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Arto Ratamo 7: Der Finne

Arto Ratamo 7: Der Finne

Titel: Arto Ratamo 7: Der Finne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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Archive der KGB-Vorgänger MVD, MGB und NKWD aus den Jahren 1941 bis 1954 waren voll von Hinweisen auf das ›Schwert‹. Die Finnen haben es 1940 zur Beendigung des Krieges eingesetzt …«
    »Wie es damals verwendet wurde, weiß ich schon, liebe Olga«, schnauzte Jarkow sie an und hieb die Hand auf die Unterlagen. »Ich will wissen, welche Geheimnisse dieses Dokument enthält.«
    »Dazu hat sich kein einziger absolut zuverlässiger Kommentar gefunden. Aber ich habe gute Nachrichten, sehr gute Nachrichten. Ich habe herausbekommen, wer zuletzt im Besitz einer Kopie des Dokuments war und wann.«
    »Dann sag es und behalt es nicht für dich«, fuhr Jarkow sie an und bereute sogleich seine ungeschickte Wortwahl.
    »Leo Trotzki. Stalin war es 1927 gelungen, Trotzki, den aussichtsreichsten Kandidaten für die Nachfolge Lenins, auszuschalten, und etwa zwei Jahre später vertrieb er ihn ins Ausland. Trotzki versuchte Stalin mit dem ›Schwert des Marschalls‹ zu erpressen, und den Rest kennst du ja: Im August 1940 liquidierte Ramón Mercader auf Stalins Befehl Trotzki mit einem Eispickel in Mexiko-Stadt.«
    Jarkow ahnte schon das Schlimmste. »Und Trotzkis Kopie befindet sich jetzt wo?«
    In der Leitung herrschte zunächst Schweigen. »Stalin vernichtete sie im September 1940 ebenso wie seine eigene Kopie in einem Anfall von Verfolgungswahn.«
    »Pizdets«, fluchte Jarkow leise. »Es sieht ganz so aus, als müsstest du auf unseren gemeinsamen Abend noch eine Weile warten. Sucht weiter. Wurde übrigens über den Schwiegervater von Eerik Sutela etwas herausgefunden?«, fragte er noch, aber Olga hatte schon aufgelegt. Warum gelang nie etwas ohne Probleme? Offenbar war die Suche nach dem »Schwert des Marschalls« noch lange nicht zu Ende. Er sagte sich jedoch, dass er die Lage unter Kontrolle hatte. An allen Fronten gab es durchaus Fortschritte: Dank des Briefes von Rapola waren sie dem »Schwert« ein Stück näher gekommen, und Otto Forsman würde schon bald gefunden werden.
    Er zog die Gardinen auf und betrachtete die Fußgänger auf der Tehtaankatu. Helsinki glich einem großen Puppenhaus, alles war sauber: die Häuser, die Straßen, die Menschen und sogar die Autos. Vielleicht würde er eines Tages genauso sorglos aussehen wie dieser Geschäftsmann, der gerade einen Karton mit Weinflaschen aus dem Kofferraum seines BMW holte. Vielleicht würde irgendwann auch in Russland alles gut werden.
    Vorher jedoch musste er sich etwas einfallen lassen, wie er Eerik Sutela in den Griff bekam. Der finnische Professorhatte den Hinweis in dem vorhergehenden Brief interpretieren können und würde sicher auch den Beowulf-Hinweis verstehen. Sutela würde den FSB zum »Schwert des Marschalls« führen. Allerdings war der Finne nicht so dumm, dass er sich auch noch den dritten Brief wegschnappen lassen würde. Zumindest dieser Ermittler der Sicherheitspolizei müsste schon kapiert haben, dass sie ihnen jeden Brief wegnehmen würden, den Sutela ausgrub.
    Jarkow wusste, dass er jetzt gezwungen war, sich etwas Neues auszudenken. Er musste einen Verhandlungstrumpf in die Hand bekommen, damit die Sicherheitspolizei und Eerik Sutelas Schwiegervater keine offiziellen Ermittlungen aufnahmen. Er wusste schon genau, wie er das tun würde. Es war ein abscheulicher Plan.

18
    Ivalo, Donnerstag, 10. August
    Stille kehrte wieder auf der Straße in Ivalo ein, als die Fahrerin den Motor des Kleintransporters ausschaltete. Der Wagen stand vor einem Eigenheim aus Holz, wie man sie nach dem Krieg für ehemalige Frontsoldaten und ihre Familien gebaut hatte. Die gelbe Farbschicht war neu, die Teile des Malergerüsts lagen immer noch aufgestapelt am Rasenrand. Es war kurz vor fünf Uhr morgens, die Sonne war gerade aufgegangen, die Bewohner aber schliefen noch. Hinter einem Dunstschleier, der gemächlich am Haus vorbei schwebte, wirkte das Gelb etwas heller. Die Fahrerin in einem schwarzen Overall schaute ihren stämmigen Gefährten fragend an, der warf einen Blick auf seine Armbanduhr, nickte und stieg aus.
    Der breitschultrige Mann hätte beinahe gelacht, als er die Klinke der Hintertür des Eigenheimes nach unten drückte – die Tür war nicht verschlossen. In Murmansk verrammelten die Leute ihre Häuser wie Banktresore. Er verzog das Gesicht, als die Tür beim Öffnen knarrte.
    Der Mann ließ seine Gefährtin vor sich hineingehen, schloss die Tür und betrat vorsichtig den Hauswirtschaftsraum. Die von der weißen Waschmaschine reflektierten Strahlen der

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