Asche auf sein Haupt: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)
schmuddelig bis zum Gehtnichtmehr, und fast alle waren langhaarig, Männer und Frauen ohne Unterschied. Gelegentlich war auch mal eine Gestalt dabei, die von oben bis unten tätowiert war und überall Metallringe und -stifte in ihrem Körper stecken hatte … und nicht nur die Männer. Dann war da noch die zweite Gruppe, die Junkies. Einige der Mädchen trugen schwarzes Make-up. Sie sahen zum Fürchten aus.« Trenton schüttelte den Kopf.
»Ich nehme an, genau das war ihre Absicht«, sagte Jess.
»Tatsächlich? Warum um alles in der Welt? Ein älterer Mann war gelegentlich auch dort. Er war allein. Man konnte sein Gesicht kaum erkennen vor lauter Bart. Er trug einen schmutzigen Regenmantel mit einer Schnur statt Gürtel, und er hatte einen kleinen Hund. Der Hund war sein einziger Begleiter, jedenfalls hab ich nie einen anderen gesehen. Er war immer allein. Die anderen, die Jungen, die kamen in Gruppen. Der Alte war schon eine ganze Weile nicht mehr da gewesen, bevor das Haus abgebrannt ist. Vielleicht ist er in eine andere Gegend gezogen oder gestorben, was weiß ich. Ich kann Ihnen keine Namen nennen.«
»Haben Sie mit einem von ihnen geredet? Nicht, dass wir die Bürger dazu ermutigen würden«, fügte Jess rasch hinzu.
»Ich hab den Jungen gesagt, mehrmals sogar, dass sie sich auf Privatbesitz befinden. Sie haben mich ausgelacht. Einer meinte, jeglicher Besitz wäre Diebstahl. Ein vorlauter junger Rotzlöffel. Ein schmächtiger Kerl, aber mit Metall in den Ohren und kahl geschorenem Kopf. Mit dem alten Kerl im Regenmantel habe ich nur ein einziges Mal kurz geredet. Er humpelte die Straße entlang und hatte ein blaues Auge. Ich fragte mich, ob die anderen ihn im Haus gefunden und verprügelt hatten. Ich, äh, na ja, ich hab ihm einen Fünfer gegeben. Er hat sich geradezu rührend bedankt. Ich nehme an, er hat dafür Schnaps gekauft, aber ich dachte …« Trenton war bereits errötet, als er über seine unerwartete Großzügigkeit gesprochen hatte, doch jetzt brach er ganz ab und scharrte mit den Füßen vor Verlegenheit, weil er damit herausgerückt war.
»Ja?«, fragte Jess nach. »Sie dachten …?« Sie war überrascht von seinen Worten, doch es geschah häufiger, dass Leute sie überraschten.
»Ich dachte, dass er ein mehr traditioneller Vagabund war, verstehen Sie? So wie früher. Ein Nomade aus freien Stücken, nicht wie die anderen. Es gab schon immer Leute wie ihn, die durch das Land gewandert sind. Ich erinnere mich noch gut, wie es früher war. Manche waren ehemalige Soldaten. Sie waren nicht mehr ganz richtig im Oberstübchen, aber harmlos, vollkommen harmlos. Sie kamen an die Hintertür und bettelten um einen Kanten Brot. Meine Mutter, eine sehr mildtätige Frau, hat einmal einem von ihnen einen alten Mantel von meinem Vater gegeben. Mein Vater war peinlich berührt, weil der Landstreicher den Mantel wochenlang getragen hat. Jeder erkannte ihn. Mein Vater wurde im Golfclub deswegen aufgezogen.
Natürlich war auch der alte Mann mit seinem Hund unbefugt auf dem fremden Grundstück. Aber ich dachte, er stellt nichts an, richtet keinen Schaden an, im Gegensatz zu den jungen Leuten. Ich habe mich seit dem Feuer gefragt, ob der unglückselige junge Mann, der dort gestorben ist, nicht durch einen dummen Zufall den anderen Taugenichtsen in die Hände gefallen ist und sie sich über ihn hergemacht haben. Die Dinge sind vielleicht außer Kontrolle geraten, und sie haben es mit der Angst bekommen und beschlossen, die Beweise zu vernichten. So könnte es doch gewesen sein, oder nicht?« Er wartete auf Jess’ Antwort.
»Es könnte so gewesen sein, keine Frage. Haben Sie denn am fraglichen Tag vorher jemanden gesehen? Drogenkonsumenten oder Hippies?«
Roger Trenton schüttelte bedauernd den Kopf. »Man bekam sie nicht jedes Mal zu Gesicht. Manchmal hat man nur den Dreck gesehen, den sie hinterlassen haben. Nadeln, überall Nadeln. Ich habe die Gemeinde überzeugen können, jemanden vom Reinigungsdienst nach Key House zu schicken, damit die Nadeln eingesammelt werden. Sie waren sehr zögerlich und wollten sich damit herausreden, dass es privater Besitz wäre und sie nicht zuständig. Ich dachte, vielleicht bringt es sie dazu, sich mit Crown in Verbindung zu setzen und ihn dazu zu bewegen, etwas zu unternehmen oder das Haus wenigstens besser zu sichern. Aber nichts dergleichen geschah. Sie haben Crown die Arbeitseinsätze in Rechnung gestellt. Sein Anwalt hat alles bezahlt.
Die jüngeren Leute hatten oft
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