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Arthur & George

Arthur & George

Titel: Arthur & George Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Barnes
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weiteres Tier verstümmelt und damit Ihre Unschuld beweist.«
    »Darauf kann ich nur antworten: Wenn ich so schlau gewesen wäre, mir einen derart listigen Plan auszudenken, dann wäre ich auch so schlau gewesen, ihn nicht im Voraus einem Police Constable zu verraten.«
    »Allerdings, Mr Edalji, allerdings.«
    Mr Disturnal führte das Kreuzverhör, wie George nicht anders erwartet hatte, sarkastisch und ohne jeden Respekt. Er ließ George vieles erklären, was er bereits erklärt hatte, nur um dann theatralisch zur Schau zu stellen, dass er ihm keinen Glauben schenkte. Damit wollte er zeigen, dass der Angeklagte ausgesprochen listig und verschlagen war und sich dabei aber ständig belastete. George wusste, dass er es Mr Vachell überlassen musste, darauf hinzuweisen. Er durfte sich nicht provozieren lassen; er musste sich seine Antworten gut überlegen; er musste gleichmütig bleiben.
    Natürlich kam Mr Disturnal zwangsläufig darauf zu sprechen, dass George am Abend des 17 . bis zu Mr Greens Hof gegangen war, und gestattete sich die Frage, warum George das bei seiner Aussage entfallen sein mochte. Auch beim unvermeidlichen Thema der Haare auf Georges Kleidung zeigte der Vertreter der Anklage keine Gnade.
    »Mr Edalji, Sie haben unter Eid ausgesagt, die Haare seien auf Ihre Kleidung gelangt, als Sie sich an ein Gatter zu einem Feld lehnten, auf dem Kühe standen.«
    »Ich habe gesagt, möglicherweise seien sie so dorthin gelangt.«
    »Dennoch fand Dr. Butter neunundzwanzig Haare auf Ihren Kleidern, die er dann unter einem Mikroskop untersuchte und feststellte, dass sie in Länge, Farbe und Struktur mit den Haaren auf dem Hautfetzen des toten Ponys identisch waren.«
    »Er sagte nicht identisch. Er sagte ähnlich.«
    »Ach ja?« Mr Disturnal war einen Moment lang verwirrt und tat, als konsultierte er seine Aufzeichnungen. »In der Tat. ›In Länge, Farbe und Struktur ähnlich.‹ Wie erklären Sie sich diese Ähnlichkeit, Mr Edalji?«
    »Dazu bin ich nicht in der Lage. Ich bin kein Experte für Tierhaare. Ich kann nur eine Vermutung äußern, wie solche Haare auf meine Kleidung gekommen sein könnten.«
    »Länge, Farbe und Struktur, Mr Edalji. Soll das Gericht Ihnen allen Ernstes glauben, die Haare auf Ihrem Mantel stammten von einer Kuh auf einem Feld, wenn sie die Länge, Farbe und Struktur der Haare des Ponys hatten, das in der Nacht des 17 . kaum eine Meile von Ihrem Haus entfernt aufgeschlitzt wurde?«
    Darauf hatte George keine Antwort.
    Mr Vachell rief noch einmal Mr Lewis in den Zeugenstand. Der Polizeiveterinär wiederholte seine Aussage, das Pony könne seiner Ansicht nach nicht vor 2 Uhr 30 morgens verletzt worden sein. Danach wurde er gefragt, was für ein Instrument diese Verletzungen herbeigeführt haben könnte. Eine gebogene Waffe mit konkaven Seiten. Ob Mr Lewis der Ansicht sei, dass die Verletzung auch mit einem handelsüblichen Rasiermesser zugefügt worden sein könnte? Nein, Mr Lewis war nicht der Ansicht, dass die Verletzung mit einem Rasiermesser zugefügt worden sein könnte.
    Mr Vachell rief dann Shapurji Edalji auf, Angehöriger des geistlichen Stands, und dieser wiederholte seine Aussage über die Schlafarrangements, die Tür, den Schlüssel, seinen Hexenschuss und den Zeitpunkt seines Aufwachens. George dachte, sein Vater sehe jetzt zum ersten Mal aus wie ein alter Mann. Seine Stimme wirkte nicht mehr so überzeugend, seine Gewissheiten nicht mehr so offenkundig unwiderlegbar.
    Als Mr Disturnal sich erhob, um den Pfarrer von Great Wyrley ins Kreuzverhör zu nehmen, wurde es George angst. Der Vertreter der Anklage war die Liebenswürdigkeit in Person und versicherte dem Zeugen, er werde ihn nicht lange bemühen. Dieses Versprechen erwies sich jedoch als völlig falsch. Mr Disturnal nahm jedes noch so winzige Detail von Georges Alibi und präsentierte es den Geschworenen, als wollte er es zum ersten Mal präzise werten und gewichten.
    »Sie schließen des Nachts die Schlafzimmertür ab?«
    Georges Vater schien erstaunt, dass ihm noch einmal eine Frage gestellt wurde, die er bereits beantwortet hatte. Sein Zögern wirkte unnatürlich lange. Dann sagte er: »Ja.«
    »Und schließen sie am Morgen wieder auf.«
    Wieder ein unnatürliches Zögern. »Ja.«
    »Und wohin legen Sie den Schlüssel?«
    »Der Schlüssel bleibt im Schloss.«
    »Sie verstecken ihn nicht?«
    Der Pfarrer sah Mr Disturnal an wie einen aufmüpfigen Schuljungen. »Warum in aller Welt sollte ich ihn verstecken?«
    »Sie

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