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Arto Ratamo 7: Der Finne

Arto Ratamo 7: Der Finne

Titel: Arto Ratamo 7: Der Finne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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Der junge Mann lag in einer unnatürlichen Haltung da und starrte mit offenen Augen zur Decke. Ratamo erkannte ihn sofort. Vater Peters Kopf umgab ein blutiger Heiligenschein. Seine Hände hatten die Kriminaltechniker in Plastikbeutel gesteckt, die wie riesige Fäustlinge aussahen.
    »Das ist ein Priester der russisch-orthodoxen Kirche, Vater Peter. Ich habe ihn gestern Abend getroffen«, sagte Ratamo und atmete tief durch, um seinen Puls zu beruhigen, er fühlte sich schwach und spürte einen Druck auf der Brust.
    Die Kriminaltechniker in ihren weißen Schutzanzügen sammelten mit Klebeband und Pinzetten Proben von der Kleidung der Toten ein und stellten mit einem Staubsauger Abfall auf den Bodenbohlen sicher. Abstände wurden gemessen, und immer mehr Beutel mit Beweisstücken kamen zusammen. Ein Techniker stellte Nummernschilder an den Fundstellen auf, und ein anderer Polizist markierte und verschob immer wieder die Grenzen des Bereichs, der schon untersucht war. Eine Videokamera lief, und eine Digitalkamera ebenso.
    Ratamo winkte Kommissar Niittymaa wieder zu sich heran.
    »Hat jemand etwas gesehen, als ihr hierhergekommen seid? Waren hier Touristen, irgendjemand?«
    Niittymaa schüttelte den Kopf. »Hier waren nur Leichen. Aber auf der Herfahrt kam uns auf der Kaisalantie ein Geländewagen mit vier Leuten entgegen.«
    »Wie sahen sie aus?«, fragte Riitta Kuurma hastig. Niittymaa runzelte die Stirn und rief eine seiner Mitarbeiterinnen.
    »Die Leute von der SUPO fragen nach dem Geländewagen«, sagte Niittymaa zu einer dunkelhaarigen, etwa fünfzig Jahre alten Polizistin, die einen schockierten Eindruck machte.
    »Es war ein Range Rover«, erinnerte sich die Frau. »Und drin saßen Finnen. Einer starrte durch das Rückfenster heraus, und der sah wirklich sehr merkwürdig aus, so einen Typ habe ich noch nie gesehen. Als hätte er ein Auge auf der Backe gehabt. Das war wohl ein Muttermal oder eine Brandwunde, aber merkwürdig sah es schon aus, ganz …«
    »Derselbe Mann, den Vater Peter in Mellunmäki gesehen hat«, knurrte Ratamo. Er packte Riitta Kuurma am Arm und zog sie weiter weg von den Kollegen aus Pori.
    »Ruf in Helsinki an, das Sondereinsatzkommando Karhu muss alarmiert werden. Sutela und Otsamo haben das hier nicht angerichtet, das ist sicher. Der Killer läuft frei herum.«

52
    Vantaa, Sonntag, 13. August
    »Es tut mir leid, dass ich so kurzfristig darum bitte und noch dazu am Sonntagmorgen, aber unser britischer Gast ist erst heute auf die Idee gekommen, den Rittersaal zu besichtigen. Er möchte finnische Adelswappen fotografieren und einen Artikel über Ihre Einrichtung für die Zeitung des Heraldik-Vereins der Universität Oxford schreiben. Wir bezahlen auch gern etwas zusätzlich, wenn das erforderlich ist«, versicherte Vikar Furow der Kanzlistin des Rittersaals auf Englisch, es war ihm gelungen, ihre Handynummer bei der Auskunft zu bekommen.
    »Aber natürlich ist das möglich. Ich werde Sie gern hier willkommen heißen«, antwortete die Frau erfreut. »In unserem Haus gibt es heute keine Führungen, das heißt, Sie können sich unseren Sitzungssaal in aller Ruhe anschauen. Rufen Sie noch einmal an, wenn Sie hier in Kruununhaka eintreffen, ich werde Ihnen dann alles zeigen.«
    Furow atmete tief durch, ein Glück, dass sie nun wenigstens nicht in den Rittersaal einbrechen mussten. Das hätte möglicherweise zu neuen Problemen geführt, und bei der Suche nach dem »Opferbuch« hatte es schon genug rätselhafte Wendungen gegeben. Wie zum Teufel war es Vater Peter gelungen, zum Predigthaus des heiligen Henrik zu kommen? Von wem hatte der Mann erfahren, dass er und die »Flunder« zusammenarbeiteten, wo doch nicht einmal Jarkow davon wusste? Der Einsatz in diesem Spiel wurde immer höher. Über Vater Peter könnte die Polizei nun einen Zusammenhang zwischen den Ereignissen in Kokemäki undOtto Forsmans Tod feststellen, und auch die Sicherheitspolizei würde sich garantiert für den Fall interessieren, wenn ihr klar wurde, dass es sich bei einem der Toten um Major Rodion Jarkow handelte, den Leiter des Ermittlungsdirektorats im FSB. Nur gut, dass die »Flunder« Eerik Sutela nicht ins Jenseits befördert hatte, bevor der Finne erzählen konnte, dass sich das »Schwert des Marschalls« in dem Gebäude befand, das Rittersaal genannt wurde.
    »Wir sind gerade in Vantaa eingetroffen«, sagte Eerik Sutela am Steuer des Range Rover und versuchte nicht an die Kopfschmerzen zu denken. Er wusste, dass er in

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