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Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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immer näher auf die Grube zu, in der Merlin unter einem dünnen Mantel lag.
    »Und Ihr habt alle zwölf Kleinodien?« fragte Ceinwyn.
    »Die meisten«, antwortete Nimue ausweichend. »Aber selbst ohne die zwölf besitzt der Kessel große Macht. Eine unendlich große Macht. Mehr Macht als all die anderen Kleinodien zusammen.« Sie warf Galahad auf der anderen Seite der Grube einen kampflustigen Blick zu. »Und was werdet Ihr tun, Christ, wenn Ihr diese Macht erkennt?«
    Galahad lächelte. »Ich werde Euch daran erinnern, daß ich Eure Suche mit meinem Schwert begleitet habe«, antwortete er sanft.
    »Das haben wir alle getan. Wir sind die Krieger des Kessels«, sagte Issa ruhig. Ich hatte nicht gewußt, daß er eine poetische Ader hatte. Die anderen Speerkämpfer lächelten. Ihre Bärte waren weiß überfrostet, ihre Hände waren mit Tuch-und Pelzstreifen umwickelt, und ihre Gesichter waren eingefallen; aber sie hatten den Kessel gefunden und waren stolz auf diesen Erfolg, selbst wenn sie sich bei Tagesanbruch den Blutschilden und der aufdämmernden Erkenntnis stellen mußten, daß wir alle zum Tode verurteilt waren.
    Ceinwyn schmiegte sich an mich, teilte sich meinen Wolfspelzmantel mit mir. Sie wartete, bis Nimue schlief; dann hob sie ihr Gesicht zu dem meinen. »Merlin ist tot, Derfel«, sagte sie mit ganz leiser, trauriger Stimme.
    »Ich weiß«, entgegnete ich, denn in der Senke hatte ich weder eine Regung noch einen Laut wahrnehmen können.
    »Ich habe sein Gesicht und seine Hände angefaßt«, berichtete sie flüsternd, »und beide sind so kalt wie Eis. Ich habe meine Messerklinge an seinen Mund gehalten, und sie ist nicht beschlagen. Er ist tot.«
    Ich schwieg. Ich liebte Merlin, weil er wie ein Vater für mich gewesen war, und konnte einfach nicht glauben, daß er im Augenblick seines Triumphs gestorben sein sollte, aber ich fand auch keine Hoffnung in mir, die Seele seines Lebens wiederzusehen. »Wir sollten ihn hier begraben«, fuhr Ceinwyn fort, »hier in seinem geliebten Kessel.« Wiederum schwieg ich. Ihre Hand tastete nach der meinen. »Was sollen wir tun?«
    fragte sie mich.
    Sterben, dachte ich, sprach es aber nicht aus.
    »Du wirst bestimmt nicht zulassen, daß man mich gefangennimmt?« fragte sie flüsternd.
    »Niemals«, antwortete ich.
    »Der Tag, an dem ich dich kennenlernte, Lord Derfel Cadarn«, fuhr sie fort, »war der schönste Tag meines Lebens.«
    Da kamen mir die Tränen, doch ob es Tränen der Freude waren oder Tränen der Trauer um alles, was ich beim kalten Tagesanbruch verlieren würde, wußte ich nicht.
    Ich fiel in einen leichten Schlaf und träumte, ich sei in einem Sumpf gefangen und von dunklen Reitern umgeben, die sich mit Hilfe von Magie über den trügerischen Boden bewegen konnten. Dann stellte ich fest, daß ich den Schildarm nicht heben konnte. Ich sah das Schwert, das auf meine rechte Schulter herabsauste, fuhr voll Entsetzen aus dem Schlaf und griff nach meinem Speer, sah aber, daß es nur Gwilym war, der unbeabsichtigt meine Schulter berührt hatte, als er auf den Felsen kletterte, um seine Wachrunde anzutreten. »Verzeiht mir, Lord«, flüsterte er mir zu.
    Ceinwyn schlief in meinem Arm, und Nimue schmiegte sich auf der anderen Seite an mich. Galahad, dessen blonder Bart vom Eis weiß war, schnarchte leise, und meine anderen Speerkämpfer schlummerten entweder, oder sie lagen in frierender Verzweiflung da. Der Mond stand jetzt fast senkrecht über mir. Seine schrägen Strahlen beleuchteten die gemalten Sterne auf den zusammengestellten Schilden meiner Männer und die steinige Seite der Grube, die wir in der Senke auf der Kuppe gegraben hatten. Der Dunst, der das runde Gesicht des Mondes verschleiert hatte, als er noch über dem Meer stand, hatte sich verzogen, so daß jetzt eine reine, harte, klare, kalte Scheibe am Himmel stand. Dunkel erinnerte ich mich daran, daß mir meine Mutter den Namen des Mannes im Mond verraten hatte, konnte mich aber nicht deutlicher erinnern. Meine Mutter war eine Sächsin. Ich war noch in ihrem Bauch gewesen, als sie bei einem Überfall der Dumnonier gefangengenommen wurde. Man hatte mir mitgeteilt, daß sie heute in Siluria lebte, aber ich hatte sie seit jenem Tag nicht mehr gesehen, da der Druide Tanaburs mich aus ihren Armen gerissen und versucht hatte, mich in der Todesgrube zu vernichten. Anschließend hatte mich Merlin aufgezogen, und ich war Britannier geworden, ein Freund Arthurs und der Mann, der den Stern von Powys aus der Halle

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