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Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Lindinis gehörten, und unterhielt mit ihrem Reichtum die Mönche auf Caer Cadarn.«
    »Eure Ländereien?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Es waren niemals meine, immer nur Mordreds. Und Mordred wollte uns natürlich aus Lindinis vertreiben.«
    »Damit er in dem Palast wohnen konnte?«
    »Nein, Sansum. Mordred bezog Uthers Winterpalast. Dort gefiel es ihm.«
    »Und wohin seid Ihr gegangen?«
    »Wir haben eine Zuflucht gefunden«, antwortete ich. Es war Ermids alte Halle, südlich von Issa’s Mere. Der See war natürlich nicht nach meinem Issa benannt, sondern nach einem alten Häuptling, und Ermid war ein weiterer Häuptling gewesen, der an seinem Südufer gelebt hatte. Als er starb, hatte ich seine Ländereien gekauft, und nachdem Sansum und Morgan Lindinis übernommen hatten, zog ich dorthin um. Die Mädchen sehnten sich nach den weiten Korridoren und hallenden Räumen von Lindinis, mir aber gefiel Ermids Halle. Sie war alt, strohgedeckt, von Bäumen überschattet und voller Spinnen, bei deren Anblick Morwenna schrie. Deswegen wurde ich für meine älteste Tochter Lord Derfel Cadarn, der Spinnentöter.
    »Hättet Ihr Culhwch getötet?« fragte mich Igraine.
    »Natürlich nicht!«
    »Ich hasse Mordred«, sagte sie.
    »Da seid Ihr nicht die einzige.«
    Einen Moment lang starrte sie ins Feuer. »Mußte er unbedingt König werden?«
    »Solange Arthur darüber zu bestimmen hatte, ja. Wäre es nach mir gegangen, so hätte ich ihn mit Hywelbane erschlagen, selbst wenn das für mich bedeutet hätte, meinen Eid zu brechen. Er war eine traurige Gestalt.«
    »Es scheint alles so traurig zu sein«, sagte Igraine.
    »In jenen Jahren gab es aber auch viel Glück«, widersprach ich. »Und sogar später noch. Wir waren damals recht glücklich.« Ich erinnere mich an die Rufe der Mädchen, die durch Lindinis hallten, das Eilen ihrer Füße und ihre Freude über ein neues Spiel oder eine seltsame Entdeckung. Ceinwyn war immer glücklich – sie hatte eine Gabe dafür. Sie steckte alle in ihrer Umgebung mit ihrem Glück an, und diese gaben es an andere weiter. Und auch Dumnonia war, glaube ich, glücklich. Es gedieh jedenfalls, und jene, die fleißig arbeiteten, wurden reich. Bei den Christen brodelte es vor
    Unzufriedenheit, aber es waren dennoch glorreiche Jahre, die Zeit des Friedens, die Zeit Arthurs.
    Igraine blätterte in den neuen Pergamenten; sie suchte nach einer bestimmten Passage. »Die Tafelrunde …«, begann sie.
    »Bitte!« Ich hob meine Hand, um den mit Sicherheit bevorstehenden Protest im Keim zu ersticken.
    »Aber Derfel!« sagte sie streng. »Jeder weiß, daß das etwas sehr Ernstes war! Etwas sehr Wichtiges! Die besten Krieger Britanniens, alle auf Arthur eingeschworen, und alle Freunde. Das weiß doch jeder!«
    »Es war ein rissiger Steintisch, der am Ende jenes Tages noch mehr Risse hatte als vorher und über und über mit Erbrochenem bedeckt war. Sie waren alle sehr stark betrunken.«
    Sie seufzte. »Ich glaube, Ihr habt einfach die Wahrheit vergessen.« Da sie das Thema damit viel zu eilig vom Tisch fegte, kam mir der Gedanke, daß Dafydd, der Schreiber, der meinen Text in die britannische Sprache überträgt, mit einer veränderten Version aufwarten wird, die Igraines Wünschen weit mehr entspricht. Vor nicht allzu langer Zeit hörte ich sogar eine Erzählung, in der behauptet wurde, der Tisch sei ein riesiger Ring aus Holz gewesen, um den die gesamte Bruderschaft von Britannien mit feierlichen Mienen gesessen hätte; doch einen solchen Tisch hat es niemals gegeben und hätte es auch nicht geben können, es sei denn, wir hätten die Hälfte von Dumnonias Wäldern abgeholzt.
    »Die Bruderschaft von Britannien«, erklärte ich geduldig,
    »war eine Idee von Arthur, die nie so richtig funktionieren wollte. Nicht funktionieren konnte! Die Königseide der Männer wogen stets schwerer als der Tafelrundeneid, und außer Arthur und Galahad hat sowieso niemand so richtig daran geglaubt. Glaubt mir, zum Schluß war es sogar ihm peinlich, wenn ihn jemand erwähnte.«
    »Ihr habt sicher recht«, sagte sie und meinte damit, sie sei überzeugt, daß ich mich irre. »Und außerdem möchte ich jetzt wissen, was aus Merlin geworden ist.«
    »Das werde ich Euch erzählen. Versprochen.«
    »Jetzt!« verlangte sie. »Erzählt es mir jetzt. Ist er einfach so verschwunden?«
    »Nein«, antwortete ich. »Seine Zeit kam tatsächlich noch. Nimue hatte nämlich recht, müßt Ihr wissen. In Lindinis hat er nur abgewartet. Vergeßt

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