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Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Titel: Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Schaden mehr anrichten wird. Sie wäre eine gute Gönnerin für Euch«, wandte er sich an Taliesin. »Sie hat einen wahrhaft lächerlichen Respekt vor Poeten. Aber steigt bloß nicht mit ihr ins Bett.«
    »Da besteht keine Gefahr, Lord«, versicherte Taliesin. Merlin lachte. »Unser junger Barde hier ist für das Zölibat«, erklärte er mir. »Eine kastrierte Nachtigall ist er, hat freiwillig auf das größte Vergnügen verzichtet, das es für einen Mann geben kann, nur um seine Gabe nicht zu verlieren.«
    Taliesin spürte meine Neugier und lächelte. »Nicht meine Stimme, Lord Derfel, sondern meine Gabe der Weissagung.«
    »Und das ist eine echte Gabe!« erklärte Merlin mit aufrichtiger Bewunderung. »Obwohl ich bezweifle, daß es sich dafür lohnt, enthaltsam zu leben. Hätte man mich jemals gebeten, diesen Preis dafür zu bezahlen, hätte ich auf den Druidenstab verzichtet und lieber einen bescheidenen Posten bekleidet, wie etwa den eines Barden oder eines Speerkämpfers.«
    »Ihr könnt in die Zukunft sehen?« fragte ich Taliesin.
    »Er hat den heutigen Sieg vorausgesagt«, sagte Merlin. »Und von Cuneglas’ Tod wußte er schon vor einem Monat, obwohl er nicht vorausgesehen hat, daß ein plumper Sachse kommen und mir all meinen Käse stehlen würde.« Mit flinkem Griff schnappte er mir den Käse aus der Hand. »Und jetzt, Derfel«, sagte er dann, »wirst du vermutlich von ihm verlangen, daß er dir deine Zukunft voraussagt.«
    »Nein, Lord.«
    »Gut«, sagte Merlin. »Es ist immer besser, wenn man die Zukunft nicht kennt. Alles und jedes endet in Tränen, mehr gibt es dazu nicht zu sagen.«
    »Aber die Freude kehrt zurück«, wandte Taliesin leise ein.
    »Ach du liebe Zeit, nein!« rief Merlin. »Die Freude kehrt zurück! Der Morgen zieht herauf! Die Bäume schlagen aus! Die Wolken reißen auf!
    Das Eis schmilzt! Ihr seid doch bestimmt zu klug, um diese Sorte gefühlsduseligen Schmus von Euch zu geben!« Er verstummte. Seine Leibwachen hatten ihren Tanz beendet und waren losgezogen, um sich mit ein paar gefangenen Sachsenfrauen zu verlustieren. Die Frauen hatten Kinder und schrien so laut, daß Merlin verärgert die Stirn runzelte. »Das Schicksal ist unerbittlich«, sagte er mürrisch, »und alles endet letztlich in Tränen.«
    »Ist Nimue bei Euch?« fragte ich ihn und las aus Taliesins warnender Grimasse, daß ich die falsche Frage gestellt hatte. Merlin starrte ins Feuer. Die Flammen spien ihm Funken entgegen, und er spie ins Feuer zurück, um seiner Bosheit zu begegnen. »Komm mir nicht mit Nimue«, sagte er dann. Seine gute Laune war verflogen, so daß es mir peinlich war, ihm diese Frage gestellt zu haben. Er berührte seinen schwarzen Stab und seufzte. »Sie ist böse auf mich«, erklärte er mir.
    »Warum, Lord?«
    »Weil sie ihren Kopf nicht durchsetzen kann, natürlich. Das ist es doch meistens, was die Menschen erbost.« Wieder knackte ein Holzscheit im Feuer und spie Funken, die er, nachdem er seinerseits in die Flammen gespuckt hatte, gereizt von seiner Robe fegte.
    »Lärchenholz«, sagte er. »Frisch geschlagene Lärchen lassen sich nicht gern verbrennen.« Finster brütend starrte er mich an. »Nimue war nicht damit einverstanden, daß ich Gawain in die Schlacht geführt habe. Sie hält es für Verschwendung, und ich fürchte, daß sie vermutlich recht damit hat.«
    »Aber er hat uns den Sieg gebracht, Lord«, wandte ich ein. Er schloß die Augen und schien zu seufzen, womit er andeuten wollte, daß meine Dummheit unerträglich sei. »Ich habe«, sagte er nach einer Weile, »mein ganzes Leben einem einzigen Ziel gewidmet: Ich wollte die Götter wieder einsetzen. Ist das wirklich so schwer zu begreifen?
    Aber wenn man etwas gut machen will, Derfel, braucht man eben ein Leben lang dazu. O ja, für Narren, wie du einer bist, ist das nicht schwer, ihr könnt eure Zeit damit verschwenden, an einem Tag ein Magistrat werden zu wollen und am nächsten ein Schwertkämpfer, aber wenn alles vorüber ist – was habt ihr dann eigentlich erreicht? Gar nichts! Um die Welt zu verändern, Derfel, muß man absolut zielstrebig sein. Arthur kommt dem sehr nahe, das muß man ihm lassen. Er will Britannien von den Sachsen befreien und hat dieses Ziel vermutlich für eine Weile erreicht, aber sie haben nicht aufgehört zu existieren und werden mit Sicherheit zurückkommen. Vielleicht nicht zu meinen Lebzeiten, vielleicht nicht einmal zu deinen, aber deine Kinder und deine Kindeskinder werden diese Schlacht noch

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