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Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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gefallen, daß Merlin von einem Kampf gegen die Christen sprach. »Und niemand hört auf Euch, Lord?« fragte ich Merlin.
    »Einige schon«, gab er widerwillig zu, »ein paar, ein oder zwei.
    Arthur nicht. Der hält mich für einen alten Narren kurz vor der Senilität. Aber was ist mit dir, Derfel? Hältst du mich auch für einen alten Narren?«
    »Nein, Lord.«
    »Und glaubst du an die Magie, Derfel?«
    »Ja, Lord«, antwortete ich ihm. Ich war persönlich Zeuge magischen Wirkens gewesen, hatte aber auch erlebt, daß die Magie versagte. Sie war eine schwierige Kunst, doch ich glaubte fest an sie.
    Merlin beugte sich noch weiter zu meinem Ohr herüber.
    »Dann komm heute nacht auf den Gipfel des Dolforwyn«, flüsterte er mir zu, »und ich gewähre dir deinen Herzenswunsch.«
    Eine Harfenistin spielte den Akkord, der die Barden für den Gesang herbeirief. Die Stimmen der Krieger verstummten allmählich, während der eisige Wind Regenschauer durch das offene Portal hereintrieb, daß die kleinen Flammen der Talgkerzen wie auch die fettgetränkten Binsenfackeln flackerten. »Deinen Herzenswunsch«, wisperte Merlin abermals. Doch als ich nach links blickte, war er plötzlich verschwunden.
    In der Nacht draußen grollte der Donner. Die Götter waren überall, und ich wurde zum Dolforwyn gerufen.

    Ich verließ das Festmahl, bevor die Geschenke überreicht wurden, bevor die Barden sangen und bevor sich die Stimmen der trunkenen Krieger zu dem klagenden Lied von Nwyfre vereinigten. Ich hörte den Gesang noch, als ich bereits allein das Flußtal entlangwanderte, in dem Ceinwyn mir von ihrem Besuch an der Schädelstätte und der seltsamen Weissagung erzählt hatte, die für mich keinen Sinn ergab.
    Ich trug meine Rüstung, doch keinen Schild. Mein Schwert Hywelbane steckte an meiner Seite, und um die Schultern hatte ich mir meinen grünen Mantel gehängt. Kein Mensch geht gern durch die Nacht, denn die Nacht gehört den Dämonen und Geistern; da ich jedoch von Merlin gerufen worden war, wußte ich, daß mir nichts geschehen konnte.
    Der Weg wurde mir leichtgemacht, denn es gab eine Straße, die von den Wällen ostwärts bis zum Südrand der Hügelkette führte, wo der Dolforwyn lag. Es war ein langer Marsch, vier Stunden durch die nasse Dunkelheit, und die Straße war pechschwarz; aber die Götter müssen wohl gewollt haben, daß
    ich heil ankam, denn ich verlor weder die Orientierung, noch begegneten mir in der Nacht Gefahren.
    Merlin konnte nicht weit vor mir sein, das wußte ich, aber obwohl ich zwei Menschenalter jünger war als er, holte ich ihn nicht ein, hörte ihn nicht einmal. Ich hörte nur den hinter mir verhallenden Gesang, und später, als der Gesang im Dunkeln verklungen war, lauschte ich dem Rauschen des Flusses, der über Steine plätscherte, dem Prasseln des Regens auf dem Laub, dem Schrei eines Hasen, der von einem Wiesel geschlagen wurde, und dem Kreischen des Dachses, der nach seiner Gefährtin rief. Ich kam an zwei geduckten Siedlungen vorbei, wo der verglühende Schein des Feuers durch die niedrigen Öffnungen unter dem Reetdach aus Adlerfarn schimmerte. Aus einer der Hütten drang die drohende Stimme eines Mannes, der mir etwas zurief, aber ich antwortete ihm, ich reise in friedlicher Absicht, und er beruhigte seinen bellenden Hund.
    Dann verließ ich die Straße, um den schmalen Pfad zu suchen, der sich an Dolforwyns Flanke emporschlängelte. Ich befürchtete, in der Finsternis unter den Eichen, die dicht an dicht am Berghang standen, den Weg zu verlieren; aber die Regenwolken wurden dünner, bis sie schwaches Mondlicht durch die von Nässe schweren Blätter schimmern und mir den steinigen Pfad weisen ließen, der sich in Sonnenlaufrichtung den Königshügel emporwand. Hier oben wohnte kein Mensch. Dieser Ort gehörte den Eichen, den Steinen und dem Geheimnis.
    Der Pfad führte aus dem Wald auf den weiten, freien Platz hinaus, der den Hügel krönte, den Platz, auf dem die einsame Festhalle stand und wo der Steinkreis die Stelle markierte, an der Cuneglas zum König ausgerufen worden war. Dieser Gipfel war der heiligste Ort von Powys, war aber dennoch den größten Teil des Jahres verwaist, denn er wurde nur an hohen Festtagen und in Zeiten großer Feierlichkeit benutzt. Nun lag die Halle im schwachen Mondlicht dunkel da, und die Hügelkuppe schien menschenleer zu sein.
    Ich hielt am Rand des Eichenwaldes inne. Eine weiße Eule flog über mich hinweg. Ihr gedrungener Körper rauschte auf kurzen

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