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Arto Ratamo 7: Der Finne

Arto Ratamo 7: Der Finne

Titel: Arto Ratamo 7: Der Finne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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erfahren, wie man das »Schwert des Marschalls« nach 1944 genutzt hatte? War das »Schwert des Marschalls« vielleicht mehr als nur ein historisches Dokument, hatte man es bis in die Gegenwart aktualisiert? Enthielt es Geheimnisse, die sich auf Staatsoberhäupter, die noch an der Macht waren, und auf heutige Supermächte bezogen?
    Die »Flunder« beugte sich zu Sutela vor, um einen Blick auf das Armaturenbrett des Range Rover zu werfen. »Du kannst an nächster Tankstelle anhalten. Fahr an Automatik-Zapfsäule«, befahl er Sutela in seinem gebrochenen Englisch.
    Sutela wollte erwidern, dass die Warnlampe erst seit einer Minute leuchtete, aber dann verkniff er sich die Bemerkung, als ihm einfiel, dass sich beim Halt an einer Tankstelle eine Möglichkeit zur Flucht bieten könnte. Die Migräne erschwerte das Nachdenken, es kam ihm vor, als wäre sein Hirn eine zähe, dickflüssige Masse. Er sah die Schilder von Keimolantortti und Neste, steuerte den Geländewagen auf die Zufahrt zur Tankstelle und überlegte fieberhaft. Würde der Killer selbst tanken oder den schmächtigen Furow damit beauftragen? Er selbst oder Taru dürften wohl kaum aussteigen. Würde der Killer ihn an der Tankstelle erschießen, wenn es ihm gelang, das Auto zu verlassen? Höchstwahrscheinlich.
    Sutela hielt an den Zapfsäulen an, drehte den Zündschlüssel um und wartete, was geschehen würde. Die Hoffnungen auf eine Flucht wurden mit einem Schlag zunichte gemacht, als sich ein Metallring um sein Handgelenk spannte und der zweite Teil der Handschellen am Lenkrad einrastete. Dann fesselte der Killer Taru auf die gleiche Weise an die hintere Tür und stieg aus.
     
    Wachtmeisterin Liisa Koski saß im Café der Neste-Tankstelle, warf einen Blick auf ihren in die Zeitung vertieften Partner Sihvonen und biss lustlos in ihre Zimtschnecke. Was würde mit dem kleinen Kind geschehen, das sie eben ins Ambulatorium gebracht hatten? Sie wunderte sich schon nicht mehr darüber, wie jemand einen zweijährigen Jungen tagelang in der Wohnung allein lassen konnte, als Polizist bekam man viel scheußlichere Dinge zu sehen.
    »Der Zirkus bleibt, aber die Clowns wechseln«, sagte Sihvonen, als er das traurige Gesicht seiner jungen Kollegin sah. »Man darf sich über solche Dinge nicht zu lange einen Kopf machen. Jemand muss diese schmutzige Arbeit erledigen. Es ist Sache der Tanten von der Fürsorge, der Weißkittel, der Seelenklempner und der Richter, sich tiefschürfende Gedanken zu machen.«
    Davon wurde Liisa auch nicht besser, obwohl Sihvonen natürlich Recht hatte, wie immer. Der Mann wusste über die Polizeiarbeit alles, was man wissen musste. Liisa sah durchs Fenster, wie ein merkwürdig aussehender Mann an der Tankstelle schon den dritten Schlüssel für den Benzintank seines Range Rover probierte. Es schien so, als wäre er ein Anfänger. Der Typ war eine außergewöhnliche Erscheinung: Das rote Muttermal auf seiner Wange sah aus der Ferne betrachtet aus wie ein … Auge. Als der Tank gefüllt war, setzte sich der kahlköpfige Mann auf den Rücksitz des Geländewagens, und wenig später verließ das Auto langsam die Tankstelle.
    Ein Bild drängte mit aller Macht in Liisas Gedächtnis an die Oberfläche, aber es rutschte ihr immer wieder weg. Doch dann schossen die Begriffe »kahlköpfig« und »dun kelrote Pigmentflecken im Gesicht« in ihr Bewusstsein, und ihr Gesichtsausdruck hellte sich auf.
    »Sihvonen. Erinnerst du dich an die Fahndungsmeldung, über die wir uns heute Morgen gewundert haben? ›Ein kahlköpfiger Mann mit Pigmentflecken im Gesicht, wahrscheinlich unterwegs nach Helsinki, äußerst gefährlich und bewaffnet.‹ Möglicherweise hat der Typ gerade draußen einen Range Rover aufgetankt, Kennzeichen JFB-183.« Liisa nickte in Richtung Tankstelle und schaute dann zu, wie Hauptwachtmeister Sihvonen hinausstürmte.

53
    Moskau, Sonntag, 13. August
    Im Kreml glitzerten die vergoldeten Kuppeln der Maria-Entschlafens-Kathedrale im Sonnenlicht. Der Patriarch von Moskau und ganz Russland Wladimir II. warf einen Blick auf die Fresken an den hellen Wänden des Westportals, schob die schwere Holztür mühsam auf und befahl seinem Helfer Vater Ephraim, draußen zu warten. Hastig bekreuzigte er sich und schloss die Tür, deren geschnitzte Ornamente Ereignisse aus der Bibel darstellten. Er hätte zur Ruhe kommen und beten müssen, aber die Zeit war knapp.
    Diese Kirche und ihre Vorgänger waren vom 14. Jahrhundert bis zur Revolution das wichtigste

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