Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst
Sklavendung begraben.« Damit kehrte ich ihm den Rücken und ging davon.
Er lachte. »Blut, Lord Derfel!« rief er mir nach. »Blut! Das ist es, wovon sich die Götter nähren, und das Eure wird ein kräftiges Gebräu hergeben! Ich werde Eure Frau zwingen, es in meinem Bett zu trinken!«
Er rammte seinem Pferd die gespornten Stiefel in die Flanken und drehte es zu seinen Männern um.
»Vierundsiebzig sind es«, berichtete mir Galahad, als ich ihn erreichte. »Vierundsiebzig Männer und Speere. Und wir sind sechsunddreißig Speere ohne den Sterbenden und die beiden Frauen.«
»Vorerst werden sie noch nicht angreifen«, versicherte ich ihm. »Sie werden warten, bis wir den Kessel gefunden haben.«
Ceinwyn hätte in ihrem dünnen Gewand und ohne Stiefel frieren müssen, aber als sie über das Gras dahinwankte, schwitzte sie, als wäre es ein warmer Sommertag. Es schien ihr schwerzufallen, sich aufrecht zu halten, und noch schwerer vorwärts zu gehen, und sie zuckte genauso krampfhaft wie ich auf Dolforwyns Gipfel, nachdem ich den Silberbecher geleert hatte; aber Nimue ging neben ihr, redete ihr gut zu und stützte sie fürsorglich, zog sie seltsamerweise aber immer wieder in eine andere Richtung als jene, die Ceinwyn einschlagen wollte. Diwrnachs dunkle Reiter hielten mit uns Schritt, ein wandelnder Ring von Blutschilden, der sich als lockerer, weiter Kreis mit unserer kleinen Gruppe als Mittelpunkt über die Insel bewegte.
Trotz ihrer Benommenheit begann Ceinwyn jetzt beinahe zu rennen. Sie schien kaum bei Bewußtsein zu sein und formte mit den Lippen Worte, die ich nicht verstand. Ihre Augen blickten leer. Nimue zerrte sie beharrlich in eine Richtung, so daß sie einem schmalen Pfad folgen mußte, der sich nördlich um den von grauen Steinen gekrönten Hügel herumwand; aber je näher wir den hohen, flechtenbedeckten Felsen auf der Kuppe kamen, desto stärker wurde Ceinwyns Gegenwehr. Schließlich mußte Nimue ihre ganze Kraft aufwenden, um sie auf dem Pfad zu halten. Der vordere Teil des Reiterringes war bereits am Steilhang des Hügels vorbeigetrabt, so daß sich dieser, wie wir, innerhalb des Kreises befand. Ceinwyn wimmerte und wehrte sich, dann begann sie, auf Nimues Hände einzuschlagen, doch diese hielt sie mit eisernem Griff fest und zog sie weiter, während Diwrnachs Männer sich ständig mit uns fortbewegten.
Nimue wartete, bis der Pfad die Stelle erreicht hatte, wo er den steilen Felsklippen am nächsten war, dann ließ sie Ceinwyn endlich freien Lauf. »Zu den Felsen!« kreischte sie.
»Alle Mann! Zu den Felsen! Lauft!«
Wir liefen. Und ich begriff, was Nimue getan hatte. Diwrnach hatte es nicht gewagt, uns anzurühren, bis er wußte, wohin wir wollten, und hätte er gesehen, daß Ceinwyn dem steilen Felsenhügel zustrebte, hätte er sofort ein Dutzend Speerkämpfer ausgeschickt, den Gipfel zu erklimmen, und den Rest seiner Männer auf unsere Spur gesetzt, damit sie uns alle einfingen. So aber würde uns das Gewirr an gewaltigen Felsbrocken dank Nimues Voraussicht als Schutz dienen können – dieselben Felsen, die, wenn Ceinwyn recht hatte, den Kessel von Clyddno Eiddyn über viereinhalb Jahrhunderte zunehmend düsterer Zeiten behütet hatten. »Lauft!« schrie Nimue, und rings um uns herum wurden die Pferde kreiseinwärts gepeitscht, so daß sich der Ring der dunklen Reiter immer enger um uns zog, um uns möglichst den Weg abzuschneiden.
»Lauft!« kreischte Nimue abermals. Ich half mit, Merlin zu tragen, Ceinwyn kletterte bereits die Felsen empor, und Galahad rief seinen Männern zu, sich im Gewirr der Felsen Positionen zu suchen, von denen aus sie ihre Speere einsetzen konnten. Issa blieb bei mir, stets bereit, mit seinem Speer jeden dunklen Reiter niederzumachen, der sich uns näherte. Gerade als Gwilym und drei andere uns Merlin abnahmen und ihn zum Fuß der Felsen trugen, erreichten uns die ersten beiden Blutschilde. Während sie ihre Pferde bergauf spornten, kreischten sie herausfordernd, ich aber schlug den Speer des ersten Mannes mit meinem Schild beiseite und schwang dann meinen eigenen Speer so, daß seine Stahlspitze wie ein Prügel auf den Schädel des Pferdes hinunterdonnerte. Das Tier schrie auf, fiel auf die Seite, und Issa stieß dem Reiter seinen Speer in den Bauch, während ich meinen Speer zurückzog und auf den zweiten Reiter einstieß. Sein Speerschaft schlug krachend gegen den meinen, dann war er an mir vorbei. Dennoch gelang es mir, eine Handvoll seiner langen, zerfetzten
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