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Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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führen, behauptet er.«
    Galahad zuckte die Achseln. »Sie reden über Religion, sagt er. Oder vielmehr, sie diskutieren darüber. Sie ist inzwischen sehr fromm geworden.«
    »Als Isisanhängerin«, warf Ceinwyn mißbilligend ein. In den Jahren nach dem Tafelrundeneid hatten wir alle gehört, daß
    Guinevere sich immer mehr auf die Ausübung ihrer Religion zurückzog, so daß der ganze Seepalast, wie es hieß, inzwischen ein gigantischer Isistempel zu sein schien, in dem Guineveres Hofdamen, allesamt nach Anmut und Schönheit ausgewählt, Priesterinnen der Isis waren.
    »Die Oberste Göttin«, sagte Galahad wegwerfend. Dann bekreuzigte er sich gründlich, um das heidnische Böse fernzuhalten. »Guinevere ist offenbar überzeugt, daß die Göttin eine enorme Macht besitzt, die man auf die Angelegenheiten der Menschen lenken kann. Ich glaube kaum, daß Arthur das billigt.«
    »Den langweilt das alles«, erklärte Ceinwyn, spann den Rest des Fadens aus dem Rocken und legte ihn dann beiseite.
    »Arthur tut heutzutage doch nichts weiter, als sich ständig darüber zu beklagen, daß Guinevere von nichts anderem reden will als von ihrer Religion. Das muß furchtbar ermüdend für ihn sein.« Dieses Gespräch fand statt, lange bevor Tristan mit Iseult nach Dumnonia floh – als Arthur noch ein willkommener Gast in unserem Hause war.
    »Mein Bruder behauptet, er sei fasziniert von ihren Ideen«, fuhr Galahad fort, »und das ist er möglicherweise auch. Sie sei die intelligenteste Frau von ganz Britannien, behauptet er und sagt, er werde nicht heiraten, bis er eine findet, die genauso ist wie sie.«
    Ceinwyn lachte. »Dann kann er von Glück sagen, daß er mich nicht bekommen hat. Wie alt ist er jetzt?«
    »Zweiundreißig, glaube ich.«
    »So alt schon!« Ceinwyn sah mich lächelnd an, denn ich war nur ein Jahr jünger. »Was ist aus Ade geworden?«
    »Sie hat ihm einen Sohn geschenkt und ist daran gestorben.«
    »Nein!« sagte Ceinwyn, wie immer tief verstört, wenn sie hörte, daß eine Frau im Kindbett gestorben war. »Und Ihr sagt, er hat einen Sohn?«
    »Einen Bastard«, berichtigte Galahad mißbilligend. »Peredur hat er ihn genannt. Vier Jahre ist er inzwischen und kein übler Bursche, der Kleine. Eigentlich habe ich ihn ziemlich gern.«
    »Hat es jemals ein Kind gegeben, daß Ihr nicht mochtet?«
    fragte ich ihn trocken.
    »Bürstenkopf«, antwortete er, und wir alle mußten bei diesem alten Spitznamen lächeln.
    »Stellt euch bloß vor: Lancelot hat einen Sohn!« sagte Ceinwyn in jenem Ton tiefsten Erstaunens, mit dem die Frauen derartige Nachrichten quittieren. Mir selbst erschien die Existenz eines weiteren königlichen Bastards absolut unerheblich, doch Männer und Frauen reagieren, wie ich feststellte, auf diese Dinge höchst unterschiedlich. Galahad war, genau wie sein Bruder, unvermählt geblieben. Und er besaß kein Land. Aber er war glücklich und vollauf damit beschäftigt, Arthur als Bevollmächtigter zu dienen. Er versuchte zwar, die Bruderschaft von Britannien am Leben zu erhalten, doch mir fiel auf, daß er diese Pflichten sehr schnell vernachlässigte und statt dessen durch alle britannischen Königreiche reiste, um Nachrichten zu überbringen, Streitfälle zu schlichten und seinen königlichen Rang in allen Angelegenheiten geltend zu machen, bei denen Dumnonia Probleme mit anderen Staaten hatte. Gewöhnlich war es Galahad, der nach Demetia reiste, um Oengus Mac Airems Überfällen auf Powys Einhalt zu gebieten, und es war Galahad, der nach Tristans Tod Iseults Vater die Nachricht von ihrem Schicksal brachte. Danach bekam ich ihn lange nicht mehr zu sehen, viele Monate nicht mehr.
    Arthur versuchte ich aus dem Weg zu gehen. Ich war zu zornig auf ihn. Ich beantwortete weder seine Briefe, noch nahm ich an den Sitzungen des Kronrats teil. In den Monaten nach Tristans Tod kam er zweimal nach Lindinis, und beide Male gab ich mich ihm gegenüber höflich, aber kalt und zog mich beide Male so schnell wie möglich zurück. Er führte lange Gespräche mit Ceinwyn, und sie versuchte uns zu versöhnen, aber ich konnte das Bild des brennenden Kindes nicht aus meinem Gedächtnis löschen.
    Ganz konnte ich Arthur jedoch nicht ignorieren. In wenigen Monaten stand Mordreds zweite Akklamation bevor, also mußte mit den Vorbereitungen begonnen werden. Da die Zeremonie auf Caer Cadarn stattfinden sollte, nur einen kurzen Fußmarsch von Lindinis entfernt, war nicht zu vermeiden, daß
    Ceinwyn und ich in die Planung mit

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