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Arto Ratamo 7: Der Finne

Arto Ratamo 7: Der Finne

Titel: Arto Ratamo 7: Der Finne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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brauchte man jedenfalls keine Angst zu haben, wieder jemanden zu verlieren.
    »Was hast du nun vor? Kehrst du nach London zurück?« Taru setzte sich auf Tuchfühlung neben Eerik, so dass sich ihre Hüften berührten.
    »Dort gibt es niemanden, zu dem ich zurückkehren könnte.«
    »Na, ich habe ja wenigstens Paula …«, sagte Taru Otsamo und überlegte erst danach.
    »Wir haben ein Ferienhaus in Askainen, in der Nähe von Turku.« Sutelas Feststellung hörte sich wie eine Frage an.
    Taru schwieg lange. »Darüber reden wir später. Ich brauche noch ein, zwei Stunden Schlaf. Einverstanden?«
    Verwirrt schob Sutela die Brille zurecht. »Frühstück gibt es nur bis zehn Uhr, versuche rechtzeitig wach zu werden«, sagte er, berührte Taru an der Schulter und verließ das Zimmer, bevor er eine Dummheit begehen würde.
    Zwischen ihm und Taru lief etwas, das war klar, vielleicht hatten sie beide in ihrem Leben oft genug Pech gehabt und vermochten deshalb zu erkennen, ob jemand ein zuverlässiger Mensch oder ein Abenteurer war. Daraus könnte sich noch etwas entwickeln. Sutela spürte, wie sich seine Stimmung besserte. Es war noch nicht um acht, er hatte also vor dem Frühstück genug Zeit, Derek anzurufen. Wenn die Diebe der Briefe von Jäniskoski und Rapola jetzt glaubten, dass Eerik Sutela nun einfach auf das »Schwert des Marschalls« verzichten würde, hatten sie sich schwer geirrt. Er würde seinen Schwiegervater in London um Rat fragen, Derek Atkins war schließlich ein Fachmann.
     
    Taru Otsamo stöhnte und drehte sich auf die Seite, als der Wecker des Telefons piepte. Ihr Körper schien bleischwer zu sein, und ihre Gedanken wanderten durch den Grenzbereich von Traum und Wachsein. Plötzlich klingelte es wieder, und sie streckte den Arm in die Richtung des schrillen Geräuschs und schwenkte ihn hin und her, nach dem dritten Piepen setzte sie sich auf, dann erklang ein Feuerwerk der Töne, und sie griff nach dem Handy, um den Weckalarm auszuschalten.
    Sie hatte von den Ereignissen auf dem Burgberg geträumt, mehrmals. In dem einen Traum hatte sich herausgestellt, dass die unsichtbaren Männer hinter den Scheinwerfern Hyänen waren, und in einem anderen die Menschen, die sie am meisten liebte. Was mochte das wohl bedeuten?
    Taru zündete sich eine Zigarette an, trat ans Fenster, zog die Gardinen beiseite und fuhr erschrocken einen Schritt zurück. Sie hatte vergessen, dass ihr Zimmer in der neunten Etage des Hotels »Ilves« lag, schon vom bloßen Hinausschauen wurde ihr schwindlig. Sie hasste hochgelegene Orte.
    Das Schrillen des Telefons ließ sie wieder zusammenzucken, hatte sie den Alarm denn immer noch nicht abgestellt? Taru nahm rasch das Handy vom Nachttisch und sah das Wort »Vater« auf dem Display leuchten. Sie antwortete so frohgelaunt wie möglich.
    »Setz dich erst mal hin, Taru.« Jouni Otsamo klang schockiert. »Deine Mutter kann nicht reden und wollte auch verhindern, dass ich dich anrufe, aber du musst es doch erfahren. Ich habe schlechte Nachrichten, etwas … Furchtbares ist passiert. Paula …«
    Taru sank auf die Bettkante und drückte die Zigarette aus. Sie spürte, wie die Angst ihren ganzen Körper erfasste, und hielt den Atem an. »Wo ist Paula?«
    »Wir wissen es nicht, niemand weiß es. Als ich und Mutterhalb sieben aufwachten, war Paula weg, und die Haustür stand offen. Und Goliath ist auch verschwunden, der Hund hat noch nie …«
    »Rufst du von zu Hause an? Warum seid ihr nicht auf der Suche nach Paula?« Taru verlor die Fassung und rief: »Geht ans Flussufer, Paula muss gefunden werden. Sie kann nicht weit gegangen sein, so ein kleines Mädchen …«
    »Natürlich sucht die Polizei nach Paula und Dutzende andere Leute auch, die Nachbarn und Bekannten, halb Ivalo …« Jouni Otsamo versagte die Stimme. »Aber am Flussufer sind Paulas Sachen gefunden worden. Der Fluss wird mit Stangen abgesucht.«
    Das Telefon fiel zu Boden, und Taru brach zusammen, wie ein Embryo lag sie auf dem Handy. Sie sah vor sich, wie Paula mit dem Hund Goliath zum Ufer lief. Warum sollte das Kind im Morgengrauen allein schwimmen gegangen sein, das erschien ihr unsinnig. Sie waren Dutzende Male am Fluss entlangspaziert, und sie hatte ihrer Tochter immer wieder eingetrichtert, dass sie allein nicht in den Fluss gehen dürfe, nicht einmal in seine Nähe. Im Wasser gebe es Wirbel und Strömungen, hatte sie gesagt, und die zögen einen unter die Wasseroberfläche. Sie war nicht mehr fähig, klar zu denken, ständig

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