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Arto Ratamo 7: Der Finne

Arto Ratamo 7: Der Finne

Titel: Arto Ratamo 7: Der Finne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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der Patriotismus der Reden Mannerheims als pathetisch, ihn jedoch beeindruckte und bewegte er immer noch.
    »Ihr Kämpfer des Freiheitskrieges, ihr ruhmreichen Männer aus dem Winterkrieg, meine tapferen Soldaten! Ein neuer Tag ist angebrochen. Karelien erhebt sich, in euren Reihen marschieren seine eigenen Bataillone. Die Freiheit Kareliens und ein großes Finnland leuchten schon vor uns im gewaltigen Strom der welthistorischen Ereignisse. Möge die Vorsehung, die das Schicksal der Völker lenkt, der finnischen Armee erlauben, das Versprechen zu erfüllen, das ich dem Stamm Kareliens gegeben habe.«
    »Soldaten! Der Boden, den ihr betretet, ist mit dem Blut und den Leiden unseres Stammes getränkter heiliger Boden. Eure Siege werden Karelien befreien, und eure Taten werden Finnland eine große und glückliche Zukunft sichern. Mannerheim.«
    Die Klingel an der Tür schrillte. Fast wäre ihm das Herz stehen geblieben, und sein Weinglas fiel geräuschvoll auf den Holzfußboden. Forsman hielt den Atem an und lauschte: Die Person an der Tür bewegte sich nicht. War ihm jemand auf die Spur gekommen? Er lauschte angespannt.
    An der Tür hörte man Jacken rascheln und ein Gespräch, das er nicht verstand. Dann wurde ein Schlüssel ins Schloss gesteckt.
    Forsman sprang auf, drehte sich um, ging rasch drei Schritte nach links, zwei nach rechts und öffnete die Tür des Kleiderschrankes. Er zog die Jacken und Mäntel, die auf Kleiderbügeln hingen, zur Seite, stieg in den Schrank hinein, schloss die Tür, hob die linke Seitenwand des Schrankes heraus und schlüpfte in einen Hohlraum, der früher Teil eines begehbaren Kleiderschranks gewesen war. Dann zerrte er die Jacken und Mäntel zurück und setzte die lose Wand wieder an ihren Platz. Dabei benutzte er einen Griff, den er schon vor langer Zeit auf jene Seite der Holzplatte geschraubt hatte, die man nicht sah, wenn man in den Kleiderschrank hineinschaute. Er war in Sicherheit.
    Seine alten Knochen ächzten, als er sich in dem anderthalb Quadratmeter großen Raum auf den Boden kauerte. Er lauschte – nichts. Vergeblich versuchte er seinen Puls zur Ruhe zu zwingen, es hämmerte nur noch heftiger. Kein einziger Eindringling würde diese Stelle des Raumes beachten, sagte sich Forsman immer wieder. Vom Zimmer aus betrachtet, war nur eine gleichmäßige, tapezierte Wand zu sehen.
    Im selben Augenblick hörte er, wie die Falle des Wohnungstürschlosses metallisch klirrte. Dann schloss jemand die Tür von innen und betrat das Zimmer, die Dielen knarrten. Forsman lauschte angestrengt, es waren zwei Männer, sie sprachen Russisch, und der eine flüsterte: »Zieh die Waffe, ich suche den Lichtschalter.«
    Otto Forsmans Versteck war gefunden.

20
    Tampere, Donnerstag, 10. August
    Eerik Sutela steckte seine großen Hände in die Hosentaschen und wandte sich enttäuscht von der Tür Taru Otsamos ab, an der er schon ein halbes Dutzend Mal geklopft hatte. Genau in dem Augenblick öffnete sie sich einen Spalt.
    »Es ist erst halb acht«, zischte Taru noch ganz verschlafen und zog Eerik mit einem Ruck in ihr dunkles Zimmer.
    Sutela hinkte zum Bett und setzte sich auf die Kante. Auf seiner Stirn prangte eine rote erdbeergroße Beule, eine Erinnerung an den Schlag, der ihn am Vorabend auf dem Burgberg betäubt hatte. »Ich war auf dem Weg zum Frühstück und dachte, ich schaue mal nach, ob du schon wach bist. Es hat keinen Sinn, im Bett herumzuliegen, wenn einem trotz der Schmerztabletten das Bein weh tut und das ›Schwert des Marschalls‹ die ganze Zeit durch den Kopf geht.«
    Taru schaltete die Nachttischlampe an, hockte sich hin, schob Sutelas helles Hosenbein hoch und berührte vorsichtig sein blau-schwarz verfärbtes Schienbein. »Da hast du Schwein gehabt, dass du mit den Beinen voran in dieses Gestrüpp geknallt bist. Ein Sturz aus drei Metern Höhe kann auch tödlich sein, wenn man mit dem Kopf auf die Steine fällt.«
    »Ein schwacher Trost, schließlich haben sie mir den Brief weggenommen«, sagte Sutela und genoss Tarus Berührung. »Ich verstehe wirklich nicht, wie die uns finden konnten. Sie müssen uns seit Jäniskoski im Auge behalten haben. Vielleicht auch ab Ivalo oder Jyväskylä.«
    Taru stand auf, und Sutela sah die Linien ihres Körpers durch das dünne Maxi-T-Shirt hindurch. Er hatte Lust, nach ihrer Hand zu greifen und sie aufs Bett zu ziehen, aber er rührte sich nicht vom Fleck. Vielleicht wäre es am klügsten, eine neue Beziehung gar nicht erst anzufangen, dann

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