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Arto Ratamo 7: Der Finne

Arto Ratamo 7: Der Finne

Titel: Arto Ratamo 7: Der Finne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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Otto Forsman beabsichtigt eine Wanderung ins russische Lappland zu unternehmen, in die Nähe von Petsamo. Angeblich handelt es sich um eine kombinierte Dienst- und Vergnügungsreise; dieser Eerik Sutela will irgendeinen historisch bedeutsamen Ort besuchen. Er braucht dich offen gesagt als Kindermädchen: Sutela ist Historiker und kein Wanderer, der sich in der Einöde auskennt. Otto Forsman hat mich seinem Sohn empfohlen, aber ich werde doch in meinem Alter nicht mehr in der Sommerhitze irgendwo durch die russische Wildnis stiefeln. Und meine Kondition ist nicht mehr das, was sie mal war, der Rücken wird immer schlimmer.« Ketonen versuchte mit vollem Mund ein paar Mitleidspunkte zu sammeln.
    »Petsamo ist Finnland und nicht Russland, an dieser Tatsache ändert auch die Verlegung der Grenze nach dem Krieg nichts«, erwiderte Ratamo und verschlang eine Gabel voll Vorschmack.
    Ketonen hörte auf zu kauen, seine Verblüffung schien übertrieben. »Das ist genau die Haltung, die zu Kriegen führt. Sowohl die Juden als auch die Palästinenser habenimmer im jetzigen Israel gelebt, Kosovo ist immer ein Teil Serbiens gewesen, und die Iraker haben Kuwait nur wieder mit ihrem Land vereinigt. Man müsste doch nun begreifen, dass kein Volk irgendeine Region für alle Zeiten bewohnt. Staaten kommen und gehen, und Grenzen werden mal hierhin, mal dorthin verlegt. Petsamo gehörte auch nur reichlich zwanzig Jahre zu Finnland, vom Dorpater Frieden 1920 bis zum Waffenstillstand von 1944.«
    »Na ja, Karelien jedenfalls ist ein Teil Finnlands«, knurrte Ratamo. Er war wirklich nicht in der Stimmung, mit jemandem einen Disput zu führen.
    Ketonen stopfte sich einen weiteren Strömling in den Mund. »Lass es dir wenigstens mal durch den Kopf gehen. Die Reise wird nicht lange dauern, alle Kosten werden übernommen, und du kannst in einer tollen Landschaft mit der Spinnangel auf Lachs gehen. Du musst nur ab und zu ein Auge auf diesen Eerik Sutela haben, und ansonsten kannst du machen, wozu du Lust hast. Du würdest mir einen großen Gefallen tun.«
    »Wieso haben Vater und Sohn unterschiedliche Familiennamen?«, fragte Ratamo, während sein Zander serviert wurde.
    Neidisch schaute Ketonen zu, wie Ratamo es sich schmecken ließ, und wischte mit einer Scheibe Roggenbrot die Reste des Kartoffelbreis von seinem Teller. »Eerik hat aus irgendeinem Grund den Familiennamen seiner Mutter bekommen. Aber soweit ich mich entsinne, ist Ottos Frau schon bald nach der Geburt des Sohnes abgehauen, und Eerik blieb bei seinem Vater. Das ist schon so lange her, dass ich mich nicht mehr an alles genau erinnere. Damals habe ich Otto allerdings ziemlich oft getroffen, wir haben in den sechziger Jahren zur gleichen Zeit neben der Arbeit Jura studiert. Otto saß in der Hauptabteilung Polizei im Innenministerium und ich in der Zentrale der Kriminalpolizei. Inder Fakultät waren wir beide älter als die anderen und fühlten uns ein wenig als Außenstehende. Ich habe von Otto gute Ratschläge für mein Studium bekommen, er hatte zwei Jahre vor mir angefangen.«
    Ratamo fiel auf, dass Ketonen den direkten Blickkontakt mied. »Irgendetwas an der Sache ist faul. Warum hat Otto Forsman seinem Sohn angeblich dich als Begleiter für die Reise nach Lappland empfohlen? Weshalb braucht dieser Sutela dabei einen ehemaligen SUPO-Mitarbeiter?«
    »In der russischen Wildnis ist das Wandern nicht unbedingt ein Kinderspiel. Vor allem dann, wenn irgendetwas Überraschendes passiert«, antwortete Ketonen. »Ich glaube, Otto Forsman will nur jemanden bei seinem Sohn haben, der weiß, was zu tun ist, wenn etwas schiefläuft.«
    »Zwei Kaffee und die Rechnung«, sagte Ketonen hastig, als der Kellner kam, um die Teller abzuräumen. Er wollte Ratamo nicht auch noch einen Nachtisch bezahlen.
    Ratamo wischte sich die Mundwinkel ab und beobachtete seinen Exchef. Der schien ihm irgendwelche Informationen vorzuenthalten. Sie hatten so viele Jahre zusammengearbeitet, dass er Jussi gut genug kannte.
    »Na gut, ich erzähle es dir. Du erfährst es ja sowieso bald«, fuhr Ketonen fort und seufzte laut. »Die Schwester vom Pflegedienst, die Otto Forsman betreut, wurde letzten Montag in Kamppi mit dem Messer umgebracht. Die Polizei hat herausgefunden, dass die Frau an dem Morgen bei Forsman gewesen ist. Man hat versucht, Otto zu erreichen, und dabei stellte sich heraus, dass er verschwunden ist. Otto war immer ein einsamer Wolf, es kann gut sein, dass er einfach nur verreist ist. Woher soll man

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