Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Artefakt

Artefakt

Titel: Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
Vom Netzwerk:
sich schier unerträglich hinzog und ihre Nerven zu zermürben begann, seufzte er und ergriff das Wort.
    »Vor weniger als einer Stunde erhielt ich einen zutiefst beunruhigenden Anruf von Dr. Kontos. Er war äußerst erregt.«
    »Ja?« Sie gab sich erwartungsvoll, unschuldig interessiert.
    »Er hat das große Artefakt verloren.«
    In ihrem Magen zog sich etwas zusammen. »Verloren?«
    »Offenbar untersuchte er es am Fundort, da er befürchtete, der Transport könne den… äh… empfindlichen Verzierungen Schaden zufügen. Anscheinend handelt es sich um ein sehr schönes Stück.« Hampton sagte es traurig, mit einer Andeutung von Zögern.
    »Natürlich war die Ausgrabungsstätte bewacht. Doch als Alexandros von seinen Pflichten in Athen zurückkehrte, war das Stück fort.«
    »Diebe?«
    »Die Tür war noch verschlossen.«
    »Dann muß es die Wachmannschaft gewesen sein.«
    »Selbstverständlich werden die Leute… äh… vernommen.«
    »Erstaunlich, daß diese Leute glauben, sie könnten solch einen Gegenstand auf dem Schwarzen Markt verkaufen. Sie sollten wissen, daß jeder seriöse Käufer erkennen würde, daß es gestohlen ist.«
    Hampton nickte bekümmert. »Ja, ja, so ist es immer, nicht wahr? In ihrer primitiven Gewinnsucht begreifen sie es nie.« Er legte wieder die Fingerspitzen zusammen und wandte sich sinnend dem blassen Licht zu, das zum Fenster hereinströmte, durch das sie unter drolligen Wattewolken Rudermannschaften sah, die sich den grauen Charles River aufwärts mühten. »Tst, tst.«
    »Eine schreckliche Sache«, sagte sie, um etwas zu sagen.
    »In der Tat. Dr. Kontos sagte wenig über etwaige Bemühungen zur Wiedergewinnung. Ich bin jedoch sicher, daß ein Mann mit seinen Verbindungen zu Polizei und… äh… Militär in dieser Hinsicht keine Schwierigkeiten haben wird. Er fragte jedoch nach Ihren Aufzeichnungen.«
    »Viele davon sind in den Kisten, die er sich aneignete und nach Athen brachte«, sagte sie scharf.
    »Ah. Ja, er sagte, daß einige vorhanden seien… Aber die Mehrzahl davon scheint… äh… in Ihrem Besitz zu sein.«
    »Es sind meine Aufzeichnungen. George und ich entdeckten schließlich das Stück.«
    »Sie wissen, daß die Entdeckung als juristisch anwendbarer Begriff auf Gemeinschaftsgrabungen nicht anwendbar ist«, sagte er mißbilligend und bedachte sie über die Fingerspitzen hinweg, die sich rhythmisch voneinander entfernten und wieder berührten, mit einem ernsten Blick.
    »Kontos verdient keine Kooperation. Er wollte die ganze Gruppe um das Verdienst daran bringen.«
    »Wie kommen Sie darauf? Ich versichere Ihnen, das wäre nicht geschehen. Die raison d’être unserer Expedition war die Festigung der griechisch-amerikanischen Beziehungen. Für Alexandros steht ebensoviel auf dem Spiel wie…«
    »Natürlich wird er nehmen, was wir anbieten. Aber dann wird er dieses Artefakt als allein seine Entdeckung reklamieren.«
    »Ich habe mein Konzept unseres Berichts vorbereitet, und wenn Ihre Resultate mit eingeschlossen sind, wird es ein solides Stück Arbeit sein. Dieses Objekt, so faszinierend es sein mag, ist nicht derart bedeutsam. Wie Sie wissen, ist es die langsame Anhäufung von Einzelstücken, von Daten und Beobachtungen, die unseren Beruf…«
    »Hängt dieses Urteil nicht davon ab, als was der Gegenstand sich erweist?«
    Hampton schien durch ihre Unterbrechung aus dem Konzept gebracht. »Nun… äh… selbstverständlich. Ich glaube jedoch nicht, daß wir das gesamte Gebäude unserer Interpretation einer Neubewertung unterziehen müssen, nur weil ein Artefakt womöglich Einordnungsschwierigkeiten bereitet. Es könnte leicht eine Anomalie sein, ein Import aus Kreta oder einer anderen Gegend.«
    »Trotzdem, ich…«
    »Claire, Sie müssen Ihre Aufzeichnungen über diesen Gegenstand Dr. Kontos übergeben«, sagte Hampton eindringlich, als habe er sich von einem Augenblick zum anderen zu einer Veränderung der Taktik entschlossen. Der nachdenkliche, distanzierte Professor war verschwunden. Er beugte sich über den Schreibtisch. »Unverzüglich.«
    »Das werde ich nicht tun. Sie gehören nicht ihm.«
    »Er wird den Gegenstand bergen und anschließend den entsprechenden Abschnitt unserer Veröffentlichung schreiben. Dazu wird er Ihre Information brauchen.«
    »Das war der Grund seines Anrufs?«
    »Nicht allein das, nein. Aber ich versicherte ihm unserer rückhaltlosen Unterstützung.«
    »Meine Antwort bleibt nein.«
    Hampton schien bestürzt. »Sie können sich nicht

Weitere Kostenlose Bücher