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Artefakt

Artefakt

Titel: Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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geworden.«
    »Ich habe schlechtere Witze gehört.«
    Sie bestellten Meeresfrüchte und einen kalifornischen Wein, von dem Claire nie gehört hatte. Sie sagte: »Mir gefällt es hier. Es ist so – nun – ermutigend. Die schweren Vorhänge, sogar der etwas muffige Geruch. Meine Familie kommt hierher, wenn alle in der Stadt sind. Sie sind alle so alt, ich möchte wetten, sie erinnern sich noch an die Zeit, als Pferdedroschken einen hierher brachten.«
    »Deshalb Archäologie?«
    »Wie? – Ach, ich verstehe. Voreingenommenheit für die Vergangenheit.« Sie starrte verstimmt in die Kerzenflamme. »Ja, vielleicht…«
    »Nun, da wir sitzen und bestellt haben, kannst du mir die schlechte Nachricht erzählen.«
    Sie tat es und schloß mit den Worten: »Also hat Kontos entdeckt, daß der Block fehlt, aber es ist ihm nicht klar, wie sein Verschwinden bewerkstelligt wurde.«
    »Oder von wem. Aber er verdächtigt uns, würde ich sagen.«
    »So sehe ich es auch.«
    »Was kann er tun? Ich meine, bis Hampton herausbringt, daß wir das Ding haben.«
    »Ich dachte, wir würden mehr Zeit haben.«
    »Ich nicht«, erwiderte er. »Kontos fackelt nicht lange.«
    »Dann müssen wir uns beeilen.«
    »Abe arbeitet angestrengt daran, und ich verbringe praktisch meine ganze Zeit drüben. Nicht, daß ich viel tun könnte. Im Grunde bin ich eine Art Handlanger.«
    »Obwohl ich Semesterferien habe, habe ich Verpflichtungen an der Universität. Dummerweise willigte ich ein, während meines Urlaubs als Beraterin für Studentinnen zu arbeiten.«
    »Was für Rat gibst du denen?«
    »Akademisch, persönlich, was sie bedrückt. Es ist ziemlich entmutigend. Erinnert mich an einen anderen Standardwitz meines Großvaters. Wie nennt man einen Studienberater an einer Frauenuniversität?«
    Er zuckte die Achseln.
    Sie sagte mit einem ironischen Blick: »Geburtshelfer. Darin steckt mehr Wahrheit, als ich je zugegeben hätte, bevor ich mich damit befaßte. Bei vielen dreht es sich um diese Dinge.«
    »Was rätst du Ihnen?«
    »Daß sie Kapitäne ihres eigenen Geschicks sein sollen.«
    »Tiefsinnig. Wer soll die Mannschaft sein?«
    Sie lächelte gegen ihren Willen. »Gut, eine schlechte Metapher. Jedenfalls muß ich diese Beratung machen, und es geht zu Lasten meiner Archäologie. Ich habe noch meinen Teil an unserer Veröffentlichung zu schreiben. Seit einer Woche schickt Hampton mir deswegen Notizen.«
    »Der Block ist Teil dieser Veröffentlichung, nicht?« Er brach ein Stück französisches Weißbrot auseinander, das noch dampfte, und begann gedankenvoll zu kauen.
    »Nein, ich lasse das Artefakt aus. Ich meine, was kann ich schreiben, ohne zu viel zu verraten?«
    »Wenn du es ganz übergehst, machst du Hampton nur stutzig. Er wird sich fragen, ob etwas vielleicht nicht stimmt.«
    »Meinst du?«
    »Ich glaube es. Unter dieser akademischen Würde und Gespreiztheit steckt ein schlauer Taktiker.«
    »Ich weiß nie, wie ich diese Dinge spielen soll.«
    »Ich bin überzeugt, daß Hampton bereits einen Verdacht hegt.«
    »Kann er etwas Schlimmes tun? Kann er mich eines Verbrechens beschuldigen, mich festnehmen lassen?« Das Winseln war in ihre Stimme gekommen, ohne daß sie es bemerkte; sie trank ihr Glas halb leer.
    »Weswegen?«
    »Weil ich ein einzigartiges Fundstück aus Griechenland gestohlen habe.«
    »Dich dafür zur Verantwortung zu ziehen, ist Sache der Griechen. Und die haben zur Zeit anderes zu tun.«
    »Wie meinst du?«
    »Heute früh steht im Globe, daß Griechenland die diplomatischen Beziehungen zur Türkei abgebrochen hat.«
    »Nein! Die Türken sind ihnen zahlenmäßig haushoch überlegen – das ist dumm!«
    Er nickte. »Sehr. Aber es bedeutet auch, daß Kontos Wutanfälle kriegen und sich auf den Kopf stellen kann, ohne daß es viel bewirken wird. Seine Regierung hat andere, größere Sorgen.«
    »Wenn Kontos die hiesigen Behörden benachrichtigen und einen internationalen Haftbefehl erwirken würde, könnten sie mich festnehmen, nicht wahr?«
    »Nun, so etwas wird es nicht geben«, sagte er beschwichtigend. »Unsere Regierung legt in solchen Fällen ihre eigenen Maßstäbe an.« Er langte über den Tisch und legte seine Hand auf die ihre. Sie bemerkte, daß sie, ohne es zu sehen, ihr Brot neben den Teller in Stücke gerissen hatte. Der jähe Zustrom von Blut in ihr Gesicht war noch entnervender.
    »Ich… bist du sicher?«
    »Ja.«
    »Ich… wir sind in dieser Sache beide verantwortlich. Wenn Kontos… es… macht dir nichts aus?«
    Er

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