Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst
ersten Schlacht verbiegt? Es gibt so vieles, was ich gern noch ergründen möchte.«
»Sieh an, er möchte Waffenschmied werden«, sagte Merlin zu Culhwch.
»Ich möchte Guinevere und Gwydre zurückhaben«, erklärte Arthur energisch.
»Dann müßt Ihr Lancelot den Treueid leisten«, sagte Meurig.
»Wenn er nach Caer Cadarn geht, um Lancelot den Treueid zu leisten«, sagte ich verbittert, »werden ihn dort hundert Bewaffnete erwarten und ihn wie einen Hund niedermachen.«
»Nicht, wenn Könige mich begleiten«, widersprach Arthur sanft.
Wir starrten ihn an, und er schien überrascht zu sein, daß
seine Worte uns sprachlos machten. »Könige?« stieß Culhwch schließlich hervor.
Arthur lächelte. »Wenn König Cuneglas und König Meurig mit mir zum Caer Cadarn reiten würden, bezweifle ich, daß
Lancelot es wagen wird, mich zu töten. Wenn er den Königen von Britannien gegenübersteht, wird er reden müssen, und wenn er redet, werden wir zu einer Einigung gelangen. Er fürchtet mich, doch wenn er merkt, daß es nichts zu fürchten gibt, wird er mich am Leben lassen. Und meine Familie am Leben lassen.«
Abermals herrschte Schweigen, während wir dies
verarbeiteten, dann brach Culhwch in dröhnenden Protest aus.
»Ihr würdet dulden, daß dieser Bastard Lancelot König wird?«
Einige der Speerkämpfer an den Wänden der Halle stimmten grollend in seinen Protest ein.
»Cousin, Cousin!« suchte Arthur ihn zu beschwichtigen.
»Lancelot ist kein böser Mensch. Er ist schwach, glaube ich, aber nicht böse. Er schmiedet keine Pläne, er hat keine Träume, sondern nur ein gieriges Auge und flinke Hände. Er greift sich die Dinge, wenn sie auftauchen, dann bewahrt er sie auf und wartet auf das nächste, was ihm vor die Augen kommt. Jetzt wünscht er sich meinen Tod, weil er mich fürchtet – doch wenn er merkt, daß der Preis für meinen Tod zu hoch ist, wird er das akzeptieren, was er kriegen kann.«
»Euren Tod wird er akzeptieren, Ihr Narr!« Culhwch hämmerte mit der Faust auf den Tisch. »Tausend Lügen wird er Euch erzählen, seine Freundschaft wird er Euch beteuern und Euch im selben Moment, da Eure Könige heimgekehrt sind, ein Schwert zwischen die Rippen stoßen.«
»Er wird mich belügen«, bestätigte Arthur gelassen. »Alle Könige lügen. Kein Königreich kann ohne Lügen regiert werden, denn auf Lügen gründen wir unseren Ruf. Wir bezahlen die Barden, damit sie unsere erbärmlichen Siege in große Triumphe verwandeln, und manchmal glauben wir sogar die Lügen, die sie uns vorsingen. Lancelot würde all diesen Liedern nur allzugern glauben, in Wirklichkeit aber ist er schwach und sehnt sich verzweifelt nach starken Freunden. Jetzt fürchtet er mich, weil er mich für seinen Feind hält; doch wenn er merkt, daß ich nicht sein Feind bin, wird er entdecken, daß er mich braucht. Wenn er Dumnonia von Cerdic befreien will, wird er jeden Mann brauchen, den er finden kann.«
»Und wer hat Cerdic nach Dumnonia geholt?« protestierte Culhwch. »Das war Lancelot!«
»Das wird er schon bald bereuen«, entgegnete Arthur gelassen. »Er hat Cerdic benutzt, um sich seine Trophäe zu holen, und nun wird er entdecken, daß Cerdic ein gefährlicher Verbündeter ist.«
»Ihr würdet für Lancelot kämpfen?« fragte ich ihn voller Entsetzen.
»Ich werde für Britannien kämpfen«, gab Arthur
entschlossen zurück. »Ich kann nicht verlangen, daß Männer sterben, damit ich werde, was ich nicht sein will – aber ich kann sie bitten, für ihr Heim, für ihre Frauen und Kinder zu kämpfen. Und das ist es, wofür ich kämpfe. Für Guinevere. Und um Cerdic zu besiegen, und wenn der besiegt ist – was spielt es dann für eine Rolle, daß Lancelot Dumnonia regiert?
Irgend jemand muß regieren, und wahrscheinlich wird er ein besserer König sein, als Mordred es je gewesen ist.« Wieder herrschte Schweigen. Am Rand der Halle winselte ein Jagdhund, ein Speerkämpfer nieste. Arthur musterte uns und sah, daß wir noch immer völlig verwirrt waren. »Wenn ich gegen Lancelot kämpfe«, erklärte er uns, »kehren wir zu dem Britannien zurück, das wir vor Lugg Vale hatten. Zu einem Britannien, in dem wir gegeneinander statt gegen die Sachsen kämpfen. Hier darf es nur einen Grundsatz geben, und zwar Uthers alten Grundsatz, daß die Sachsen vom Severn-Meer ferngehalten werden müssen. Und nun«, fuhr er nachdrücklich fort, »stehen die Sachsen näher am Severn als jemals zuvor. Wenn ich für einen Thron kämpfe, will ich
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