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Arto Ratamo 7: Der Finne

Arto Ratamo 7: Der Finne

Titel: Arto Ratamo 7: Der Finne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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an. »Der FSB erledigt diese Angelegenheit, wie er es für richtig hält.«
    Furow wirkte beleidigt und überrascht. »Das würde ich nicht empfehlen. Ich habe über diese Angelegenheit mit meinem Vorgesetzten, dem Patriarchen, gesprochen, und er war derselben Meinung wie ich: Das Kind muss befreit werden, niemand darf zu Schaden kommen, und das ›Schwert des Marschalls‹ muss … nach Russland in Sicherheit gebracht werden. Das solltest du aber wissen. Der Patriarch hat all das schon mit General Korolkow abgesprochen«
    Jarkow runzelte die Stirn, als er nachdachte. Hatte Korolkow ihn deswegen angerufen? Sein Entschluss war schnell gefasst. Er holte ein Telefon aus der Tasche und befahl seinen Mitarbeitern, die sich um Taru Otsamos Tochter kümmerten, das Kind den Großeltern zurückzubringen.
    »Sagen Sie, dass sie das Mädchen zur Polizeistation schaffen müssen. Ich will von meinem Vater hören, dass Paula bei der Polizei in Sicherheit ist«, verlangte Taru. Sie versuchte die Freude, die in ihr aufstieg, zu unterdrücken. Paula war noch nicht gerettet. Alles schien möglich, es konnte noch etwas schiefgehen.
    Jarkows Wangenmuskeln spannten sich, aber er ging auf ihre Forderung ein, rief seine Leute an und trat dann vor Taru Otsamo. »Das dauert nur einen Augenblick, meine Mitarbeiter haben in der Nähe des Hauses Ihrer Eltern auf Anweisungen gewartet«, sagte er auf Finnisch.
    Es donnerte mehrmals, und der Regen draußen wurde heftiger. Jemand klopfte mit dem Schuh auf den Bohlenboden,Sutela ballte die Fäuste, und Taru Otsamo starrte auf Jarkows Telefon und hielt den Atem an. Sie erlebte die längsten Sekunden ihres Lebens, wenn Paula in Sicherheit wäre, war alles andere nicht mehr so wichtig.
    Endlich klingelte das Handy. Jarkow meldete sich und hielt Taru Otsamo das Telefon ans Ohr.
    »Wir sind hier auf der Polizeiwache, ich und Paula. Die Männer sind verschwunden. Ich kann das Telefon einem Polizisten geben, warte …« Jouni Otsamos Satz brach ab, als Jarkow das Gespräch beendete. Taru schloss die Augen, und ihr angespannter Körper erschlaffte, als ihn eine Welle der Erleichterung durchströmte.
    »Das Dokument«, Jarkow streckte die Hand aus und hielt sie Sutela hin, der mit einem Blick Unterstützung suchte, erst bei Taru und dann bei Furow. Beide nickten.
    Aufgeregt ging Sutela zu Jarkow, stellte sich neben ihn, öffnete die Rolle und hielt die Blätter so, dass er sie auch lesen konnte. Er kniff die Augen zusammen und versuchte den bohrenden Schmerz in seinem Kopf zu ignorieren.
     
    Dies ist das letzte Kapitel meiner Geschichte. Es gibt kein »Schwert des Marschalls«. Ich war gezwungen, es zu erfinden, um Dich oder Euch dazu zu bewegen, alles zu lesen, was ich berichten wollte.
     
    Otto Forsman,
227
     
    »Ich hab’s gewusst! Forsman war ein Verrückter«, rief Jarkow und sah hocherfreut aus. Das »Schwert des Marschalls« würde Russland nie Schaden zufügen und auch sonst niemandem. Am liebsten wäre er sofort aus der Kapelle und aus diesem Land verschwunden, aber die Neugier zwang ihn, Forsmans letzten Brief zu lesen.
     
    FINNLAND, Kapitel
6. Nachkriegszeit
    Nach dem Zwischenfrieden von Moskau teilte die Sowjetunion der finnischen Regierung 1944 inoffiziell mit, dass sie die Entlassung Marschall Mannerheims als Präsident und seine Verurteilung zu einer Gefängnisstrafe wegen Kriegsverbrechen verlangen würde. Die Forderung fand Anklang bei den finnischen Kommunisten, die den Weg zu einem sozialistischen Staat frei machen wollten, sowie bei Regierungspolitikern, die eine neue, der Sowjetunion gegenüber wohlwollende Linie befolgten und einen Sündenbock für die Kriege suchten. Mannerheim benutzte das »Schwert des Marschalls« das letzte Mal 1945, um sicherzustellen, dass er nicht auf einem Kriegsverbrecherprozess angeklagt würde wie Ryti, Rangell, Linkomies, Ramsay, Tanner, Kukkonen, Reinikka und Kivimäki.
    Präsident Paasikivi benutzte das »Schwert des Marschalls« das erste Mal 1948, als Stalin Finnland zwingen wollte, mit der Sowjetunion einen ähnlichen, einem Militärbündnis gleichzusetzenden Freundschaftsvertrag wie mit Rumänien und Ungarn abzuschließen. Dank Paasikivi und dem »Schwert des Marschalls« behielt Finnland damals seine Unabhängigkeit. Das nächste Mal wurde das Dokument im September 1955 gebraucht, als Paasikivi mit dessen Hilfe Chruschtschow in Moskau unter Druck setzte, und Porkkala daraufhin achtunddreißig Jahre eher als vorgesehen an Finnland zurückgegeben

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