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Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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geschmolzenem Schnee und behauptete, es gehe ihm gut.
    Am folgenden Morgen sah er noch weit elender aus. Wir hatten die Nacht in einer Felsspalte verbracht, wo wir kein Feuer zu machen wagten, obwohl Nimue mit einem
    Iltisschädel, den wir weiter oben auf der Straße gefunden hatten, einen Tarnzauber über uns gelegt hatte. Unsere Wachtposten hatten die Küstenebene beobachtet, auf der drei kleine Feuer die Anwesenheit von Menschen verrieten, während wir übrigen uns eng zusammengedrängt in die Felsen duckten, wo wir zitternd die Kälte verfluchten und uns fragten, ob jemals der Morgen dämmern würde. Endlich sickerte träges, lepröses Licht über den Horizont, das die ferne Insel dunkler und bedrohlicher denn je aussehen ließ. Aber Nimues Zauber schien gewirkt zu haben, denn kein Speerkämpfer bewachte das Ende der Dunklen Straße.
    Merlin wurde jetzt vom Fieber geschüttelt, und da er inzwischen viel zu schwach war, um gehen zu können, trugen ihn vier meiner Speerkämpfer auf einer Bahre, die wir aus Mänteln und Speeren gefertigt hatten. So suchten wir uns rutschend und schlitternd einen Weg bis zu den ersten kleinen, windgebeugten Hecken von Ueyn. Hier lag die Straße tiefer als ihre Umgebung, und die Spur war eisverkrustet, wo sie sich zwischen buckligen Eichen, mageren Steineichen und vernachlässigten Feldern hindurchschlängelte. Da Merlin stöhnte und zitterte, fragte mich Issa, ob wir nicht lieber umkehren sollten. »Wenn wir noch einmal über diese Berge marschieren, würde ihn das mit Sicherheit umbringen«, entschied Nimue. »Wir gehen weiter.«
    Als wir an eine Weggabelung kamen, fanden wir das erste Zeichen von Diwrnach. Es war ein Skelett, das,
    zusammengebunden mit Roßhaarstricken, an einem Pfahl hing, so daß die trockenen Knochen im frischen Westwind klapperten. Unter den menschlichen Knochen waren drei Krähen an den Pfahl genagelt, an deren Kadavern Nimue sofort schnupperte, um zu erfahren, welche Art von Magie mit ihrem Tod bewirkt werden sollte. »Pissen! Pissen!« stieß Merlin auf seiner Bahre hervor. »Schnell, Mädchen! Pissen!« Ein gräßlicher Husten schüttelte ihn, und er wandte den Kopf, um in Richtung Straßenrand auszuspucken. »Ich werde nicht sterben«, redete er sich selber zu. »Ich werde nicht sterben!«
    Als Nimue sich neben dem Pfahl niederhockte, legte er sich zurück. »Er weiß, daß wir hier sind«, warnte er mich noch.
    »Ist er hier?« fragte ich, mich zu seiner Bahre hinabbeugend.
    »Irgend jemand ist hier. Sei vorsichtig, Derfel.« Er schloß die Augen und seufzte. »Ich bin so alt«, sagte er leise, »so furchtbar alt. Und hier ist etwas Böses, rings um uns herum ist es.« Er schüttelte den Kopf. »Bringt mich auf die Insel, das ist alles, nur bis auf die Insel. Der Kessel wird dann alles heilen.«
    Nimue war fertig, wartete aber noch, um zu sehen, wohin der Dampf ihres Urins wehte. Der Wind trieb ihn zum rechten Zweig der Gabelung hinüber, und dieses Zeichen bestimmte unseren weiteren Weg. Bevor wir aufbrachen, trat Nimue an eins der Pferde heran und holte einen Lederbeutel heraus, aus dem sie eine Handvoll Donnerkeile und Adlersteine schüttelte, die sie unter die Speerkämpfer verteilte. »Zum Schutz«, erklärte sie, als sie einen Schlangenstein auf Merlins Trage legte. »Vorwärts!« befahl sie uns dann.
    Wir marschierten den ganzen Vormittag, kamen aber nur langsam voran, weil wir Merlin tragen mußten. Wir sahen niemanden, und dieser Mangel an jeglichem Leben senkte eine schreckliche Angst in die Herzen meiner Männer, denn es schien, als wären wir in ein Land der Toten gekommen. In den Hecken wuchsen Vogelbeeren und Stechpalmen, in den Zweigen hüpften Drosseln und Rotkehlchen, aber nirgendwo waren Rinder, Schafe oder Menschen zu sehen. Eine Ansiedlung sahen wir, aus der ein Rauchwölkchen in den Wind aufstieg, aber die lag weit entfernt, und von der Ringmauer aus schien uns niemand zu beobachten.
    Dennoch gab es Menschen in diesem toten Land. Das merkten wir, als wir in einem kleinen Tal rasteten, in dem unter schwarzen, windgebeugten Eichen ein Bach träge zwischen eiserstarrten Ufern dahinplätscherte. Die verschlungenen Zweige waren mit weißem Rauhreif bedeckt, und wir ruhten uns unter ihnen aus, bis mich Gwilym, einer der wachhabenden Speerkämpfer, zu sich rief.
    Als ich an den Rand des Eichenwäldchens kam, entdeckte ich, daß an der unteren Flanke der Berge ein Feuer entzündet worden war. Flammen waren nicht zu sehen, nur ein dichter

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