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Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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nach Westen, wo sich ein weiterer weißer Fleck vom übrigen Grau abhob.
    Ein Feuer hätte Zufall sein können, vielleicht eine brennende Halle oder ein trockenes Getreidefeld, das in Flammen stand; aber bei der herrschenden Feuchtigkeit wäre kein Feld in Brand geraten, und in meinem ganzen Leben hatte ich noch nie zwei Hallen gleichzeitig brennen sehen, es sei denn, ein Feind hätte sie angezündet.
    »Lord?« fragte mich Issa drängend, denn auch er hatte eine Gemahlin in Dumnonia.
    »Zurück zum Dorf!« befahl ich. »Sofort!«
    Linnas Ehemann erklärte sich bereit, uns übers Meer zu bringen. Die Seereise war nicht lang, denn das Meer war hier höchstens ungefähr acht Meilen breit und für uns der kürzeste Weg nach Hause; aber wie alle Speerkämpfer zogen wir einen langen, trockenen Marsch einer kurzen, nassen Seereise vor, und so wurde diese Überfahrt für uns eine einzige eiskalte Qual. Ein frischer Wind war im Westen aufgekommen, der noch mehr Wolken und Regen heranbrachte, und mit ihm kam eine kurze, wogende Dünung, die über die niedrigen Schanzdecks des Bootes schlug. Wir putzten um unser Leben, während sich das zerlumpte Segel hinter uns blähte, klatschte und uns gen Süden zog. Unser Bootsmann, der sich Baiig nannte und mein Schwager war, erklärte uns, es gebe nichts Schöneres als ein gutes Boot in einem frischen Wind, und schickte brüllend seinen Dank zu Manawydan hinab, der uns dieses Wetter beschert hatte. Aber Issa fühlte sich hundeelend, ich würgte nur noch trocken, und wir alle waren froh, als wir nachmittags an einem dumnonischen Strand landeten, der höchstens drei, vier Stunden von zu Hause entfernt war. Ich bezahlte Baiig, dann marschierten wir durch flaches, feuchtes Gelände landeinwärts. Nicht weit vom Strand entfernt stießen wir auf ein Dorf, aber die Leute dort hatten den Rauch gesehen und waren verängstigt: Sie hielten uns fälschlich für ihre Feinde und suchten in ihren Hütten Schutz. Es gab eine kleine Kirche im Dorf, kaum mehr als eine strohgedeckte Hütte, an deren Giebel ein Holzkreuz genagelt war, aber die Christen waren fort. Einer der zurückgebliebenen heidnischen Dorfbewohner berichtete, die Christen seien alle ostwärts gezogen. »Sie sind ihrem Priester gefolgt, Lord«, erklärte er mir.
    »Warum?« fragte ich ihn. »Wohin?«
    »Wir wissen es nicht, Lord.« Er blickte zu dem fernen Rauch hinüber. »Sind die Sachsen wieder da?«
    »Nein«, versicherte ich ihm und hoffte, daß ich recht hatte. Der dünner werdende Rauch schien mir höchstens sechs bis sieben Meilen entfernt zu sein, und ich bezweifelte, daß Aelle oder Cerdic so tief nach Dumnonia vorgedrungen waren. Falls doch, war jetzt ganz Britannien verloren.
    Wir eilten weiter. Zu jenem Zeitpunkt wollten wir alle nur noch zu unseren Familien zurückkehren, und erst wenn wir uns davon überzeugt hatten, daß sie in Sicherheit waren, war es an der Zeit herauszufinden, was geschah. Um zu Ermids Halle zu gelangen, konnten wir zwischen zwei Routen wählen: Die eine, längere, lag landeinwärts und hätte uns vier bis fünf Stunden gekostet, einen großen Teil davon in der Dunkelheit; aber die andere ging quer durch die weiten Meeresmarschen von Avalon, einen tückischen Sumpf mit Bachläufen,
    weidengesäumten Tümpeln und Ödland voller Riedgras, wo das Meer bei Flut und Westwind auflaufen und alles überschwemmen konnte, so daß der arglose Wanderer ertrank. Es gab Pfade durch das große Moor und sogar Holzstege, die dorthin führten, wo die Weidenstümpfe standen und die Aal-und Fischreusen gesetzt wurden, aber keiner von uns kannte diese Wege. Dennoch entschieden wir uns für die gefährlichen Pfade, denn sie boten uns den kürzesten Weg nach Hause. Als es Abend wurde, fanden wir einen Führer. Wie die meisten Moorbewohner war er Heide, und als er hörte, wer ich war, bot er mir freudig seine Dienste an. Inmitten der Marschen sahen wir den Tor im schwindenden Licht schwarz aufragen. Dort würden wir zuerst hingehen müssen, erklärte uns unser Führer, und uns einen der Bootsführer von Ynys Wydryn suchen, damit er uns mit einer Reetpunte über das seichte Gewässer von Issa’s Mere brachte.
    Als wir das Dorf verließen, regnete es immer noch. Die Tropfen prasselten auf das Schilf und die Teiche; doch nach einer Stunde klarte es auf, und allmählich brach ein matter, milchiger Mond durch die dünner werdenden Wolken, die von Westen heranjagten. Unser Weg führte uns auf
    Holzbohlenstegen über schwarze

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