Artemis Fowl. Das magische Tor (German Edition)
bewusstlos zurückzulassen, ohne auch nur eine Ahnung von dem Plan, und das umso mehr, als sein treuer Leibwächter sich für immer als Versager fühlen würde.
Kollateralschaden. So wie ich .
»Nein. Ich kann es ihm nicht sagen, und du wirst es genauso wenig tun, denn –«
Holly unterbrach ihn mit einem Schwenk ihrer Waffe. »Keine Befehle, Mister Zivilist. Ich bin hier der zuständige Officer. Und ich lehne diese Taktik kategorisch ab.«
Artemis setzte sich wieder und ließ den Kopf in die Hände sinken. »Holly, uns bleiben noch dreißig Minuten bis Sonnenaufgang, dann sterbe ich ohnehin. Und Butler und Juliet auch. Und meine Familie. Fast alle, die mir etwas bedeuten, werden sterben. Du sorgst nur dafür, dass Opal gewinnt. Auf diese Weise rettest du niemanden.«
Holly ließ die Waffe sinken und legte ihm die Hand auf die Schulter. Plötzlich merkte Artemis, dass Elfen einen ganz eigenen, typischen Geruch hatten.
Nach Gras und Zitrone. Früher hätte ich diese Information abgespeichert .
Hollys Finger wanderten zu seinem Nacken, und er spürte ein leichtes Kribbeln.
»Die Sache gefällt mir nicht, Arty«, sagte sie. »Aber es ist ein guter Plan.«
Es dauerte einen Moment, bis das Betäubungspflaster wirkte, doch dann kippte Artemis vornüber auf den Perserteppich und landete mit der Nase in einem Lebensbaummotiv.
»Tut mir leid, Artemis«, sagte Holly und kniete sich neben ihn. »Opal gehört zu meinem Volk, also ist es an mir, dieses Opfer zu bringen.«
Artemis’ linkes Auge verdrehte sich, und seine Hand zuckte schwach.
»Bitte hass mich nicht für immer, Arty«, flüsterte Holly. »Das könnte ich nicht ertragen.« Sie nahm seine Hand und drückte sie fest. »Ich bin die Soldatin, Artemis, und das ist ein Soldatenjob.«
»Das sind gute Argumente, Holly«, erwiderte Artemis klar und deutlich. »Aber das hier ist mein Plan, und bei allem Respekt, ich bin der Einzige, der ihn richtig ausführen kann.«
Holly war verwirrt. Noch vor wenigen Sekunden war Artemis fast bewusstlos gewesen, und jetzt hielt er ihr einen seiner üblichen arroganten Vorträge.
Wie kann das sein?
Sie zog ihre Hand zurück und bemerkte eine kleine Klebeblase auf ihrer Handfläche.
Er hat mich betäubt! , erkannte sie. Dieser hinterhältige Menschenjunge hat mich betäubt .
Artemis stand auf, führte Holly zum Ledersofa und bettete sie auf die weichen Kissen. »Ich dachte mir schon, dass Foaly nicht dichthält, deshalb habe ich mir Adrenalin gespritzt, um die Wirkung deines Betäubungsmittels zu neutralisieren.«
Holly kämpfte gegen den Nebel, der sich in ihrem Kopf ausbreitete. »Wie … konntest du … das tun?«
»Logisch betrachtet, hast du kein Recht, wütend zu sein. Ich bin nur deiner Führung gefolgt.«
Tränen stiegen Holly in die Augen, als sich jenseits eines dunstverschleierten Abgrunds die Stimme der Wahrheit erhob.
Er zieht das wirklich durch.
»Nein«, brachte sie mühsam hervor.
»Es gibt keine andere Möglichkeit.«
In Hollys Magen machte sich ein kaltes, hohles Gefühl von Angst breit. »Bitte, Arty«, murmelte sie. »Lass mich …« Doch dann verstummte sie. Ihre Lippen gehorchten ihr nicht mehr.
Beinahe wäre Artemis eingeknickt – das konnte sie in seinen verschiedenfarbigen Augen sehen, dem blauen Menschen-und dem braunen Elfenauge –, doch dann trat er einen Schritt zurück und atmete tief durch.
»Nein. Ich muss es tun. Wenn das zweite Schloss geöffnet wird, werde ich sterben, aber wenn mein Plan funktioniert, werden die Seelen aller Unterirdischen innerhalb des Magiekreises ins Jenseits gezogen. Aller Unterirdischen . Nicht meine, denn ich bin ein Mensch, Holly, verstehst du das nicht? Ich bin nicht wild darauf zu sterben, und es gibt eine Chance, dass ich überlebe. Zugegeben, sie ist nicht sehr groß, aber immerhin.« Artemis rieb sich mit dem Fingerknöchel über das Auge. »Der Plan ist alles andere als perfekt, aber es gibt keine Alternative.«
Mit Hilfe der Kissen machte er es Holly so bequem wie möglich. »Ich möchte, dass du etwas weißt. Ohne dich, meine liebe Freundin, wäre ich heute nicht der, der ich bin.« Er beugte sich über sie und flüsterte. »Ich war ein gebrochener Junge, und du hast mich wieder heil gemacht. Danke.«
Holly merkte, dass sie weinte, weil ihre Sicht verschleiert war, aber sie konnte die Tränen auf ihrem Gesicht nicht spüren.
»Opal erwartet dich und mich«, hörte sie Artemis sagen. »Und genau das wird sie bekommen.«
Es ist eine Falle! ,
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