Asche auf sein Haupt: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)
Fluss gestreut, genau an der Stelle, wo er hineingefallen ist.«
»Eine schöne Idee«, sagte Carter zu Muriel, während er Jess einen bedeutungsvollen Blick zuwarf. Beide hatten den gleichen Gedanken gehabt, doch nach all der Zeit ergab es wenig Sinn, die Ermittlungen bezüglich des plötzlichen Todes eines alten Anglers wieder aufzunehmen, der von seiner hingebungsvollen Tochter im Wasser treibend gefunden worden war.
»Ich habe es aber nicht gemacht, weil es eine schöne Idee war!«, schnappte Muriel. »Ich habe es nur gemacht, weil ich kein Geld hatte für einen Stein auf dem Friedhof. Das ist alles, verstehen Sie? Ich habe kein Geld, hatte nie welches, und Sebastian wusste das. Er bot mir eine große Summe als Kompensation für mein ›totes Haustier‹, wie er Warwick nannte. Außerdem lebenslang kostenlose Versorgung mit sämtlichen Hundeprodukten, die seine Firma herstellt, für meine zukünftigen Haustiere. Und dann hatte er noch die Unverschämtheit, ja die schiere Dreistigkeit, mich daran zu erinnern, wie gut ich mit Amanda befreundet war und dass es Amandas Sohn war, der jetzt in Schwierigkeiten steckte und dem eine Anklage wegen Fahrens unter Alkoholeinfluss und Verursachung eines Unfalls drohte. Gervase konnte nicht abstreiten, dass er getrunken hatte. Er war weit über der Grenze gewesen. Die teuren Anwälte von Sebastian mussten sich damit arrangieren und versuchten darauf zu plädieren, dass Gervase zwar betrunken gewesen war, aber nichtsdestotrotz nicht rücksichtslos gefahren wäre – im Gegensatz zu den Unfallgegnern. Sie hatten eine hauchdünne Chance, damit durchzukommen – allerdings nur, wenn ich mich nicht als Zeugin meldete und vor Gericht erzählte, dass ich mich mit einem Sprung in die Hecke in Sicherheit bringen musste und dass Gervase den armen Warwick totgefahren hatte. Abgesehen davon hätte ich Gervase auf Schmerzensgeld und Schadensersatz verklagen können. Ich hatte jede Menge Kratzer von den Brombeeren, und mein Hund war tot. Was Sebastian in Wirklichkeit meinte, als er von Kompensation redete – das, wofür er mich entschädigen wollte –, war nicht der Verlust meines Hundes, sondern mein Schweigen. Er wollte nicht, dass ich zur Polizei gehe und erzähle, wie wild Gervase Crown unmittelbar vor dem Unfall über die Landstraßen gerast war. Und er wollte nicht, dass die ganze Sache noch einmal aufgewärmt wurde, falls ich auf die Idee kam, Gervase zu verklagen.«
Muriel verstummte. Ihre Miene war wie versteinert. »Mullions ist ein altes Haus …«, fuhr sie schließlich fort. »Es muss eine Menge daran gemacht werden, heute wie damals. Damals war es das undichte Dach. Ich hatte überall auf dem Speicher Eimer aufgestellt. Also nahm ich das Geld. Vielleicht war es auch ein wenig um Amandas willen. Vielleicht war mein Schweigen ein Geschenk an sie, wo auch immer sie zu diesem Zeitpunkt war. Ich weiß nicht, was aus ihr geworden ist.«
»Wenn ich richtig informiert bin, hat Gervase Crown seine Mutter vor nicht allzu langer Zeit getroffen. Es geht ihr gut«, berichtete Jess impulsiv.
Muriels Miene hellte sich auf. Sie sah Jess dankbar an. »Ist das wahr? Das freut mich, freut mich aufrichtig zu hören.« Dann wurde ihre Miene wieder düster. »Es war sicher falsch, nicht wahr? Das Geld zu nehmen. Ich hätte zur Polizei gehen sollen. Es war Blutgeld, für den armen Warwick. Und dieser elende junge Kerl, was macht er? Steigt in den nächsten Wagen und verursacht den nächsten Unfall, diesmal mit der jungen Petra Stapleton auf dem Beifahrersitz. Ich werde mich bis an mein Lebensende mitschuldig fühlen.«
»Sie waren nicht für diesen Unfall verantwortlich!«, rief Carter.
»Sie irren sich«, widersprach Muriel. »Ich habe meinen Teil dazu beigetragen. Ich habe Gervase quasi den Weg geebnet, als ich dieses Geld annahm und schwieg. Dadurch kam Gervase überhaupt erst auf die Idee, dass er mit allem durchkommen könnte. Dass er nach Belieben durch die Landschaft rasen und Chaos verursachen konnte und dass das Geld seines Vaters alles richten würde. Deswegen musste ich die Dinge zurechtrücken, verstehen Sie?«
»Vielleicht sollten wir diese Unterhaltung auf einer Polizeiwache fortsetzen, Miss Pickering?«, schlug Carter vor.
»Nehmen Sie mich etwa fest?«, fragte Muriel beinahe desinteressiert.
»Das ist richtig. Ich nehme Sie fest, weil Sie Inspector Campbell mit einer Mistgabel bedroht und versucht haben, sie an der Mitnahme eines möglichen Beweisstücks zu hindern. Was
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