Asche auf sein Haupt: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)
Wenn sie nicht gehen will, dann wird sie vermutlich bleiben. Aber lassen Sie der armen Frau die Chance, sich selbst zu entscheiden. Und entscheiden Sie sich.«
Tom starrte in sein leeres Weinglas. »Erlauben Sie mir, noch ein paar Minuten länger zu bleiben und ein zweites Glas mit Ihnen zu trinken?«
K APITEL 12
»Wir haben nichts über Katherine Stapleton, genannt Kit, in unseren Datenbanken«, wurde Jess früh am nächsten Morgen von Phil Morton informiert, als sie das Büro betrat. »Sie hat kein Vorstrafenregister, war nie als Zeugin vor Gericht, hat nie eine Anzeige erstattet. Dave Nugent hat die Daten des Einwohnerregisters überprüft, Geburtsurkunde, Eheschließungen und so weiter. Ebenfalls Fehlanzeige, nichts von Interesse. Sie ist fünfunddreißig Jahre alt und geschieden. Sie war einmal verheiratet, mit einem Hugh Davis, und wohnte in dieser Zeit in Wales. Heute lebt sie in Cheltenham und arbeitet als Sprechstundenhilfe in einer Arztpraxis. Keine Kinder, soweit Dave das feststellen konnte.«
»Was ist mit diesem Hugh Davis?«
»Nichts. Wir haben nichts über ihn. Auf der Eheschließungsurkunde ist sein Beruf mit Makler angegeben. Ein wenig ironisch angesichts der Umstände, würde ich sagen.«
»Also gut.« Jess atmete tief durch. »Fangen wir wieder von vorne an. Mehr können wir im Augenblick nicht tun. Ich fahre zu Muriel Pickering und rede mit ihr.«
»Das habe ich auch schon getan«, sagte Morton. »Passen Sie auf den Hund auf. Er ist nicht besonders groß, aber er hat kräftige Zähne und einen gemeinen Blick in den Augen. Die alte Pickering ist mehr oder weniger wie ihr Hund, und außerdem redet sie nicht gern. Sie müssen ihr jedes Wort aus der Nase ziehen.«
»Ich werde mich in Acht nehmen. Aber ich habe das Gefühl, dass die Wurzeln für diese Geschichte weit in die Vergangenheit reichen. Muriel Pickerings Familie scheint mit am längsten in der Gegend zu leben. Sie kennt Gervase Crown von Geburt an, mit Lücken in den Zeiten, wo er durch die Welt getrampt ist oder im Gefängnis gesessen hat. Wir müssen jeden Stein umdrehen, Phil.«
Jess machte sich auf den Weg nach Mullions. Sie hatte die Ruine von Key House fast erreicht, als sie Roger Trenton erblickte. Er marschierte kerzengerade aufgerichtet mit schwingenden Armen am Straßenrand entlang. Jess überholte ihn, lenkte den Wagen an die Seite und stieg aus, um auf ihn zu warten.
Trenton hob grüßend die Hand und war wenige Sekunden später bei ihr. »Ich hab Sie gleich erkannt, als Sie vorbeigefahren sind«, schnaufte er.
»Das hatte ich gehofft«, lächelte Jess ihn an. Sein Gesicht war gerötet und glänzte von einer dünnen Schweißschicht, und sein wilder Haarkranz stand noch stärker ab als gewöhnlich.
»Sie waren bei mir zu Hause, aber ich war nicht da«, fuhr er fort. »Poppy hat es mir erzählt. Tut mir leid, dass wir uns verpasst haben.«
»Wir waren nicht verabredet, Mr Trenton. Es war ein Gelegenheitsbesuch, weiter nichts.«
»Nun gut. Dafür haben Sie jetzt die Gelegenheit, mit mir zu sprechen. Ich war unterwegs nach Key House, um nach dem Rechten zu sehen. Das habe ich von Zeit zu Zeit gemacht, als es noch gestanden hat. Jetzt zieht die Ruine weitere unerwünschte Gäste an. Gaffer! Es war alles in den Lokalnachrichten im Fernsehen und in der Presse. Bestimmt kommen jetzt Scharen von diesen Leuten, um sich Steinbrocken oder verkohlte Holzstücke oder ähnlich grausige Erinnerungsstücke mitzunehmen. Aber gut. Wie kann ich Ihnen helfen?« Er sah sie erwartungsvoll an.
Er hat sich schon ein neues Feindbild geschaffen , dachte Jess trocken . Jetzt sind es nicht mehr die Landstreicher und Obdachlosen, die im Haus untergeschlüpft sind, sondern hypothetische Ruinensucher, Schaulustige auf der Suche nach grausigen Souvenirs . Jede Frage von ihr würde mit weiterem vorhersagbaren Lamentieren beantwortet werden. Doch Trenton erwartete, dass sie ihn befragte, und Jess würde ihm den Gefallen tun, auch wenn sie sich nicht viel von ihren Bemühungen versprach – sie erwartete jedenfalls nichts, was sie nicht schon andernorts gehört hatte.
»Wir haben uns gefragt, was mit den Tramps und Hippies ist, die Ihren Angaben zufolge von Zeit zu Zeit in Key House gewohnt haben. Sie können uns nichts Genaueres darüber erzählen, vermute ich?«
»Sie sehen alle mehr oder weniger gleich aus«, sagte Trenton mit finsterem Blick auf die Ruine ein paar Dutzend Meter weiter die Straße hinunter. »Die jungen Leute waren alle
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