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Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Du wirkst so aufgeregt.«
    »Nebel, Lord«, sagte ich.
    »Wie aufmerksam von dir«, sagte er bewundernd. »Vielleicht könntest du dann auch den Kessel aus der Grube holen, ja? Es wird Zeit, daß wir aufbrechen, Derfel, es wird Zeit, daß wir endlich aufbrechen.«
    Und genau das taten wir.

ZWEITER TEIL
    Der unterbrochene Krieg

    » N ein!« protestierte Igraine, als sie einen neugierigen Blick auf das letzte Pergament des neuen Stapels warf.
    »Nein?« fragte ich höflich.
    »Ihr könnt die Geschichte nicht einfach hier enden lassen!«
    behauptete sie. »Wie ging es weiter?«
    »Wir sind natürlich abmarschiert.«
    »Ach, Derfel!« Verärgert warf sie das Blatt auf den Tisch.
    »Sogar die Küchenjungen kennen die Geschichte besser als Ihr! Erzählt mir genau, wie es geschehen ist. Ich bestehe darauf!«
    Also erzählte ich es ihr.
    Es war kurz vor Morgengrauen, und der Nebel lag wie ein Vlies auf uns. Er war so dicht, daß wir, nachdem wir die Felsen hinabgeklettert waren und uns auf dem Gras der Hügelkuppe versammelt hatten, Gefahr liefen, einander zu verlieren, wenn wir auch nur einen einzigen Schritt allein taten. Merlin forderte uns auf, eine Kette zu bilden, indem ein jeder den Mantel des vor ihm Gehenden packte. Dann banden sie mir den Kessel auf den Rücken, und wir schlichen uns im Gänsemarsch hügelabwärts. Merlin, der seinen Stab in Armeslänge ausgestreckt hielt, führte uns mitten durch den Ring der Blutschilde, und keiner von ihnen entdeckte uns. Ich hörte, wie Diwrnach ihnen zurief, sie sollten sich verteilen, aber die dunklen Reiter wußten, daß es ein Zaubernebel war, und zogen es vor, an ihren Feuern sitzen zu bleiben. Dennoch waren diese ersten paar Schritte der gefährlichste Teil unseres Marschs.
    »Aber in den Erzählungen heißt es, daß Ihr alle verschwunden seid«, wandte meine Königin ein. »Ihr wärt von der Insel geflogen, haben Diwrnachs Männer behauptet. Die Geschichte ist berühmt! Schon meine Mutter hat sie mir erzählt. Ihr könnt nicht einfach behaupten, daß Ihr so mir nichts, dir nichts davonmarschiert seid!«
    »Aber so war es«, entgegnete ich.
    »Derfel!« sagte sie vorwurfsvoll.
    »Wir sind weder verschwunden«, erklärte ich ihr geduldig,
    »noch sind wir geflogen, egal, was Eure Mutter Euch erzählt hat.«
    »Und was ist dann geschehen?« fragte sie, von meiner Fußgängerversion noch immer enttäuscht.
    Stundenlang sind wir marschiert, immer auf Nimues Fersen, denn Nimue verfügte über die unheimliche Fähigkeit, stets auch im Dunkeln oder in dichtem Nebel den Weg zu finden. Nimue war es auch gewesen, die mir und meiner Kriegshorde in der Nacht von Lugg Vale den Weg gewiesen hatte, und nun führte sie uns in diesem dichten Winternebel auf Ynys Mon zu einem der großen, grasbewachsenen Hügel, die noch vom Alten Volk stammten. Merlin kannte den Ort, er behauptete sogar, vor Jahren einmal dort geschlafen zu haben. Jetzt befahl er einigen meiner Männer, die Steine am Eingang wegzuräumen, der zwischen zwei geschwungenen,
    grasbewachsenen, wie Hörner nach vorn ragenden
    Erdböschungen lag. Dann krochen wir einer nach dem anderen auf allen vieren ins tiefschwarze Innere des Hügels hinein. Der Hügel, ein Grabmal, war entstanden, indem riesige Felsblöcke zu einem Mittelgang aufeinandergetürmt wurden, von dem sechs kleinere Kammern abgingen, und als das Ganze fertig war, hatte das Alte Volk Gang und Kammern mit Steinplatten abgedeckt und anschließend Erde auf die Platten gehäuft. Die Alten verbrannten ihre Toten nicht wie wir und begruben sie auch nicht in der kalten Erde wie die Christen, sondern bestatteten sie in den Steinkammern, in denen sie auch damals noch lagen, jeder mit seinen persönlichen Schätzen: Trinkhörnern, Hirschgeweihen, Speerspitzen aus Stein, Messern aus Feuerstein, einer Bronzeschale und einer Halskette aus kostbaren Jettstückchen, die auf eine verfaulende Sehne gefädelt waren. Merlin ermahnte uns, die Ruhe der Toten nicht zu stören, denn wir seien hier Gäste, also kauerten wir uns alle in den Hauptgang und mieden die Grabkammern. Wir stimmten Gesänge an und erzählten Geschichten. Merlin erklärte uns, die Alten seien die Hüter Britanniens gewesen, bevor die Britannier kamen, und es gebe Orte, an denen sie noch immer lebten. Er war in den tiefen, vergessenen Tälern der Wildnis gewesen und hatte dort einiges von ihrer Magie gelernt. Wie er uns erzählte, nahmen sie in jedem Jahr das erstgeborene Lamm, fesselten es mit Weidenruten und

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