Asche auf sein Haupt: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)
Schuppen.«
»Sicher, aber jetzt wissen Sie ja, wer es war, der sich in Ihrem Schuppen umgesehen hat.«
»Das ist mir egal! Sie war unbefugt auf meinem Grundstück! Mehr noch, sie wollte Vaters Priest mitnehmen!« Plötzlich schien Muriel den Tränen nah.
»Glauben Sie mir, Miss Pickering, wir passen gut darauf auf«, sagte Carter mitfühlend.
»Sie sind genauso ein schlimmer Schnüffler wie die da!«, sagte Muriel finster und nickte in Jess’ Richtung. »Sie haben gelauscht, was ich zu ihr gesagt habe. Haben Sie alles gehört?«
»Das meiste, ja. Ich denke übrigens nicht, dass eine Jury Ihre Geschichte akzeptieren würde, dass Inspector Campbell mit solchem Schwung aus dem Schuppen gestürmt kam, dass sie sich selbst aufgespießt hat. Sie müssen sich den Tatsachen stellen, Miss Pickering. Alles hat einmal ein Ende, und das hier ist das Ende einer sehr hässlichen Geschichte. Nennen Sie es Schicksal, wenn Sie so wollen.«
»Oh. Also gut«, sagte Muriel missmutig und warf die Mistgabel auf den Boden. »Wenn Sie Vaters Priest unbedingt mitnehmen wollen, dann nehmen Sie das verdammte Ding eben mit.«
Sie stapfte an Carter vorbei, hielt inne und starrte zum Haus. Hamlets hysterisches Gebell war unterdessen einem klagenden Geheul gewichen, das durch die Luft in ihre Richtung wehte.
»Der arme alte Bursche. Er mag es nicht, allein gelassen zu werden. Ich muss ihn beruhigen«, sagte Muriel, und ihr Gesichtsausdruck veränderte sich. »Sie können meinetwegen mitkommen, wenn Sie mich im Auge behalten wollen.«
»Wie wird Hamlet darauf reagieren?«, fragte Carter. »Er wird uns nicht angreifen, oder?«
Muriel drehte sich zu ihm um und bedachte ihn mit einem verächtlichen Blick. »Selbstverständlich nicht! Nicht solange Sie in meiner Gesellschaft sind.«
»Ich weiß nicht …«, flüsterte Carter, als er und Jess Muriel zum Haus folgten. »Es ist müßig, darüber zu sinnieren, wer von den beiden psychisch instabiler ist – Hund oder Frauchen. Vielleicht sollte ich die Mistgabel mitnehmen, für den Fall, dass wir ihn abwehren müssen?«
»Machen Sie keine Witze darüber!«, flüsterte Jess zurück. »Ich glaube nicht, dass es nötig sein wird. Er hat zwar viel gebellt beim letzten Mal, als ich da war, aber nachdem Muriel gesagt hat, es wäre in Ordnung, hat er Ruhe gegeben. Sie wird ihn nicht auf uns hetzen, und ich glaube nicht, dass er etwas anderes machen würde außer bellen, wenn sie es täte.«
»Hunde, die bellen, beißen nicht?« Carter begegnete ihrem Blick und lächelte.
Jess lächelte unsicher zurück. »Mehr oder weniger, denke ich. Ich bin jedenfalls bereit, es zu riskieren.« Sie hob den Asservatenbeutel mit dem Priest darin hoch. »Ich glaube, das hier könnte unsere Mordwaffe sein.«
Hamlet begrüßte sein Frauchen ekstatisch und die beiden Besucher mit wütendem Knurren. Nachdem Muriel ihm jedoch befohlen hatte, die Klappe zu halten, lenkte er widerwillig ein und schien die Fremden im Haus zu akzeptieren.
Muriels schmuddeliges sogenanntes Wohnzimmer hatte sich seit Jess’ vorhergehendem Besuch kaum verändert. Die Topfpflanze war noch ein wenig mehr verschrumpelt und hatte ein paar weitere braune Blätter abgeworfen. Sie blieben auf dem Boden liegen, zusammen mit anderen Stücken von allerlei Plunder und Abfall. Eine der Seelandschaften hatte einen Stoß erhalten und hing schief; als Resultat schien der dargestellte Fischkutter in der aufgewühlten See aus dem Bild herauszufallen und mit Mann und Maus auf die Kommode darunter zu stürzen.
Carter setzte sich in den abgewetzten Queen-Anne-Lehnsessel, den ihm die Gastgeberin mit den lakonischen Worten »Der beste Sessel – der von Vater« zugewiesen hatte. Jess hatte sich auf dem gleichen Sessel wie bei ihrem vorherigen Besuch niedergelassen, neben der vertrockneten Pflanze. Hamlet hatte direkt vor Carter Stellung bezogen und fixierte ihn mit einem unverwandten Blick aus seinen vorstehenden Augen.
»Holunderlikör?«, erkundigte sich Muriel höflich.
Carter und Jess lehnten gleichermaßen höflich ab. Muriel ließ sich schwer unter der schiefen Meereslandschaft niedersinken und betrachtete ihre beiden Besucher gedankenvoll. Sie hatte die Gummistiefel ausgezogen, die sie auf dem Weg zur Farm und zurück getragen hatte. Ihre Füße steckten nun in roten Wollsocken und einem antiken Paar Schlappen, deren einstiges samtenes Finish im Lauf der Jahre vollkommen abgewetzt worden war.
»Eigenartig«, begann sie. »Wenn die Dinge erst einmal
Weitere Kostenlose Bücher