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Artemis Fowl

Artemis Fowl

Titel: Artemis Fowl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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zu beeindrucken! Doch dann begriff Captain Short ihren Fehler. Es ging nicht darum, welche Worte Butler von sich gab, sondern um den Tonfall. Er sprach sanft und beruhigend, wie ein Trainer zu einem verängstigten Einhorn.
    »Geh von dem Mädchen weg. Ganz vorsichtig.«
    Der Troll blies die Backen auf und brüllte. Einschüchterungstaktik. Ein kleiner Test. Butler verzog keine Miene.
    »Ja, ja, wirklich schauerlich. Und jetzt verschwinde nach draußen, damit ich dich nicht zu Gulasch verarbeiten muss.«
    Der Troll schnaubte beleidigt. Normalerweise genügte sein Brüllen, um alles, was in Hörweite war, in die Flucht zu schlagen.
    »Einen Schritt nach dem anderen, schön langsam. Ganz ruhig, mein Großer.«
    Fast konnte man es in den Augen des Trolls sehen. Ein Flackern der Unsicherheit. Vielleicht war dieses Menschenwesen ja...
    Und genau in dem Moment schlug Butler zu. Er tänzelte unter den Stoßzähnen hindurch und versetzte dem Troll mit seiner mittelalterlichen Waffe einen vernichtenden Kinnhaken. Mit wild fuchtelnden Klauen taumelte die Bestie rückwärts. Doch es war zu spät, Butler hatte sich bereits in Sicherheit gebracht, indem er zur anderen Seite der Halle geschossen war. Der Troll polterte hinter ihm her, lose Zähne aus dem blutigen Zahnfleisch spuckend.
    Butler ließ sich auf die Knie fallen und schlitterte wie ein Eisläufer über das gebohnerte Parkett. Er duckte sich und drehte eine Pirouette, so dass er seinem Verfolger wieder gegenüberstand. »Guck mal, was ich gefunden habe!«, sagte er und hob die SIG SAUER.
    Diesmal versuchte er erst gar keinen Schuss in die Brust. Mit der restlichen Ladung der Automatik zielte Butler auf einen Kreis von zehn Zentimeter Durchmesser zwischen den Augen des Trolls. Doch zu Butlers Pech haben Trolle durch die jahrtausendelangen Kopfstöße gegen Rivalen an der Stirn eine sehr dicke Knochenplatte entwickelt, so dass diese sonst unfehlbare Technik versagte. Die Kugeln prallten trotz ihrer Teflonbeschichtung am Schädel ab.
    Doch zehn Devastator-Kugeln kann keine Kreatur der Welt ignorieren, auch ein Troll nicht. Die Ladung hämmerte ihm einen Abdruck in den Schädel und löste eine solche Gehirnerschütterung aus, dass die Bestie rückwärts taumelte, die Pfoten vor die Stirn schlagend. Sofort setzte Butler ihm nach und bohrte ihm die Spitze der Lanze in den zottigen Fuß.
    Der Troll war halb bewusstlos, von seinem eigenen Blut geblendet und lahm. Ein normaler Mensch hätte zumindest einen Hauch von Reue empfunden, doch nicht Butler. Er hatte zu viele Männer gesehen, die von verletzten Tieren zerfleischt worden waren. Jetzt war der gefährlichste Moment und nicht der Zeitpunkt für falsches Mitgefühl, sondern für ein zielgerichtetes, erbarmungsloses Ende.
    Holly konnte nur hilflos zusehen, wie der Diener sorgfältig zielte und der verwundeten Kreatur eine Reihe vernichtender Schläge versetzte. Als Erstes zerfetzte er dem Troll die Sehnen, so dass dieser in die Knie ging, dann warf er die Lanze beiseite und wechselte zu seinen mit Eisenhandschuhen bewehrten Fäusten, die möglicherweise noch tödlicher waren als die Lanze. Der unglückselige Troll verteidigte sich, so gut er konnte, und schaffte es sogar, den Diener ein paarmal zu streifen, doch seine Angriffe prallten an der Rüstung ab. Butler platzierte seine Schläge derweil so zielgerichtet wie ein Chirurg. Von der Annahme ausgehend, dass der Körperbau eines Trolls im Wesentlichen dem eines Menschen entsprach, versetzte er der armen Kreatur einen Hagel von Schlägen, bis nur noch ein Haufen zitterndes Fell übrig war. Es war ein Mitleid erregender Anblick. Und der Diener war noch nicht fertig. Er streifte die blutüberströmten Handschuhe ab und schob einen neuen Ladestreifen in seine Waffe.
    »Mal sehen, wie dick deine Knochen unter dem Kinn sind.«
    »Nein«, stieß Holly mit dem ersten richtigen Atem aus, der wieder ihre Lungen füllte. »Nicht.«
    Butler ignorierte sie und rammte dem Troll den Pistolenlauf unter das Kinn.
    »Tun Sie's nicht... Sie stehen in meiner Schuld.«
    Butler zögerte. Es stimmte, Juliet und er waren am Leben. Ziemlich durcheinander, aber am Leben. Er zog den Hahn seiner Pistole zurück. Jede einzelne Zelle in seinem Gehirn schrie danach abzudrücken. Doch sie waren am Leben.
    »Sie stehen in meiner Schuld, Menschenwesen.«
    Butler seufzte. Das würde er später bestimmt bedauern.
    »Also gut, Captain. Soll das Vieh sich meinetwegen mit jemand anders weiterprügeln. Es kann von

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