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Artikel 5

Artikel 5

Titel: Artikel 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Simmons
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Brock hatte gesagt, sie sollten Rosa zum »unteren Campus« bringen; vielleicht hatte sie damit dieses Haus gemeint. Meine Erinnerung förderte ein metallisches Kreischen zutage, das ich gehört hatte, als ich das Telefon in der Ambulanz gesucht hatte. War das Rosas Schrei gewesen?
    Mir wurde schwindelig. Ich konnte die männliche Stimme immer noch nicht einordnen.
    Rebecca schwieg kurz, doch dann sagte sie: »Ich schätze, du hast recht.«
    »Was, tut sie dir jetzt leid? Ach, sei nicht traurig, Becca. Hey, ich wette, ich kann dich aufmuntern.«
    Sie schwiegen, und mich packte die Furcht, sie könnten ohne mich weiterziehen. In Panik reckte ich den Kopf hoch, um über den Stamm zu lugen.
    Mir blieb der Mund offen stehen.
    Rebecca Lansing saß in einem großen, blauen Wachstuchmantel auf dem Generator, die nackten Beine um die Hüften eines Soldaten gewickelt – die Hüften des Soldaten mit dem sandfarbenen Haar. Der fast attraktive Wachmann, der heute Morgen ihre Reihe abgenommen hatte. Er hatte eine Hand in ihr verwuscheltes blondes Haar gegraben, die andere lag auf ihrem bloßen Oberschenkel. Ihre Lippen pressten sich in fieberhafter Leidenschaft aufeinander.
    Ein Teil von mir wusste, dass das nur ein Traum sein konnte. In der Geschichte des Menschengeschlechts gab es nirgends einen Platz, an dem diese prüde, heilige Rebecca, meine Zimmergenossin, die studentische Hilfskraft, sich mit einem Soldaten einlassen konnte. Auf dem Schulgelände. Mitten in der Nacht.
    Zorn wallte in mir hoch. Rosa war in dieser Hütte und wurde bestraft, während Rebecca mit diesem Kerl auf dem Generator herummachte. Meine Hände ballten sich zu Fäusten. Meine Kiefer mahlten. Und wenn mich mein Verstand bis dahin noch nicht ganz im Stich gelassen hatte, so holte er es nun nach.
    Ehe ich wusste, was ich tat, stand ich auf den Beinen.
    »Was war …?«
    Ich war nicht überrascht, als mich eine Taschenlampe blendete. Der Lichtstrahl erwischte mich mitten im Gesicht, während die Personen hinter der Lampe mit der Schwärze des Waldes verschmolzen. Ich riss eine Hand hoch, schirmte meine Augen ab und marschierte blind um den Stamm herum und über Schmutz und Äste auf das Licht zu.
    »Wer ist das?«, hörte ich Rebecca sagen. Und dann: »O mein Gott.«
    Der Soldat fluchte. Sean hatte sie ihn genannt. Er löste sich von Rebecca und stürzte auf mich zu. Beinahe wünschte ich, er würde mich erreichen. Alles, was ich sah, wenn ich ihn betrachtete, war sein versteinertes Gesicht, als er Rosa davongeschleppt hatte.
    »Aufhören!« Rebecca sprang von dem Generator herunter und baute sich vor ihm auf. »Ember, was machst du hier?« Ich hasste diese dünne, muntere Stimme.
    »Du Heuchlerin !«, grollte ich.
    »Was? Wie lange bist du schon hier?«
    »Lange genug, Becca. « Meine Worte mochten heiser klingen, doch sie strömten hervor wie Wasser aus einem geborstenen Rohr.
    »Es ist nicht, wonach es aussieht.«
    »Ach, wirklich ?«
    »Hast du nicht gesagt, sie schläft?« Banks brüllte fast.
    »Halt’s Maul, Sean«, blaffte sie, und als er schwieg, packte sie meinen Ärmel und versuchte, mich zur Einrichtung zu zerren. »Komm, wir gehen zurück.«
    »Das glaube ich nicht«, antwortete ich. »Auf dich habe ich lange genug gehört.«
    »Du musst mitkommen. Die nächste Wache kommt in ein paar Minuten. Wenn du geschnappt wirst, ist es aus mit dir. Verstanden?«
    »Nur mit mir? Kann ich mir nicht vorstellen«, sagte ich mit einer Stimme, die sich anhörte wie meine, aber viel kühner klang. Alles an mir schien sich in Auflösung zu befinden. Meine Haut war eiskalt, aber das Blut darunter war heiß. Meine Organe fühlten sich an wie einzelne, zerstückelte Objekte. Es kostete mich viel Überwindung, die kalte Luft zu atmen. Ich fühlte mich gar nicht wie ich selbst.
    »Glaubst du etwa, die interessiert, dass Sean und ich hier draußen sind?«, sagte sie und wedelte frustriert mit den Armen. »Glaubst du etwa, die hätten nicht alle schon das Gleiche getan? Die passen aufeinander auf, kapiert? Und dich werden sie bestrafen, wenn du ihn verpfeifst.«
    »Vielleicht werden sie das«, stimmte ich zu, und mein Groll kletterte eine Stufe höher. »Und vielleicht ist es den Wachen egal, aber ich bin sicher, Ms Brock würde sich unendlich freuen zu hören, dass ihr glänzender Stern am Himmel sich draußen mit Soldaten herumtreibt.«
    Banks schaute sie an. Sein Gesicht verzerrte sich vor Panik – immerhin eine echte Emotion. Dann starrte er mich an, und sein

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