Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur
Er brüllte vor Schmerz, während ich schnell zurücksprang, weil Pferd und Reiter in einem Wirbel von Hufen, Sand und Blut zu Boden krachten. Ich versetzte dem sich windenden Mann einen Tritt ins Gesicht, stieß mit Hywelbane zu und schwang dann das Schwert mit einem Rückhandschlag gegen einen in Panik geratenen Reiter, der schwächlich mit seinem Speer nach mir stach. Sagramor stieß einen gräßlichen schrillen Kriegsruf aus, und Gwydre trieb seinen Speer in einen Gefallenen am Rand des Wassers. Die Feinde zogen sich aus dem Kampf zurück und galoppierten durchs seichte Wasser, das schon wieder ablief und einen Wirbel von Sand und Blut in die zurückweichenden Wogen riß, der Sicherheit entgegen. Ich sah Culhwch, der einem Feind nachritt und den Mann mit der Hand aus dem Sattel riß. Der Mann wollte aufstehen, aber Culhwch brachte einen Rückhandschlag an, wendete das Pferd und schlug abermals zu. Die wenigen Feinde, die überlebt hatten, waren jetzt zwischen uns und dem Meer gefangen, und wir räumten grimmig unter ihnen auf. Pferde schrien und schlugen im Sterben mit den Hufen um sich. Die kleinen Wellen waren hellrot, während der Sand vom vielen Blut schwarz geworden war.
Wir töteten zwanzig von ihnen und nahmen sechzehn Gefangene, und nachdem die Gefangenen uns alles berichtet hatten, was sie wußten, töteten wir sie ebenfalls. Arthur verzog das Gesicht, als er den Befehl dazu gab, denn er tötete nicht gern wehrlose Männer, aber wir konnten keinen Speerkämpfer zur Bewachung von Gefangenen entbehren, und außerdem hatten wir kein Erbarmen mit diesen Feinden, die aus Stolz auf ihr Wüten ungekennzeichnete Schilde trugen. Wir töteten sie schnell, zwangen sie, auf dem Sand niederzuknien, wo Hywelbane oder Sagramors scharfes Schwert ihnen den Kopf abschlug. Es waren Mordreds Männer, und Mordred persönlich hatte sie zu diesem Strand geführt, aber beim ersten Anzeichen unseres Hinterhalts hatte der König sein Roß herumgerissen und seinen Männern den Rückzug befohlen.
»Ich bin ihm ganz nahe gekommen«, berichtete Arthur bedauernd,
»leider aber nicht nahe genug.« Mordred war entkommen, aber der erste Sieg war unser, obwohl drei von unseren Männern im Kampf gefallen waren und weitere sieben sehr stark bluteten. »Wie hat Gwydre gekämpft?« fragte mich Arthur.
»Tapfer, Lord, sehr tapfer«, antwortete ich. Mein Schwert war dick mit geronnenem Blut überzogen, das ich mit einer Handvoll Sand zu entfernen versuchte. »Er hat getötet, Lord«, versicherte ich Arthur.
»Gut«, sagte er, ging zu seinem Sohn hinüber und legte ihm den Arm um die Schultern. Mit meiner Hand versuchte ich das Blut von Hywelbane zu scheuern, löste dann den Kinnriemen meines Helmes und nahm ihn vom Kopf.
Wir töteten die verwundeten Pferde, führten die unversehrten Tiere in die Festung und sammelten die Waffen und Schilde der Feinde ein. »Die werden bestimmt nicht wiederkommen«, sagte ich zu Ceinwyn, »es sei denn, sie bekommen Verstärkung.« Forschend blickte ich zur Sonne hinauf und sah, daß sie gemächlich am wolkenlosen Himmel emporstieg.
Da wir sehr wenig Wasser hatten – nur das, was Sagramors Männer in ihrer kargen Bagage mitgebracht hatten –, rationierten wir die Wasserschläuche. Es würde ein langer, durstiger Tag werden, vor allem für unsere Verwundeten. Einer von ihnen wurde vom Fieber geschüttelt. Sein Gesicht war blaß, fast gelblich, und als Sagramor versuchte, dem Mann ein wenig Wasser in den Mund zu träufeln, biß dieser im Krampf auf den Rand des Schlauchs. Dann stöhnte er so furchtbar, daß uns der Schmerzenslaut tief in die Herzen schnitt; also bereitete Sagramor den Qualen des Ärmsten mit seinem Schwert ein schnelles Ende. »Wir müssen ein Totenfeuer anzünden«, sagte Sagramor. »Da drüben, am Ende der Landzunge.« Er nickte zu einer flachen Sandstrecke hinüber, wo das Meer einen wirren Haufen von sonnengebleichtem Treibholz zurückgelassen hatte.
Arthur schien seinen Vorschlag nicht gehört zu haben. »Wenn Ihr wollt«, sagte er zu Sagramor, »so könnt Ihr jetzt nach Westen reiten.«
»Und Euch hier zurücklassen?«
»Wenn Ihr bleibt«, antwortete Arthur leise, »wüßte ich nicht, wie Ihr von hier fortkommen solltet. Wir erwarten nur ein einziges Boot. Und zu Mordred werden noch mehr Männer stoßen, zu uns aber kein einziger.«
»Mehr Männer, die man töten kann«, erklärte Sagramor kurz, aber ich glaube, er wußte, daß er seinen eigenen Tod herbeiführte, wenn er blieb.
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