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Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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einem Körper mit schmalen Hüften und kleinen Brüsten. »Träum nur, Derfel«, tröstete mich Nimue, während ihre Hände meine Haare streichelten, »träume, mein Liebling, träume.«
    Ich weinte hilflos. Ich war ein Krieger, Lord von Dumnonia und ein Freund Arthurs, der nach der letzten Schlacht so sehr in meiner Schuld stand, daß er mir mehr Land und Reichtum schenken wollte, als ich mir träumen ließ, und doch weinte ich jetzt wie ein verlassenes Waisenkind. Mein Herzenswunsch war Ceinwyn, aber Ceinwyn ließ sich von Lancelot blenden, und ich war überzeugt, daß ich nie wieder glücklich sein würde.
    »Träume, mein Liebling«, flüsterte Nimue; dabei muß sie einen schwarzen Mantel über unsere beiden Köpfe gezogen haben, denn plötzlich verschwand die graue Nacht, und ich war von lautloser Dunkelheit umgeben, während sie mir die Arme um den Hals schlang und ihr Gesicht fest an das meine drückte. Wange an Wange knieten wir da, und meine Hände
    verkrampften sich, als sie hilflos auf der kühlen Haut ihrer nackten Schenkel lagen. Ich überließ das Gewicht meines zuckenden Körpers ihren schmalen Schultern, und dort, in ihren Armen, versiegten die Tränen, endeten die Krämpfe, und unvermittelt wurde ich ruhig. Keine Übelkeit schnürte mir die Kehle zu, der Schmerz in meinen Beinen war verschwunden, und mir war warm. So warm, daß mir der Schweiß nur so am Körper hinabströmte. Ich rührte mich nicht, ich wollte mich nicht rühren, sondern einfach nur den Traum kommen lassen. Zuerst war es ein wunderbarer Traum, denn ich schien die Flügel eines großen Adlers bekommen zu haben, mit denen ich über ein mir fremdes Land hinwegglitt. Doch dann erkannte ich, wie schrecklich dieses Land war. Es wurde von tiefen Abgründen durchschnitten, und hohe zerklüftete Berge türmten sich auf, von denen kleine, weiße Bäche in moordunkle Seen hinabstürzten. Die Berge schienen kein Ende nehmen zu wollen, und es gab dort keinerlei Zufluchtsort; denn als ich auf meinen Traumflügeln über sie hinwegsegelte, sah ich weder Haus noch Hütte, weder Feld noch Herde. Keine
    Menschenseele sah ich, nur einen Wolf, der zwischen den Felsen einhertrabte, und in einem Dickicht die Knochen eines Hirsches. Der Himmel über mir war schwertgrau, die Berge unter mir waren dunkel wie getrocknetes Blut, und die Luft unter meinen Schwingen fühlte sich so kalt an wie ein Messer zwischen den Rippen.
    »Träume, mein Liebling«, murmelte Nimue, und im Traum flog ich auf meinen weiten Schwingen tief hinab. Unter mir entdeckte ich eine Straße, die sich zwischen dunklen Hügeln dahinwand. Es war eine Straße aus festgestampfter Erde, durchbrochen von Steinen, eine Straße, die ihren beschwerlichen Weg von einem Tal zum anderen nahm, bisweilen zu öden Paßhöhen emporstieg, um sich dann wieder zu den kahlen Steinen eines weiteren Talbodens
    hinabzusenken. Am Ufer schwarzer Seen führte die Straße entlang, durch schattendunkle Abgründe, vorbei an schneegestreiften Berghängen, aber sie führte stetig nach Norden. Woher ich wußte, daß es Norden war, ahnte ich nicht, aber dies war ein Traum, in dem Wissen nicht begründet werden mußte.
    Bis auf die Straße trugen mich die Traumschwingen hinab, und plötzlich flog ich nicht mehr, sondern stieg auf der Straße zu einem Paß in den Bergen empor. Die Hänge zu beiden Seiten der Paßstraße bestanden aus steilem, schwarzen Schiefergestein, an dem das Wasser herabrann. Doch irgend etwas sagte mir, das Ende der Straße liege unmittelbar hinter diesem schwarzen Paß, und wenn ich auf meinen müden Beinen nur weiterwandere, würde ich die Paßhöhe überwinden und auf der anderen Seite die Erfüllung meines
    Herzenswunsches finden.
    Inzwischen keuchte ich. Als ich die letzten paar Schritte auf der steilen Paßstraße zurücklegte, war mein Atem nur noch ein schmerzhaftes Luftholen, aber dort, auf dem Gipfel, sah ich auf einmal Licht, Farbe und Wärme.
    Denn hinter der Paßhöhe senkte sich die Straße zu einer Küste ab, wo es Bäume und Felder gab, und hinter der Küste lag ein glitzerndes Meer mit einer Insel darin, und auf der Insel gab es einen See, der in dem plötzlichen Sonnenschein glänzte.
    »Dort!« sagte ich laut, denn ich wußte, daß diese Insel mein Ziel sein mußte. Doch gerade als es schien, daß mir neue Kraft geschenkt wurde, damit ich die letzten Meilen zurücklegen und mich in dieses besonnte Meer stürzen konnte, versperrte mir ein Dämon den Weg. Eine schwarze Gestalt in

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