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Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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darauf, für Tristan kämpfen zu dürfen. Der König musterte uns, hob die Rechte und gab ein müdes Zeichen.
    Daraufhin bildeten die Speerkämpfer von Kernow, von dem Rothaarigen und dem Kahlköpfigen befehligt, einen Schildwall. Es war ein zwei Mann tiefer Wall. Die Männer in der vorderen Reihe ordneten ihre Schilde zu einer geschlossenen Linie, während jene in der zweiten Reihe mit ihren Schilden die Köpfe der vorderen Krieger schützten. Dann warfen sie auf ein Kommando allesamt ihre Speere zu Boden.
    »Diese Bastarde!« schimpfte Culhwch, denn er begriff, was nun kommen würde. »Sollen wir den Wall durchbrechen, Lord Derfel?« fragte er mich.
    »Durchbrechen wir ihn, Lord Culhwch«, gab ich kampflustig zurück.
    Es waren vierzig Mann aus Kernow, und wir waren zu dritt. Die vierzig schoben sich in ihrer fest geschlossenen Formation allmählich vor, während sie uns unter dem Rand ihrer Helme hervor genau beobachteten. Sie trugen keine Speere, und keiner hatte ein Schwert gezogen. Sie kamen nicht, um uns zu töten, sondern um uns bewegungsunfähig zu machen.
    Culhwch und ich gingen zum Angriff über. Ich selbst hatte seit Jahren keinen Schildwall mehr durchbrechen müssen, und dennoch tobte der alte Wahnsinn in mir, als ich laut Bels Namen brüllte. Dann rief ich Ceinwyns Namen, rammte einem Mann Hywelbanes Schwertspitze in die Augen und warf mich, als er sich seitwärts duckte, mit der Schulter in die Lücke zwischen seinem und dem Schild seines Nachbarn. Der Wall brach, und ich schrie triumphierend auf, während ich einem Mann Hywelbanes Knauf auf den Hinterkopf hieb und mit dem Schwert sodann vorwärts stieß, um die Lücke zu vergrößern. In der Schlacht wären meine Männer jetzt hinter mir gewesen, um die Lücke zu erweitern und die Erde mit dem Blut des Feindes zu tränken; hier aber hatte ich keine Männer hinter und keine gegnerischen Waffen vor mir, sondern nur Schilde und nochmals Schilde. Obwohl ich mich wie wild im Kreis drehte, bis Hywelbane im Rundflug pfiff, drangen diese Schilde unerbittlich auf mich ein. Einen dieser Speerkämpfer zu töten wagte ich nicht, denn das wäre unehrenhaft gewesen, nachdem sie die eigenen Waffen so demonstrativ zu Boden geworfen hatten. Also blieb mir als einzige Möglichkeit der Versuch, sie einzuschüchtern. Da sie aber wußten, daß ich sie nicht töten konnte, umkreiste mich bald ein ganzer Ring von Schilden, der sich immer enger um mich zusammenzog, bis Hywelbane schließlich von einem eisernen Schildbuckel aufgehalten wurde und die Schilde von Kernow mich körperlich bedrängten.
    Ich hörte Arthur ein barsches Kommando geben und vermutete, daß einige von Culhwchs und meinen
    Speerkämpfern ihrem Lord zu Hilfe eilen wollten, von Arthur jedoch zurückgehalten wurden. Er wollte keinen blutigen Kampf Kernow gegen Dumnonia. Er wollte nur eine grausame Pflicht erfüllen und sie möglichst schnell hinter sich bringen. Culhwch war genauso eingeschlossen wie ich. Er wütete gegen seine Bedränger, nannte sie Wickelkinder, Hunde und Würmer, aber die Männer von Kernow hatten ihre Befehle. Keiner von uns durfte verletzt werden, wir sollten lediglich durch eine Vielzahl von Männern und dem Druck ihrer Schilde festgehalten werden, so daß wir, genau wie Iseult, hilflos zusehen mußten, wie der Champion von Kernow mit nach unten zeigendem Schwert vortrat und sich vor seinem Prinzen verneigte.
    Tristan wußte, daß er sterben würde. Er hatte sich das Band aus dem Haar genommen und es um seine Schwertklinge gebunden. Nun küßte er den Leinenstreifen. Dann streckte er sein Schwert aus, berührte damit die Klinge des Champions und sprang mit einem gezielten, geraden Ausfall vor. Cyllan parierte. Das Klirren der beiden Schwerter hallte von der Palisade wider. Wieder klirrte es, als Tristan zum zweiten Mal angriff und das Schwert mit einem schnellen Stoß nach unten führte. Cyllan parierte abermals. Er tat es lässig, fast gelangweilt. Zwei weitere Angriffe trug Tristan vor, danach schlug er immer wieder zu, hieb und stieß, so schnell er konnte, und versuchte Cyllans Abwehr zu schwächen. Aber er schwächte nur den eigenen Arm, und kaum hielt er inne, um Atem zu holen, und trat einen kleinen Schritt zurück, da ging der Champion zum Angriff über.
    Dieser Ausfall wurde hervorragend geführt, war sogar ein Musterbeispiel, wenn man ein gut geführtes Schwert sehen wollte. Im Grunde war er sogar gnädig, denn Cyllan nahm Tristan die Seele innerhalb eines winzigen

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