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Asche auf sein Haupt: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)

Asche auf sein Haupt: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)

Titel: Asche auf sein Haupt: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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nicht erzählt. Private Angelegenheiten, schätze ich.«
    »Oh. Private Angelegenheiten«, sagte Millie verächtlich. »Das sagt ihr Erwachsenen doch immer, wenn ihr wollt, dass wir den Mund halten.«
    »Aber ich versuche doch gar nicht, dir den Mund zu verbieten, Liebes!«, protestierte er. »Ich weiß wirklich nicht, was Jess heute Abend macht.«
    »Du hättest sie vielleicht fragen können!«, schimpfte Millie.
    »Das wäre sehr unhöflich gewesen«, erklärte Carter virtuos.
    Millie stieß ein verärgertes Fauchen aus. Nach einem Moment sagte sie mit gespielter Gleichmütigkeit, die niemanden zum Narren halten konnte: »MacTavish hat sie gemocht.«
    »Das … Das ist schön«, sagte ihr Vater und wand sich unbehaglich.
    Jess hatte an diesem Abend alles andere als »andere Dinge zu erledigen«. Nicht, dass der Anblick ihrer Wohnung, als sie nach Hause kam, keine Liste nützlicher Tätigkeiten nahelegte. Sie hatte unbestreitbar ein gründliches Abstauben nötig. Dann gab es einen Stapel Magazine und Zeitungen, einige schon mehrere Monate alt, die darauf warteten, nach draußen zum Altpapier gelegt oder zur nächsten Sammelstelle gefahren zu werden, und die sie irgendwie jedes Mal übersah. Sie hatte kaum noch Vorräte, wie sie feststellte, als sie die Kühlschranktür öffnete. Ein halbes Paket Würstchen, allerdings war das Haltbarkeitsdatum bereits abgelaufen. In der Tür stand eine Flasche Pinot Grigio mit einem kleinen Rest Wein darin, der wahrscheinlich gerade für ein Glas reichte. Sie nahm die Flasche heraus, schenkte sich ein Glas voll und verzog sich damit auf das Sofa, um Simons neuesten Brief zu lesen.
    Sie hatte ihn schon mindestens zweimal gelesen, doch indem sie ihn nun ein weiters Mal las, beschwor sie ihn in ihrem winzigen Wohnzimmer herbei. Er arbeitete seit vielen Jahren für eine medizinische Wohltätigkeitsorganisation in den verschiedensten Ecken der Welt. Zurzeit war er in Afrika. Seine Briefe waren selten, und oft schrieb er mehrere Wochen daran. Auf diese Weise fing er manchmal an, etwas zu beschreiben, und dann gab es eine Unterbrechung, und der Schreibfluss brach ab, um viel später wieder einzusetzen. In der Zwischenzeit hatte sich etwas Neues ereignet, und der ursprüngliche Bericht wurde nie fertiggestellt. Jess hob sämtliche Briefe ihres Zwillingsbruders sorgfältig auf – eines Tages, wenn er zurück nach Hause kam, würde er vielleicht seine Erfahrungen in einem Buch niederschreiben wollen. Oder er kam nie wieder nach Hause, die Korrespondenz versiegte, und alles, was ihr und der Familie blieb, waren diese nachts in schlechtem Licht irgendwo in einem Zelt hingekritzelten, unvollständigen Erzählungen. Es waren nicht nur die Mücken und das Ungeziefer und Raubtiere, die sein Leben bedrohten. Männer mit Gewehren waren die größere Gefahr. Sie mochten ausländische Helfer genauso wenig, wie sie ausländische Journalisten mochten, die über das von ihnen über die Bevölkerung gebrachte Leid und Elend berichteten.
    Unvermittelt läutete es an ihrer Tür. Jess seufzte und schwang sich aus dem Sessel, um zur Gegensprechanlage zu tappen. »Wer ist da?«
    »Tom«, krächzte es aus dem kleinen Lautsprecher an ihrem Ohr.
    Tom? Was um alles in der Welt machte er hier? In den Tagen vor Madisons Auftauchen auf der Bildfläche war er von Zeit zu Zeit unerwartet aufgetaucht, um mit ihr essen oder in ein Pub zu gehen. Seit Madison einen festen Platz in seinem Leben hatte, waren diese freundschaftlichen Verabredungen zum Erliegen gekommen. Was also brachte ihn her? »Kommen Sie rauf!«, rief sie in den Hörer und drückte auf den Türöffner.
    Tom hatte eine Flasche Wein dabei. Jess wusste nicht, ob sie es als Entschuldigung dafür betrachten sollte, dass er etwaige Pläne ihrerseits für den Abend störte oder ob er vorhatte, zu bleiben.
    »Beschäftigt?«, fragte er, indem er sich auf der anderen Seite des Sofas in die Polster fallen ließ und sie anstarrte wie ein Welpe, der nach draußen in den kalten Garten gesetzt worden war.
    »Nein«, antwortete sie. »Aber ich bin müde.«
    »Ich bleib nicht lange«, versprach er. »Aber Sie sind eine Freundin, und Sie wissen, wie das ist. Manchmal braucht man einfach jemanden zum Reden. Ich brauche Ihren Rat.«
    »Nein, brauchen Sie nicht«, widersprach Jess entschlossen. »Ich bin eine Freundin, aber wenn Sie Rat brauchen, wenden Sie sich bitte an Madison.«
    »Aber es geht um Madison!«
    »Dann sollten Sie definitiv nicht mit mir darüber reden, ganz

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