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Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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seinen dünnen Stab auf mich. Er wußte, daß ich gekommen war, um ihn zu töten, und versuchte das nun mit der stärksten Magie zu verhindern, die ihm zur Verfügung stand. Er zeigte mit dem Stab auf mich, während er in der anderen Hand den Flacon mit dem Splitter des wahren Kreuzes hielt, den Bischof Sansum Mordred bei seiner Akklamation geschenkt hatte. Diesen Splitter hielt er über den Kessel, der mit einer dunklen, aromatischen Flüssigkeit gefüllt war.
    »Eure anderen Töchter werden ebenfalls sterben«, rief er mir zu. »Ich brauche nur dieses Fläschchen loszulassen.«
    Arthur hob Excalibur.
    »Euer Sohn ebenfalls!« sagte Lavaine, und alle beide erstarrten wir. »Ihr werdet jetzt gehen«, befahl er mit gelassener Autorität. »Ihr seid in das Heiligtum der Göttin eingedrungen. Ihr werdet jetzt gehen und uns in Frieden lassen. Oder Ihr werdet sterben, und alle, die Ihr liebt, werden mit Euch sterben.«
    Er wartete. Hinter ihm, zwischen dem Kessel und dem Bett, stand Arthurs runder Tisch mit dem steinernen Abbild des geflügelten Pferdes, und auf dem Pferd lagen und standen, wie ich sah, ein brauner Korb, ein einfaches Horn, ein altes Halfter, ein Dolch, ein Schleifstein, ein Mantel mit Ärmeln, ein Umhang, eine Tonschale, ein Wurfbrett, ein Kriegerring und ein Häufchen faulender, zerbrochener Holzteile. Auch Merlins abgeschnittener Bartzopf lag dort, noch immer mit dem schwarzen Band umwickelt. Die gesamte Macht von Britannien war in diesem kleinen Raum versammelt, verbunden mit einem Splitter der mächtigsten Magie der Christen.
    Ich hob Hywelbane. Lavaine tat, als lasse er den Splitter des wahren Kreuzes in die Flüssigkeit fallen, während Arthur mir warnend die Hand auf den Schild legte.
    »Ihr werdet gehen!« befahl Lavaine. Guinevere sagte nichts, sondern beobachtete uns über den Pelz hinweg, der sie inzwischen zur Hälfte bedeckte, mit großen Augen. Dann begann Nimue zu lächeln. Sie hielt den zum Bündel zusammengerafften Umhang in beiden Händen. Jetzt schwenkte sie ihn in Lavaines Richtung. Mit einem lauten Schrei schüttelte sie den Inhalt aus. Es war ein unheimlicher, schriller Schrei, der hoch über die Schreie der Frauen hinter uns hinaustönte.
    Nattern flogen durch die Luft. Es müssen mindestens ein Dutzend Schlangen gewesen sein, die Nimue alle am Nachmittag aufgestöbert und für diesen Moment gesammelt hatte. Sie wanden sich in der Luft. Guinevere schrie und zerrte die Pelzdecke hoch, um ihr Gesicht zu bedecken, während Lavaine, der sah, wie eine Schlange auf seine Augen zugeflogen kam, instinktiv zusammenzuckte und sich duckte. Der Splitter des wahren Kreuzes schlitterte über den Boden, während sich die Schlangen, von der Hitze im Keller aufgeweckt, über das Bett und die Kleinodien von Britannien ringelten. Ich trat einen Schritt vor und versetzte Lavaine einen kräftigen Tritt in den Bauch. Er fiel, und als ihn eine Natter in den Knöchel biß, schrie er.
    Dinas zuckte vor den Schlangen auf dem Bett zurück. Dann erstarrte er, weil Excalibur seine Kehle berührte. Hywelbane lag an Lavaines Kehle, und ich benutzte die Klinge, um sein Gesicht zu mir emporzuheben. Dann lächelte ich. »Meine Tochter«, sagte ich leise, »beobachtet uns aus der Anderwelt. Sie läßt Euch grüßen, Lavaine.«
    Er versuchte etwas zu sagen, brachte aber kein Wort heraus. Eine Schlange glitt über sein Bein.
    Arthur starrte auf die Pelzdecke hinab, unter der seine Gemahlin verborgen lag. Dann hob er die Schlangen mit Excaliburs Spitze beinah zärtlich von dem schwarzen Fell und schlug die Decke zurück, bis er Guineveres Gesicht sehen konnte. Als sie ihn ansah, war von ihrem wundervollen Stolz nichts mehr übrig. Sie war nur noch eine verängstigte Frau.
    »Hast du hier irgendwo etwas anzuziehen?« fragte Arthur sanft. Sie schüttelte den Kopf.
    »Auf dem Thron liegt ein roter Umhang«, sagte ich zu ihm.
    »Würdet Ihr ihn holen, Nimue?« bat Arthur.
    Nimue brachte den Umgang, den Arthur seiner Gemahlin auf der Schwertspitze reichte. »Hier«, sagte er, noch immer sehr leise. »Für dich.«
    Ein nackter Arm kam unter dem Pelz hervor und griff nach dem Umhang. »Dreht Euch um«, verlangte Guinevere mit einer ganz kleinen, ängstlichen Stimme von mir.
    »Bitte, Derfel, dreht Euch um«, sagte Arthur.
    »Zuvor noch eins, Lord.«
    »Umdrehen!« beharrte er, ohne den Blick von seiner Gemahlin zu wenden.
    Ich griff nach dem Rand des Kessels und kippte ihn vom Piedestal. Mit lautem Dröhnen fiel der kostbare

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