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Artikel 5

Artikel 5

Titel: Artikel 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Simmons
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Türrahmen kletterte. Von einem ausgebrannten Honda abgesehen, den irgendjemand schon vor Jahren in Brand gesteckt haben musste, war er verlassen.
    Scharf sog ich die Luft ein, ehe ich ihm folgte.
    Direkt vor mir lag eine umgekippte Registrierkasse am Boden. Metallregale und -tische waren umgeworfen oder auf die Gänge gekippt worden. Ein großer Teil der Kleidung war fort, vermutlich gestohlen, und was übrig war, verteilte sich im Laden, als hätte dort ein Tornado gewütet. Als ich weiter hineinging, sah ich Trainingsgeräte und Gewichte, samt und sonders in neonfarbener Sprühfarbe mit dem immer gleichen Symbol gekennzeichnet: durchkreuzte MM -Insignien. Sportzubehör aus einem Regal lag auf dem fleckigen Laminatboden verteilt. Verschiedenste Bälle lagen auf dem Boden bis zur Rückwand des Geschäfts.
    »Such nach Klamotten. Ich schaue mal, was ich sonst noch finden kann.«
    Ich nickte, und obwohl ich wusste, dass es in Anbetracht des Zustandes, in dem sich der Laden befand, lächerlich war, suchte ich nach Überwachungskameras.
    »Du wirst nicht geschnappt«, sagte Chase, der offenbar meine Gedanken gelesen hatte. »Außerdem, sieh dich mal um: Mehr Schaden kannst du hier auch nicht mehr anrichten.«
    Er hatte nicht unrecht, aber ich war in den letzten Wochen paranoid geworden, und dieser Ort war unheimlich. Ich befürchtete, die MM könnte uns irgendwie beobachten. Befürchtete, wir wären in eine Falle gelaufen.
    Ich war froh, dass Chase nach oben gehen wollte, denn der Pfeil an dem Schild DAMENBEKLEIDUNG zeigte ebenfalls aufwärts. Die reglose Rolltreppe ächzte unter unserem Gewicht, als wir hinauf zur Campingabteilung kletterten. Es erschien surreal, dass Leute einmal zu ihrer Erholung gecampt hatten, aber ich wusste, dass Chase und seine Familie das oft getan hatten, als ich noch klein gewesen war. Als er sich auf den Weg zu den Stahlregalen machte, spürte ich erneut die Panik in mir aufsteigen.
    »Du bist doch gleich da drüben?« Ich zeigte über ein zerdrücktes Zelt am Boden hinweg.
    Etwas veränderte sich in seiner Miene, als er meine Besorgnis erkannte.
    »Ich bin in der Nähe«, sagte er leise.
    Ein Oberlicht in Deckenmitte ließ einen schwachen Lichtschein herein. Je näher ich jedoch der Wand kam, desto schattiger wurde es, bis ich schließlich angestrengt blinzeln musste, um den Boden zu erkennen. Vorsichtig trat ich über allerlei Schutt hinweg, der sich in den Gängen gesammelt hatte, und fand schließlich einige Regale mit Kleidungsstücken, die vergleichsweise unberührt aussahen. Die Oberteile waren alle hauteng, die Hosen im Bootlegstil, wie es damals Mode gewesen war. Aber wie alt die Sachen auch sein mochten, für mich waren sie neu. Das Gewebe mochte Staub angesetzt haben, aber diese Kleidungsstücke wiesen immer noch die scharfen Knicke fabrikneuer, gefalteter Ware auf, und sie trugen immer noch ihre Größenetiketten. Seit meine Mutter ihren Job verloren hatte, besaß ich keine Kleidungsstücke mehr, die nicht aus einer Spendensammelstelle stammten. Der Gedanke entlockte mir trotz der Umstände ein leises Kichern.
    Es gab ein Sonderangebot an Damenwanderstiefeln: $ 59,99. Kostenlos für mich, dachte ich schuldbewusst und wühlte in den über den Boden verteilten Schuhkartons nach einem Paar in meiner Größe. So etwas hätten wir uns nie leisten können, auch nicht vor acht Jahren. Bedachte man die Inflation, so würden diese Schuhe jetzt deutlich über $ 100 kosten. Ich bekam $-100-Schuhe. Ich konnte kaum erwarten, Beth davon zu erzählen.
    Falls ich je wieder mit ihr sprechen würde.
    Ich vertrieb den Gedanken aus meinem Kopf. Hinter mir war ein Ständer mit Jeans, und ich nahm mir rasch eine Hose in meiner Größe. Ganz unten sah ich einen Wintermantel mit einer minimalen Staubschicht, den ich mir ebenfalls schnappte. Dann noch ein Tanktop, ein enges T-Shirt, ein Thermohemd und einen Pullover. Außerdem ein paar Ersatzsocken, nur zur Sicherheit, und eine geschlossene Packung Unterwäsche. Als mir einfiel, dass meine Mutter vielleicht keine Kleidung zum Wechseln hatte, packte ich für sie ebenfalls einen Satz Klamotten ein.
    Als ich dann aber zur Anprobe ging, blieb mir das Lachen im Halse stecken. Die Garderobe war etwa so groß wie ein Schrank; ohne die helle Deckenbeleuchtung sah sie aus wie die Einzelzelle, die ich in der Hütte gesehen hatte.
    Ganz bestimmt wollte ich mich dort nicht selbst einschließen.
    Ich sah mich nach Chase um, konnte ihn aber nicht entdecken. Doch ich

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