalten und letzte Nacht durcharbeiten sollen.«
    »Schauen Sie, ich war vollkommen übermüdet. Und dazu…« John sah George aufspringen und zum Eingang des Kuppelgrabes laufen. »Oh – das ist er, wie?«
    »Ja. Bleiben Sie, wo Sie sind!« George winkte ihn zurück. »Ich gehe hinunter und erkläre ihm, daß Sie ein Tourist sind, ein Freund von Claire.«
    »Wollen Sie ihn hierherbringen?«
    »Nein, nein, das fehlte noch… Verhalten Sie sich ruhig!« George ging in gemächlichem Schritt den Zugang hinaus und zum Lager hinunter.
    John setzte die Arbeit an der Metallanalyse fort. Er hatte in die Seite des Kalksteinblocks gebohrt. Es war nicht einfach gewesen, und der winzige Bohrer hatte im Stein gesummt wie eine gefangene Biene. Er bemerkte nicht ohne Stolz, daß das Loch sauber und fachmännisch aussah.
    Nun mußte er die schwarzen Kästen dreifach überprüfen. Sie nahmen in dem engen Raum um den Block viel Platz ein. Mit Georges Hilfe hatte er die schweren Quader aus dem Weg geschafft, was ihm Zeit gab, seine Unvertrautheit mit dem Schaltschema zu tarnen. Die Anschlüsse sahen jetzt gut aus. Er schaltete die Geräte ein und sah sich von einem befriedigenden, nicht beunruhigenden Summen belohnt. Es würde ein Weilchen dauern, bis sie angewärmt wären.
    Er las wieder im Handbuch nach und wartete. Nicht lange, und die Neugierde überwand seine Vorsicht. Was, zum Teufel! Seit Stunden hatte er sich sozusagen auf Zehenspitzen durch die Prozedur bewegt; er brauchte eine Pause. Er verließ die Grabkammer, schloß die große hölzerne Tür und schlug den Pfad zum Lager ein.
    Schon von weitem sah er einen nur etwa mittelgroßen, aber athletisch gebauten Mann zu George sprechen. Während er redete, machte er rasche, ungeduldige Gesten zu den Arbeitern, die ihre Kleinlastwagen beluden. Es schien nicht gerade Übereinstimmung zu herrschen. Der Mann sprach griechisch und so laut, daß seine Stimme weit trug, und John konnte sehen, daß die Arbeiter ihm zuhörten, während sie sich geschäftig gaben.
    Er kam zwischen den letzten noch stehenden Zelten ins Lager und überlegte, ob er in einen Streit hineinlaufen solle, dessen Hintergründe er nicht verstand. Er befand sich hier ohnedies auf unsicherem Boden, außerhalb seines Gebietes…
    Plötzlich erschien Claire im Eingang von einem der Zelte. Schweißperlen standen ihr auf Stirn und Oberlippe. Hatte sie auf ihn gewartet?
    »Warten Sie, bevor sie mit Kontos sprechen«, sagte sie mit seltsam gepreßter Stimme.
    »Nun, wenn es Ihnen lieber ist; ich bin sowieso nicht scharf darauf.«
    »Nein, hören Sie zu! Er hat mich noch nicht gesehen, und ich möchte ihm nicht in die Quere kommen. Ich glaube auch nicht, daß er Sie vom Grab kommen sah. Tun Sie einfach so, als wären Sie von einem Spaziergang zur Küste hinunter zurückgekehrt.«
    »Was? Sie…«
    »Und dann sagen Sie ihm, daß wir heute nachmittag wegfahren, Mykene besichtigen wollen.«
    »Ich kann Ihnen nicht folgen.«
    »Sie können nicht im Grab arbeiten, solange er hier ist. Und ich

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