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Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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wollten – während Isis, wie auch Mithras, ihre Mitglieder auf jene, und nur auf jene beschränkten, die in ihre Mysterien eingeführt worden waren. In mancher Hinsicht ähnele Isis der Heiligen Mutter der Christen, erklärte mir Galahad, denn es heißt, sie sei die perfekte Mutter für ihren Sohn Horus; aber darüber hinaus besaß Isis eine Macht, welche die Jungfrau Maria niemals für sich in Anspruch nahm. Für ihre Anhänger war Isis die Herrin über Leben und Tod, die Herrin des Heilens und natürlich Herrin über die Throne der Sterblichen.
    Wie Galahad mir erzählte, war sie mit einem Gott namens Osiris vermählt, der aber bei einem Krieg der Götter getötet wurde. Sein Körper wurde in winzige Teile geschnitten und in einen Fluß gestreut. Isis fand diese verstreuten Teile, setzte sie liebevoll zusammen und legte sich anschließend zu diesem Korpus, um ihren Gemahl wieder zum Leben zu erwecken. Von Isis’ Macht wiedererweckt, lebte Osiris weiter. Galahad haßte diese Sage und bekreuzigte sich immer wieder, während er sie mir erzählte; aber es war vermutlich eben diese Legende von der Wiederauferstehung und der Frau, die dem Mann Leben einhaucht, die Nimue und ich in jenem raucherfüllten, schwarzen Keller beobachtet hatten. Wir hatten gesehen, wie Isis, die Göttin, die Mutter, die Lebensspenderin, das Wunder vollbrachte, durch das ihrem Gemahl das Leben
    wiedergeschenkt wurde und durch das sie selbst zur Wächterin über die Lebenden und die Toten sowie zur Gebieterin über die Throne der Menschen wurde. Und diese letzte Macht war es, die Macht, die entschied, wer auf den Thronen dieser Erde sitzen sollte, die für Guinevere die höchste Macht der Göttin war. Für die Macht über die Throne betete Guinevere Isis an. Nimue riß den Vorhang beiseite, und der Keller hallte von Schreien wider.
    Eine Sekunde lang, eine schreckliche Sekunde lang zögerte Guinevere am hinteren Vorhang und wandte sich zurück, um zu sehen, was ihr Ritual gestört haben mochte. Da stand sie, hochgewachsen, nackt und fürchterlich in ihrer bleichen Schönheit, und neben ihr stand ein nackter Mann. Während an der Kellertür, den Sohn an der einen, einen Strauß Blumen in der anderen Hand, ihr Gemahl stand. Die Wangenstücke von Arthurs Helm waren geöffnet, daher konnte ich in diesem grauenvollen Moment seine Miene sehen, und es war, als wäre soeben seine Seele entflohen.
    Guinevere verschwand hinter dem Vorhang und zog Dinas und Lavaine mit sich, während Arthur einen grauenvollen Laut ausstieß, halb Schlachtruf, halb der Schrei eines Mannes in höchster Qual. Hastig drängte er Gwydre zurück, ließ die Kornblumen fallen, zog Excalibur und warf sich rücksichtslos durch die kreischenden, nackten Kultanhänger, die sich verzweifelt vor ihm zu retten suchten.
    »Holt sie euch alle!« rief ich den Speerkämpfern zu, die Arthur folgten. »Laßt keinen von ihnen entkommen! Holt sie euch!« Dann folgte ich, Nimue an meiner Seite, meinem Lord Arthur. Arthur sprang über das schwarze Becken, stieß eine Fackel um, als er über das Podium hinwegsetzte, und fegte mit Excaliburs Klinge den Vorhang beiseite.
    Und erstarrte.
    Ich blieb an seiner Seite stehen. Meinen Speer hatte ich weggeworfen, als ich durch den Tempel jagte; jetzt trug ich Hywelbane in der Hand. Nimue war bei mir und heulte triumphierend, als sie einen Blick in den kleinen, quadratischen Raum warf, der neben dem Kellergewölbe lag. Es schien das Allerheiligste der Isis zu sein, und hier stand, zum Gebrauch durch die Göttin bereit, der Kessel von Clyddno Eiddyn. Der Kessel war das erste, was ich sah, denn er stand auf einem schwarzen Piedestal, so hoch wie die Taille eines Mannes, und leuchtete silbern und golden, da im ganzen Raum zahlreiche Kerzen verteilt waren, deren hellen Schein der Kessel zurückwarf. Dieses Licht wirkte noch heller, weil der Raum – bis auf die Wand mit dem Vorhang – mit Spiegeln ausgekleidet war. Es gab Spiegel an den Wänden und sogar an der Decke, Spiegel, die die Flammen der Kerzen sowie die nackten Gestalten von Guinevere und Dinas mannigfach zurückwarfen. Guinevere war in ihrem Schrecken auf das breite Bett gesprungen, welches das andere Ende des Raumes ausfüllte, und zerrte dort an einer Pelzdecke, mit der sie ihre bleiche Haut zu bedecken suchte. Dinas war neben ihr, beide Hände an seinem Schritt, während Lavaine uns trotzig entgegenstarrte.
    Er warf einen Blick auf Arthur, tat Nimue mit einem kurzen Blick ab und richtete dann

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