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Arto Ratamo 7: Der Finne

Arto Ratamo 7: Der Finne

Titel: Arto Ratamo 7: Der Finne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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bedrückende Erfahrungen gesammelt als in den reichlich dreißig Jahren davor. Dabei war er mit jedem Jahr ernster geworden. Wenn das so weiterging, bestand die Gefahr, dass er ein humorloser Zyniker wurde. Vielleicht sollte er zur Abwechslung einmal an seine Gesundheit denken, bald eine Auszeit nehmen und sich in aller Ruhe Gedanken über seine Zukunft machen.
    Er fragte sich, was in Finnland heutzutage falsch lief, wenn so viele Menschen derart verschlissen wurden, dass sie, so wie er, entweder einen langen Urlaub, Psychopharmaka oder eine Therapie brauchten. Und viele kamen gar nicht mehr dazu, rechtzeitig innezuhalten, sondern fielen mitten in der Arbeit tot um.
    Die Klingel unterbrach Ratamos düstere Gedankengänge. Er steckte das letzte halbe Lachsbrot in den Mund und warf einen Blick auf die Uhr – die Jungs kamen zu früh. Ihm war bei dem, was da auf ihn zukam, etwas mulmig. Nach langem Zureden hatte er schließlich eingewilligt, seinen eine Weile zurückliegenden Geburtstag mit seinen beiden besten Freunden zu feiern. Als Geburtstagskind, das im Mittelpunkt des Geschehens stand, fühlte er sich so unwohl, dass er nicht einmal in Erwägung gezogen hatte, eine große Party zu organisieren. Durch die Wohnungstür hörte man, wie Lapa Väisälä im Treppenflur irgendetwas mit lauter Stimme erklärte.
    Ratamo hatte die Tür noch gar nicht richtig aufgemacht, da drückte ihm schon ein zwei Meter großer blonder Mann eine Flasche Calvados Père Magloire X.O. in die Hand. »Mit der Erfahrung von vierzig Jahren – Arto Ratamo«, sagte Timo Aalto, der seit den Teenagerjahren den Spitznamen Himoaalto trug, in feierlichem Ton.
    Lapa Väisälä holte eine kleine Pappschachtel aus der Tasche und zog einen Zettel und ein Fläschchen heraus. » Ra tamo 1 – entzündungslinderndes und schleimlösendes Hustenkraut . Ratamo verhindert das Bakterienwachstum und dämpft Juckreiz.« Grinsend überreichte er Ratamo die Flasche mit dem Naturprodukt.
    Auch Ratamo musste lachen, als er den Beipackzettel las.
    »Ratamo ist eine zählebige, fast überall gedeihende Pflanze, die viele nur für lästiges Unkraut halten. Ratamo ist jedoch eine wertvolle Heilpflanze.«
    Eine Stunde später saßen die drei nach der Sauna in Handtücher gewickelt und ermattet im Wohnzimmer und kühlten sich ab. Himoaalto verschlang eine auf dem Saunaofen erhitzte Grillwurst, Lapa Väisälä las irgendeinen Flyer, Ratamo fuhr sich mit der Hand durch die kurz geschnittenen schwarzen Haare, um sie irgendwie in eine Form zu bringen, und alle drei tranken Bier.
    Gebrochen wurde das Schweigen schließlich von Lapa Väisälä: »Wir wollen mit Niina und den Kindern auf eine Insel in den Schären vor Turku ziehen, nach Rymättylä.«
    Ratamo sah ihn verblüfft an. Lapa Väisälä war der Letzte, von dem er gedacht hätte, dass er sich danach sehnte, die Hektik in Helsinki gegen die Ruhe auf dem Lande einzutauschen. Und seine Frau Niina konnte er sich unmöglich in Gummistiefeln vorstellen, sie erinnerte ihn eher an eine wandelnde Produkt-Präsentation.
    »Ich habe eine Stelle im Ambulatorium von Naantali bekommen, und Niina ist in der Uniklinik für Innere Krankheiten in Turku untergekommen«, fügte Väisälä zu seiner Rechtfertigung hinzu.
    »Wir alle haben ja in den letzten Jahren eine Kursänderung vorgenommen«, sagte Ratamo, und Schweigen senktesich über das Zimmer. Himoaalto wirkte irritiert und Väisälä verlegen.
    Schließlich lenkte Himoaalto das Gespräch auf die vor einem Monat zu Ende gegangene Fußball-WM, und die Stimmung wurde sofort ungezwungener. Während des Turniers hatten sie fast jeden Abend in ihrem eigenen WM-Studio bei Ratamo gesessen, denn hier schaltete niemand den Fernseher aus, weil abgewaschen werden sollte.
    So waren ihre Gespräche immer, dachte Ratamo, über ernste Dinge wurde nie geredet. Im Laufe der letzten Jahre war Väisäläs Mutter an Alzheimer erkrankt, Himoaalto, der gerne und viel trank, hätte fast seine Familie kaputt gemacht, und er selbst hatte erfahren, dass der vor zwei Jahren gestorbene Tapani Ratamo gar nicht sein biologischer Vater war. Von anderen Widrigkeiten ganz zu schweigen. Vielleicht genügte es, dass sie alle drei über die Angelegenheiten der beiden anderen und auch ihre Probleme Bescheid wussten. Vielleicht verband das Schweigen sie miteinander.
    Ratamo zog ein T-Shirt mit dem Text »Keine Macht den Drogen e. V.« an, trank einen Schluck kaltes Bier, biss in eine Grillwurst mit reichlich Senf und

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