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Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Sprache, die ich inzwischen fließender beherrschte als meine Mutter, denn es war viele Jahre her, daß sie sie zuletzt benutzt hatte.
    »Ach, nein«, sagte sie stirnrunzelnd. Ich sah eine Laus an ihrem Haaransatz entlangspazieren. »Nein«, wiederholte sie nachdrücklich. »Wygga war nur ein kleiner Junge. Nur ein kleiner Junge. Mein Erstgeborener war er, und sie haben ihn mir weggenommen.«
    »Ich hab’s überlebt, Mutter«, versicherte ich ihr. Ich fühlte mich von ihr abgestoßen und dennoch fasziniert und bedauerte, daß ich je nach ihr gesucht hatte. »Ich habe die Todesgrube überlebt«, wiederholte ich, »und ich erinnere mich an Euch.«
    Das tat ich wirklich, nur daß sie in meiner Erinnerung schlank und biegsam war wie Ceinwyn.
    »Nur ein kleiner Junge«, sagte Erce verträumt. Sie schloß die Augen, und ich dachte schon, sie sei eingeschlafen, aber sie schien Wasser zu lassen, denn unter dem Saum ihrer Gewänder erschien ein Rinnsal und tropfte über die Felsen auf das dürftige Feuerchen zu.
    »Erzählt mir von Wygga«, bat ich sie.
    »Ich war schwanger mit ihm, als Uther mich gefangennahm«, sagte sie. »Ein riesiger Mann, dieser Uther, mit einem großen Drachen auf dem Schild.« Sie kratzte sich am Haaransatz, und die Laus verschwand in ihren Haaren. »Er schenkte mich Madog«, fuhr sie fort, »und auf Madogs Pachthof wurde Wygga dann geboren. Wir waren glücklich bei Madog«, sagte sie. »Er war ein guter Herr, war freundlich zu seinen Sklaven, aber dann kam Gundleus, und sie haben Wygga getötet.«
    »Das haben sie nicht«, sagte ich eindringlich. »Hat Tanaburs Euch nichts davon erzählt?«
    Als ich den Druiden erwähnte, erschauerte sie und zog sich den zerrissenen Schal fester um die fetten Schultern. Sie sagte nichts, aber nach einer Weile füllten sich ihre Augenwinkel mit Tränen.
    Eine Frau stieg den Pfad zu uns herauf. Sie ging langsam und mißtrauisch und warf mir argwöhnische Blicke zu, als sie auf das Felsplateau heraufstieg. Als sie sich schließlich sicher fühlte, huschte sie an mir vorbei und kauerte sich neben Erce.
    »Mein Name«, wandte ich mich an die Neuangekommene, »ist Derfel Cadarn, aber früher einmal hieß ich Wygga.«
    »Mein Name ist Linna«, sagte die Frau in britannischer Sprache. Sie war jünger als ich, aber das harte Leben an dieser Küste hatte tiefe Falten in ihr Gesicht gegraben, ihre Schultern gebeugt und ihre Glieder versteift, während die Schwerarbeit an den Salzpfannenfeuern ihre Haut mit Kohle geschwärzt hatte.
    »Ihr seid Erces Tochter?« fragte ich sie.
    »Ennas Tochter«, berichtigte sie mich.
    »Dann bin ich Euer Halbbruder«, sagte ich.
    Ich denke, daß sie mir nicht glaubte, und warum hätte sie das auch tun sollen? Kein Mensch kam lebend aus einer Todesgrube, und dennoch hatte ich es geschafft. Deswegen war ich von den Göttern berührt und Merlin übergeben worden, aber was konnte diese Geschichte den beiden erschöpften, zerlumpten Frauen bedeuten?
    »Tanaburs!« sagte Erce auf einmal und hob beide Hände, um das Böse abzuwehren. »Er hat mir Wyggas Vater genommen!«
    klagte sie, sich vor und zurück wiegend. »Er ist in mich gefahren und hat mir Wyggas Vater genommen. Er hat mich verflucht, und er hat Wygga verflucht, und er hat meinen Schoß verflucht.« Jetzt weinte sie. Linna nahm ihre Mutter in die Arme und warf mir einen vorwurfsvollen Blick zu.
    »Tanaburs«, widersprach ich, »hatte keine Macht über Wygga. Wygga hat ihn getötet, weil er Macht über Tanaburs hatte. Tanaburs konnte Wyggas Vater nicht wegnehmen.«
    Möglich, daß mich meine Mutter hörte, aber sie glaubte mir nicht. Sie ließ sich von ihrer Tochter in den Armen wiegen, und dicke Tränen rannen ihr über die pockennarbigen, verschmutzten Wangen, während sie sich an die nur halb verstandenen Bruchstücke von Tanaburs’ Fluch erinnerte.
    »Wygga wird seinen Vater töten«, berichtete sie mir, »das hat der Fluch gesagt. Daß der Sohn den Vater töten wird.«
    »Dann lebt Wygga also«, stellte ich fest.
    Unvermittelt hörte sie auf, sich zu wiegen, und musterte mich. Sie schüttelte den Kopf. »Die Toten kommen zurück, um zu töten. Tote Kinder! Ich sehe sie, Lord, dort draußen.« Sie sagte es ernst und zeigte aufs Meer hinaus. »All die kleinen Toten, die ihrer Rache entgegengehen.« Wieder wiegte sie sich in den Armen ihrer Tochter. »Und Wygga wird seinen Vater töten.« Jetzt begann sie heftig zu weinen. »Und Wyggas Vater war ein so schöner Mann! Ein wahrer Held! So

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