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Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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»Sagramor werde ich zum Lord der Steine machen«, erklärte er, »denn das wünscht er sich am meisten.« Die Lordschaft über die Steine machte Sagramor zu dem Mann, der die sächsische Grenze bewachte, und ich konnte mir gut vorstellen, daß der schwarzhäutige, dunkeläugige Sagramor mit einer solch kriegerischen Aufgabe mehr als zufrieden war. »Ihr aber, Derfel« – er tippte mir auf die Brust – »werdet der Champion sein.«
    »Und wer«, fragte ich ironisch, »soll die Gemahlin des Champions sein?«
    »Meine Schwester Gwenhwyvach«, antwortete Guinevere, die mich dabei aufmerksam beobachtete.
    Ich war dankbar, daß Merlin mich vorgewarnt hatte. »Das ist zuviel der Ehre für mich, Lady«, gab ich höflich zurück. Guinevere lächelte. Offenbar glaubte sie, daß meine Worte Zustimmung bedeuteten. »Hättet Ihr je gedacht, Derfel, daß Ihr eine Prinzessin ehelichen würdet?«
    »Nein, Lady«, gestand ich ein. Gwenhwyvach war, wie Guinevere, tatsächlich eine Prinzessin, eine Prinzessin von Henis Wyren, obwohl es Henis Wyren nicht mehr gab. Jenes beklagenswerte Königreich hieß jetzt Lleyn und wurde von dem dunklen irischen Eroberer, König Diwrnach, beherrscht. Guinevere zerrte an den Leinen, um ihre aufgeregten Jagdhunde zu beruhigen. »Sobald wir nach Dumnonia zurückkehren, könnt Ihr euch verloben«, erklärte sie.
    »Gwenhwyvach ist einverstanden.«
    »Aber es gibt ein Hindernis, Lord«, wandte ich mich an Arthur.
    Wieder zerrte Guinevere an den Leinen – völlig unnötig, doch sie haßte jeden Widerspruch und ließ ihre Empörung an den Hunden aus, statt an mir. Zu jener Zeit haßte sie mich zwar nicht, aber sie mochte mich auch nicht besonders. Sie wußte von meiner Abneigung gegen Lancelot, und diese Tatsache nahm sie sicher gegen mich ein; aber sie hätte meine Abneigung nicht für wichtig gehalten, denn für sie war ich zweifellos nichts weiter als einer der Kriegsführer ihres Gemahls: ein hochgewachsener, langweiliger, flachshaariger Mann, dem die zivilisierten Manieren fehlten, auf die Guinevere so großen Wert legte. »Ein Hindernis?« fragte mich Guinevere fast drohend.
    »Lord Prinz«, sagte ich, wiederum an Arthur gewandt, statt an seine Gemahlin, »ich bin einer Dame durch Eid verbunden.«
    Dabei dachte ich an den Knochen in meinem Beutel. »Ich habe keinen Anspruch auf sie und darf auch nichts von ihr erwarten
    – aber sobald sie Anspruch auf mich erhebt, bin ich ihr verpflichtet.«
    »Wer ist es?« verlangte Guinevere sofort zu wissen.
    »Das darf ich nicht sagen, Lady.«
    »Wer?« drängte Guinevere abermals.
    »Er muß es nicht sagen«, kam Arthur mir zu Hilfe. Er lächelte. »Wie lange kann diese Lady Eure Treue beanspruchen?«
    »Nicht mehr sehr lange, Lord«, antwortete ich. »Inzwischen nur noch ein paar Tage.« Denn sobald sich Ceinwyn Lancelot anverlobte, durfte ich den Eid, den ich ihr geschworen hatte, als nichtig betrachten.
    »Gut«, sagte er energisch und lächelte Guinevere zu, als forderte er sie auf, seine Freude zu teilen, aber Guinevere zog statt dessen eine finstere Miene. Sie verabscheute Gwenhwyvach, fand sie plump und langweilig, und war verzweifelt darauf bedacht, ihre Schwester aus ihrem Leben wegzuvermählen. »Wenn alles gutgeht«, sagte Arthur, »könnt Ihr zum selben Zeitpunkt in Glevum vermählt werden wie Lancelot und Ceinwyn.«
    »Oder verlangt Ihr diese paar Tage«, fragte Guinevere giftig,
    »um Euch Gründe auszudenken, warum Ihr meine Schwester nicht ehelichen solltet?«
    »Lady«, antwortete ich tiefernst, »es wäre mir eine Ehre, mich mit Gwenhwyvach zu vermählen.« Das war, glaube ich, die Wahrheit, denn Gwenhwyvach würde sich zweifellos als gute Gemahlin erweisen; wenn es auch eine ganz andere Frage war, ob ich mich als ein guter Gemahl erweisen würde, denn für mich war der einzige Grund, Gwenhwyvach zu heiraten, der hohe Rang und der große Reichtum, den sie als Mitgift in die Ehe bringen würde. Aber das war für die meisten Männer der einzige Grund für eine Vermählung. Und wenn ich Ceinwyn nicht haben konnte – was machte es schon, wen ich heiratete? Merlin hatte uns immer davor gewarnt, Liebe mit Ehe zu verwechseln, und wenn sein Ratschlag auch zynisch klang, so barg er doch einige Wahrheit in sich. Von mir erwartete man nicht, daß ich Gwenhwyvach liebte; ich sollte mich nur mit ihr vermählen, und ihr Rang und ihre Mitgift wären der Lohn dafür, daß ich den langen, blutigen Tag in Lugg Vale siegreich überstanden hatte. Selbst wenn

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