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Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Vorhang aus grauem Rauch, der sich heftig aufblähte, bevor er vom Westwind davongetragen wurde. Mit seiner Speerspitze deutete Gwilym auf den Rauch und spie dann aus, um das Böse abzuwenden.
    Galahad kam mir nach und trat neben mich. »Ein Signal?«
    erkundigte er sich.
    »Vermutlich.«
    »Dann wissen sie also, daß wir hier sind?« Er bekreuzigte sich.
    »Sie wissen es.« Das kam von Nimue, die uns ebenfalls nachgekommen war. Sie trug Merlins schweren schwarzen Stab und war die einzige unter uns, die an diesem eiskalten, toten Ort noch Energie ausstrahlte. Merlin war krank, wir anderen waren vor Angst wie gelähmt, aber je tiefer wir in Diwrnachs schwarzes Land vorstießen, desto wilder wurde Nimue. Sie näherte sich dem Kessel, und sein Zauber schien wie Feuer in ihren Knochen zu brennen. »Sie beobachtet uns«, verkündete sie.
    »Kannst du uns verstecken?« fragte ich sie und sehnte mich nach einem weiteren Tarnzauber.
    Sie schüttelte den Kopf. »Dies ist ihr Land, Derfel, und hier herrschen ihre Götter.« Sie grinste höhnisch, weil Galahad zum zweiten Mal das Kreuzeszeichen machte. »Euer angenagelter Gott wird gegen Crom Dubh nichts ausrichten können«, sagte sie.
    »Ist er hier?« fragte ich ängstlich.
    »Er oder ein Ähnlicher«, antwortete sie. Crom Dubh war der Schwarze Gott, ein verkrüppelter, bösartiger Horror, der den Menschen finsterste Alpträume schickte. Die anderen Götter, so hieß es, gingen Crom Dubh aus dem Weg, und das ließ
    darauf schließen, daß wir allein in seiner Macht waren.
    »Dann sind wir also zum Tode verurteilt«, stellte Gwilym rundweg fest.
    »Narr!« zischte Nimue ihn erbost an. »Zum Tode verurteilt sind wir nur, wenn wir den Kessel nicht finden. Dann wären wir ohnehin allesamt zum Tode verurteilt. Willst du den ganzen Vormittag lang den Rauch da beobachten?« fragte sie mich.
    Wir marschierten weiter. Merlin konnte nicht mehr sprechen, und seine Zähne klapperten, obwohl wir Pelze auf ihn häuften.
    »Er liegt im Sterben«, erklärte mir Nimue gelassen.
    »Dann sollten wir einen Unterschlupf suchen und Feuer machen«, entgegnete ich.
    »Damit wir’s schön warm haben, wenn Diwrnachs
    Speerkämpfer uns abschlachten?« fragte sie höhnisch. »Er liegt im Sterben, Derfel«, erklärte sie mir dann, »weil er seinem Traum ganz nahe gekommen ist und weil er einen Handel mit den Göttern geschlossen hat.«
    »Sein Leben für den Kessel?« Diese Frage kam von Ceinwyn, die an meiner anderen Seite ging.
    »Nicht ganz«, räumte Nimue ein. »Aber während ihr beide euer kleines Haus eingerichtet habt« – sie legte eine ironische Betonung auf ihre Worte – »sind wir nach Cadair Idris gegangen. Dort haben wir ein Opfer dargebracht, das alte Opfer, und Merlin hat sein Leben verpfändet – nicht für den Kessel, sondern für die Suche. Wenn wir den Kessel finden, wird er am Leben bleiben, wenn wir aber versagen, muß er sterben, und die Schattenseele des Opfers kann Merlins Seele für alle Zeiten beanspruchen.«
    Ich wußte, was das alte Opfer war, obwohl ich noch nie gehört hatte, daß es in unserer Zeit dargebracht worden war.
    »Wer war das Opfer?« wollte ich wissen.
    »Du kennst ihn nicht. Wir kannten ihn auch nicht. Einfach ein Mann«, erklärte Nimue wegwerfend. »Doch seine Schattenseele ist hier. Sie beobachtet uns und will, daß wir versagen. Sie verlangt Merlins Leben.«
    »Und wenn Merlin ohnehin stirbt?« fragte ich sie.
    »Das wird er nicht, du Narr. Nicht, wenn wir den Kessel finden.«
    »Falls ich ihn finde«, warf Ceinwyn beunruhigt ein.
    »Das werdet Ihr«, meinte Nimue zuversichtlich.
    »Und wie?«
    »Ihr werdet träumen«, antwortete Nimue, »und Euer Traum wird uns zum Kessel führen.«
    Als wir die Meerenge erreichten, die das Festland von der Insel trennte, ging mir auf, daß es durchaus in Diwrnachs Sinn war, daß wir den Kessel fanden. Das Signalfeuer sagte uns, daß
    seine Männer uns beobachteten, aber bisher hatten sie sich uns weder gezeigt noch versucht, unseren Marsch zu behindern; und das ließ darauf schließen, daß Diwrnach von unserer Suche wußte und sogar wollte, daß wir Erfolg hatten, damit er uns den Kessel anschließend abnehmen konnte. Einen anderen Grund, warum er es uns so leicht machte, Ynys Mon zu erreichen, konnte es nicht geben.
    Die Meerenge war nicht sehr breit, aber das graue Wasser wirbelte und schäumte, während es durch den schmalen Kanal schoß. Das Meer jagte durch die Enge, drehte sich zu Strudeln oder brach sich

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