Asche auf sein Haupt: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)
eine altmodische Mistgabel war. Die bedrohlichen Zinken waren auf sie gerichtet.
»Legen Sie das zurück!« Muriels Zorn spiegelte den Hamlets vorhin im Haus wider. Sie war dunkelrot angelaufen, die Augen quollen hervor, die Adern waren deutlich zu sehen, und ihre Stimme war nur noch ein Kreischen. »Sie können ihn nicht mitnehmen! Er gehört mir! Früher hat er Vater gehört, und jetzt gehört er mir!« Sie stieß die Gabel in Jess’ Richtung, und Jess war gezwungen zurückzuspringen, um nicht getroffen zu werden.
»Legen Sie das weg, Muriel!«, ermahnte sie Muriel Pickering und versuchte, sich ihren Schrecken nicht anmerken zu lassen.
»Nein! Auf keinen Fall! Gehen Sie weg! Gehen Sie! Das geht Sie überhaupt nichts an. Wenn Sie den Priest nicht weglegen, spieße ich Sie mit dem hier auf! Und glauben Sie nicht, dass ich Witze mache!« Die Zinken waren erneut bedrohlich auf Jess gerichtet, und Speichel troff aus Muriels Mundwinkel.
»Sie wollen mich angreifen? Genau wie den jungen Crown und Matthew Pietrangelo vor ihm?«
»Sie haben alles rausgefunden, wie?«, fragte Muriel schnaubend und stieß ein weiteres Mal die Mistgabel in Jess’ Richtung. Sie hatte den Kopf gesenkt wie ein trotziges gehörntes Rindvieh, bereit zum Angriff und zur Abwehr zugleich. Sie kreischte nicht länger; stattdessen klang ihre Stimme rau und dunkel, beinahe wie die eines Mannes. »Was wissen Sie schon, eh? Was weiß irgendeiner von Ihnen? Ich habe Ihnen gerade erst erzählt, wofür so ein Priest ist. Er dient dazu, die Beute auf humane Weise zu töten. Man versetzt ihr einen Schlag auf den Kopf, und sie ist hin. Gervase Crown war meine Beute. Ich hatte ihn gestellt und wollte ihm gerade den Rest geben, schnell und leise. Ich hätte es auch geschafft, wenn dieser naseweise alte Trottel Roger Trenton nicht in diesem Moment aufgetaucht wäre. Ich streite alles ab, wenn Sie mich vor einem Zeugen oder Ihrer kleinen Aufzeichnungsmaschine befragen.«
Muriel hob das Gesicht und lächelte triumphierend. »Und ohne den Priest können Sie überhaupt nichts beweisen. Also legen Sie ihn wieder hin, wo Sie ihn hergenommen haben, los doch!«
»Und wenn Sie mich mit dieser Mistgabel aufspießen? Welche Erklärung haben Sie dafür parat?«
»Kein Problem«, erwiderte Muriel schulterzuckend. »Ich wohne ganz allein hier, und ich bin nicht mehr die Jüngste. Ich dachte, in meinem Schuppen wäre ein Einbrecher – und ich hatte mich nicht geirrt, denn Sie waren ja da. Aber ich konnte nicht wissen, dass Sie es waren, also packte ich diese Mistgabel, um mich zu schützen, und schlich zum Schuppen. Plötzlich stießen Sie die Tür auf, kamen herausgestürmt und spießten sich selbst auf. Ein schrecklicher Unfall, leider.« Muriel seufzte. »Genau wie dieser Kerl mit dem italienischen Namen. Das war auch so ein furchtbarer Irrtum. Aber Unfälle passieren, und manchmal sind sie eben fatal. Jetzt wissen Sie’s.« Unerwartet lächelte sie triumphierend. »Es geschieht Ihnen übrigens ganz recht, Schnüfflerin, die Sie sind.«
Es bestand kein Zweifel daran, dass sie meinte, was sie sagte. So verrückt es jedem anderen auch erscheinen mochte – in Muriels Augen war es anscheinend logisch. Was nun? , fragte sich Jess. Sie konnte den Priest nicht zurücklassen. Muriel würde ihn beseitigen oder so gründlich reinigen, dass die DNS-Spuren entweder nicht mehr existierten oder zu stark kontaminiert waren, um vor Gericht zugelassen zu werden. Warum hat sie den Priest nicht längst beseitigt? , fragte sich Jess, auch wenn sie die Antwort instinktiv wusste. Weil der Priest Muriels Vater gehört hatte, genau wie der ganze Rest, wie das Haus, der Garten, der baufällige Schuppen und die Werkzeuge Teil von Muriels Erbe waren.
Damit war für sie auch klar, was sie als Nächstes zu tun hatte.
»Nun kommen Sie aber, Miss Pickering«, sagte in diesem Moment eine ruhige männliche Stimme hinter Muriel, und zu Jess’ immenser Erleichterung trat Ian Carter vor.
»Das ist albern, Miss Pickering. Sie wollen Inspector Campbell doch sicher nicht verletzen. Abgesehen davon, Ihr Hund drüben im Haus dreht völlig durch. Sie sollten wirklich hinübergehen und ihn beruhigen.« Carter streckte die Hand nach der Mistgabel aus. »Warum geben Sie mir das nicht einfach?«
Langsam drehte sich Muriel zu Carter um. Sie hielt die Mistgabel immer noch in beiden Händen, doch die Spitzen waren nach unten gerichtet, nicht mehr nach oben. »Sie war unerlaubt in meinem
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