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Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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es leichter.«
    Igraine kauerte vor dem Feuer und hielt ihre bleichen Hände an die kärglichen Flammen. »Ihr könnt Euch glücklich schätzen, Derfel.«
    »Kann ich das?«
    »Eine solche Liebe kennengelernt zu haben …« Sie sagte es sehnsüchtig. Die Königin ist so alt wie Ceinwyn damals, als ich sie zum erstenmal sah, und wie Ceinwyn ist sie sehr schön und verdient eine Liebe, von der die Barden singen.
    »Ja, ich kann mich glücklich schätzen«, räumte ich ein. Draußen vor meinem Fenster stapelt Bruder Maelgwyn den Holzstoß des Klosters auf, zerkleinert die Holzstücke mit Hammer und Keil und singt dabei. Sein Gesang erzählt die Liebesgeschichte von Rhydderch und Morag, und das bedeutet, daß er getadelt werden wird, sobald der heilige Sansum Arun genügend gedemütigt hat. Wir sind alle Brüder in Christo, erklärt uns der Heilige immer wieder, und vereint in unserer Liebe.
    »War Cuneglas nicht verärgert darüber, daß seine Schwester mit Euch durchgebrannt ist?« fragte mich Igraine. »Auch nicht das allerkleinste bißchen?«
    »Nicht im geringsten«, antwortete ich. »Er wollte sogar, daß
    wir wieder nach Caer Sws zurückkehrten, aber wir blieben lieber in Cwm Isaf. Und ihre Schwägerin hat Ceinwyn im Grunde nie so recht gemocht. Helledd war eine ewige Nörglerin, wißt Ihr, und hatte zwei Tanten, die sehr streng waren. Sie haben Ceinwyn stets mißbilligt, und sie waren es auch, die die Skandalgeschichten verbreitet haben, aber wir selbst haben uns nie skandalös verhalten.« Der alten Zeiten gedenkend, hielt ich inne. »Im Grunde waren die meisten Leute sehr freundlich zu uns«, fuhr ich fort. »Ihr müßt wissen, daß es in Powys immer noch einigen Groll wegen Lugg Vale gab. Zu viele Menschen hatten Väter, Brüder, Ehemänner verloren, und Ceinwyns Aufbegehren war eine Art Vergeltung für sie. Die Leute genossen es, Arthur und Lancelot in Verlegenheit zu sehen, deswegen war außer Helledd und ihren fürchterlichen Tanten kein Mensch unfreundlich zu uns.«
    »Und Lancelot hat nicht mit Euch um sie gekämpft?« fragte Igraine entgeistert.
    »Ich wünschte, er hätte es getan«, entgegnete ich ironisch.
    »Es wäre mir eine Wonne gewesen.«
    »Und Ceinwyn hat das einfach selbst entschieden?«
    erkundigte sich Igraine, die allein die Vorstellung, daß eine Frau so etwas sagen konnte, in Erstaunen versetzte. Sie erhob sich und trat ans Fenster, wo sie eine Weile lauschte, während Maelgwyn sang. »Arme Gwenhwyvach«, sagte sie
    unvermittelt. »Ihr schildert sie als sehr unscheinbar, dick und langweilig.«
    »Genau das war sie leider auch.«
    »Nicht jeder Mensch kann schön sein«, erwiderte sie mit der Selbstsicherheit eines sehr schönen Menschen.
    »Nein«, stimmte ich zu, »aber Ihr wollt sicher keine Erzählungen über Alltägliches hören. Ihr wollt, daß es in Arthurs Britannien Leidenschaft gibt, und ich konnte keine Leidenschaft für Gwenhwyvach empfinden. Liebe kann man nicht herbeibefehlen, Lady, das können nur Schönheit oder Wollust. Wollt Ihr, daß die Welt fair sei? Dann stellt Euch eine Welt ohne Krieg vor, ohne Königinnen, Lords, Leidenschaft und Magie. Wollt Ihr in einer so langweiligen Welt leben?«
    »Das hat nichts mit Schönheit zu tun«, protestierte Igraine.
    »Es hat sehr wohl mit Schönheit zu tun. Woher habt Ihr Euren Rang, wenn nicht durch den Zufall Eurer Geburt? Und woher habt Ihr Eure Schönheit, wenn nicht durch Zufall? Wenn die Götter …« Ich hielt inne, um mich zu korrigieren. »Wenn Gott wollte, daß wir alle gleich sind, hätte er uns gleich geschaffen, und wenn wir alle gleich wären – wo bliebe dann Eure Romantik?«
    Sie ließ das Thema fallen. »Glaubt Ihr an Magie, Bruder Derfel?« forderte sie mich statt dessen heraus. Ich überlegte einen Moment. »Ja«, antwortete ich dann.
    »Selbst als Christen können wir daran glauben. Denn was sind Wunder, wenn nicht Magie?«
    »Und Merlin konnte wirklich einen Nebel herzaubern?«
    Ich krauste die Stirn. »Alles, was Merlin tat, Lady, war auf andere Weise zu erklären. Nebel steigen vom Meer auf, und Verlorenes wird tagtäglich wiedergefunden.«
    »Und die Toten erwachen zum Leben?«
    »Lazarus schon«, entgegnete ich. »Und unser Heiland.« Ich bekreuzigte mich.
    Pflichtschuldigst schlug auch Igraine das Kreuz. »Aber ist Merlin von den Toten auferstanden?« fragte sie mich sodann.
    »Ich bin nicht sicher, ob er tot war«, antwortete ich vorsichtig.
    »Aber Ceinwyn war sicher?«
    »Bis an ihr Lebensende,

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