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Artikel 5

Artikel 5

Titel: Artikel 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Simmons
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Mission, Licht zu verbreiten.
    Die Aufsichtspersonen in den Korridoren werden euch zu euren Schlafräumen führen.«
    Tief, aber stockend atmete ich ein. Nein, ich konnte unmöglich fünf Monate hier zubringen. Ich würde nicht zu einem Licht verbreitenden Boten des Wahnsinns werden. Ich durfte nicht enden wie dieses leere Mädchen, das die Soldaten mehr oder weniger den Flur hinuntergeschleift hatten. Ich musste hier raus, und ich musste meine Mutter finden.
    Die Masse der Androiden teilte sich, worauf ein Mädchen mit strahlendem Gesicht und blonden Korkenzieherlocken, die ihm über die Schultern fielen, in mein Blickfeld trat. Seine hübschen blauen Augen passten zu dem munteren Lächeln. Fehlte nur noch der Heiligenschein.
    »Hi! Ich bin Rebecca Lansing, deine Zimmerkameradin.« Ihre aufreizend hohe Stimme durchdrang mühelos das Schlurfen der Füße um uns herum. »Ich freue mich ja so, dich kennenzulernen, Ember.« Sie winkte mir zu, ihr in den Korridor jenseits der Treppe zu folgen. Ich fragte mich, woher sie wusste, wer ich war.
    »Darauf wette ich«, gab ich säuerlich zurück und sah mich nach Rosa um, die jedoch bereits verschwunden war.
    Rebecca runzelte die Stirn, als sie meinen Ton hörte. »Ich weiß, am Anfang ist es schwer. Aber du gewöhnst dich daran. Und bald kommt dir das hier vor wie zu Hause, nur besser. Wie im Sommerlager.«
    Als mir klar wurde, dass sie das ernst meinte, schluckte ich schwer.
    Rebecca führte mich in einen Schlafraum. Irgendwie fühlte ich mich schmuddelig in ihrer Gegenwart. Auf meiner Schuluniform prangten immer noch die Gras- und Schmutzflecken von gestern.
    »Das ist deine Seite.« Sie zeigte auf das Bett, das der Tür am nächsten stand. Die Matratze war so dünn wie Pappe und bedeckt mit einer der fadenscheinigen rosaroten Decken, wie es sie in Krankenhäusern gab. Flankiert wurde das Bett von passenden Möbelstücken: auf einer Seite eine Kommode, auf der anderen ein Schreibtisch. Auf dem Schreibtisch sah ich eine kleine Leselampe aus Aluminium, ein paar dünne Schreibhefte und eine Bibel. Rebeccas Bett klebte an der gegenüberliegenden Wand unter dem Fenster. So wie mein Bett zu Hause.
    Tränen brannten in meinen Augen, und ich drehte mich zur Wand um, damit Rebecca sie nicht sah.
    »Ich habe dir schon mal eine Uniform besorgt«, erklärte mir Rebecca hilfreich und reichte mir ein ordentlich zusammengefaltetes blaues Ensemble und einen grauen Wollpullover. »Und ich habe dir ein Frühstück geholt. Eigentlich dürfen wir kein Essen im Zimmer haben, aber sie haben eine Ausnahme gemacht, weil ich SH bin.«
    Ob Rebecca menschlich war oder nicht, ich war dankbar für das Essen.
    »Bist du wirklich schon drei Jahre hier?«, fragte ich zwischen einigen heißhungrig hinuntergeschlungenen Löffeln mit Müsli.
    »O ja«, sagte sie mit ihrer zuckrigen Stimme. »Mir gefällt es hier.«
    Ich kam mir vor wie in einer Science-Fiction-Story. Die Art Geschichte, in denen sie Pillen herstellen, mit denen sie das Bewusstsein kontrollieren können.
    Rebecca war von ihren Eltern abgegeben worden, noch bevor Präsident Scarboro die Moralstatuten in Kraft gesetzt hatte. Ihre Eltern waren Missionare und fortgezogen, um Gott in Übersee zu dienen, ehe internationale Reisen untersagt worden waren.
    Als Rebecca mir mehr über sich erzählte, verwandelte sich mein Entsetzen in Mitgefühl. Ihre Eltern hatten keinen Kontakt mehr zu ihr aufgenommen, seit sie das Land verlassen hatten, und obwohl sie hartnäckig erklärte, sie würden noch leben, hatte ich so meine Zweifel. Im Zuge des Krieges waren viele antiamerikanische Vorurteile entstanden.
    Ich konnte mich des Gedankens nicht erwehren, was für schreckliche Eltern das sein mussten, die ihr Kind einfach zurückließen, umso mehr an einem Ort wie diesem. Wieder fragte ich mich, ob ich mir genug Mühe gegeben hatte, als ich bei meinem Abtransport mit den Soldaten diskutiert hatte. Schließlich schluckte ich die Schuldgefühle hinunter, aber sie lagen so schwer wie ein Felsbrocken in meinem Magen.
    Rebecca saß am Ende meines Betts und flocht ihr goldenes Haar über der Schulter, während ich mich umzog. Sie plapperte davon, wie aufgeregt sie sei, eine neue Zimmerkameradin zu haben, und dass wir die besten Freundinnen werden würden, worauf ich mir sämtliche Fragen sparte, die ich ihr gern über Ms Brock und die Heilsschwestern gestellt hätte. Das Gerede war so oberflächlich, dass es nur gespielt sein konnte, aber dennoch war ich ziemlich

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