Ascalon – Das magische Pferd, Band 2: Ascalon – Das magische Pferd. Das Geheimnis der Maya (German Edition)
dafür, dass die Maya mit den Bewohnern ferner Planeten in Kontakt gestanden haben müssen. Andere wiederum glauben, dass natürliche Ursachen wie Krankheiten, Kriege, Missernten und Hungersnöte die Maya aus ihren Städten vertrieben haben. Für beide Theorien finden sich genügend Beweise, sodass niemand sagen kann, welche nun tatsächlich richtig ist.« Sie verstummte und machte eine knappe Handbewegung, worauf der Sternenhimmel verblasste und dem Anblick der gewölbten Palastdecke wich.
»Und was ist die Wahrheit?«, fragte Muriel mit einem Anflug von Bedauern, weil der Sternenhimmel nicht mehr zu sehen war.
»Das steht auf dem Stück Rindenpapier«, erwiderte die Göttin, ohne die Frage direkt zu beantworten. »Und deshalb ist es auch so ungeheuer wichtig, dass der Text niemals entziffert wird.«
Muriel überlegte. »Wäre es dann nicht das Einfachste, wenn ich zwei Wochen zurückreite und das Papierstück aus dem Grab hole, ehe die Forscher es finden?«, fragte sie.
»Ja, das wäre wohl das Einfachste.« Die Göttin nickte zustimmend. Dann seufzte sie und schüttelte den Kopf. »Aber leider ist es dafür zu spät.«
»Zu spät? Warum? Zwei Wochen sind …«
»… eine lange Zeit«, beendete die Göttin den Satz für Muriel. »Das Schriftstück wurde bereits gefunden. Wege wurden eingeschlagen, die ohne diesen Fund nie beschritten worden wären. Zeitungsberichte sind erschienen, die nie geschrieben worden wären. Vieles ist geschehen, das Auswirkungen auf die Zukunft haben wird und das nicht ungeschehen gemacht werden darf.« Sie blickte Muriel ernst an. »Erinnerst du dich daran, was ich dir vor deiner Reise ins Mittelalter sagte?«, fragte sie und gab auch gleich selbst die Antwort: »Der große Plan darf nicht verändert werden. Ganz gleich, ob du 100 Jahre oder nur zwei Tage in die Vergangenheit reist: Jeder Schritt, den wir gehen, gehört schon im nächsten Moment der Vergangenheit an. Einmal getan, lässt er sich nicht rückgängig machen. Die meisten Dinge, die wir tun, sind Belanglosigkeiten und nicht von Bedeutung. Sie sind schnell vergessen und ziehen keine Folgen nach sich. Andere wiederum mögen uns im ersten Augenblick unwichtig erscheinen, doch erwächst aus ihnen etwas, das einst im großen Plan der Zukunft eine wichtige Rolle spielen wird.«
»Das verstehe ich nicht.« Muriel runzelte die Stirn. Sie wusste aus der Zeitung, dass das Rindenpapier aus dem Grab nach Mexiko-Stadt gebracht worden war, konnte sich aber nicht vorstellen, was daran so wichtig sein sollte.
»Ich werde dir ein einfaches Beispiel nennen.« Die Göttin schmunzelte. »Nehmen wir mal an, die beiden Forscher haben das Rindenpapier einem Boten übergeben, der es nach Mexiko-Stadt bringen sollte. Dieser Bote setzt sich nun in ein Flugzeug und verliebt sich dabei in die Frau, die auf dem Sitz neben ihm Platz genommen hat. Jahre vergehen. Die beiden werden ein Paar und haben zusammen Kinder. Kinder, von denen eines wiederum in der Zukunft eine sehr wichtige Persönlichkeit werden könnte. Ein wichtiger Politiker vielleicht oder ein Wissenschaftler, der einmal eine bedeutende Erfindung machen wird. Verstehst du, was ich damit sagen will? Wenn das Rindenpapier aber nie gefunden wird, würde der Bote das Flugzeug nie betreten. Er würde der Frau nie begegnen und …«
»… könnte mit ihr auch keine Kinder bekommen.« Muriel verstand, was die Göttin ihr sagen wollte. »Dann würde der Wissenschaftler nie geboren werden und die bedeutende Erfindung gäbe es nicht.«
»Siehst du.« Die Göttin straffte sich und strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn. »All das könnte aus der Begegnung entstehen, die der Fund des Schriftstücks mit sich gebracht hat. Heute mag sie uns unwichtig erscheinen, weil wir nicht in die Zukunft blicken können. Für den großen Plan hingegen wäre es eine Katastrophe, das Treffen der beiden zu verhindern. Zwei Wochen sind vergangen, seit das Rindenpapier gefunden wurde. Zwei Wochen, in denen unzählige kleine Dinge geschehen sind, die unmittelbar damit zusammenhängen. Sie ungeschehen zu machen könnte für die Zukunft fatale Folgen haben.« Die Göttin machte ein kurze Pause, um Atem zu schöpfen, und sagte dann: »Du siehst, wir haben nur eine Möglichkeit, das Geheimnis der Maya zu bewahren. Du musst zurückreiten und dafür sorgen, dass dem Verstorbenen ein anderes Schriftstück mit ins Grab gelegt wird.«
»Sie meinen, ich soll es austauschen?«, fragte Muriel, die sich noch gut daran
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