Asche auf sein Haupt: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)
gestern hat er einen Bogen um den Laden gemacht. Er hat gesagt, er sei Gervase geradewegs in die Arme gelaufen, gleich vor der Tür, am Abend nach dem Brand. Gervase war gerade aus Portugal eingetroffen und hatte ein Zimmer im Royal Oak genommen. Das hat mich ein wenig schockiert. Ich glaube, Stephen Layton war auch schockiert. Stephen war Sebastian Crowns Hausarzt, und ich glaube, sie sind zusammen Golf spielen gegangen. Trotzdem hat er Gervase nicht besonders gut gekannt. Deshalb hat er ihn zuerst nicht wiedererkannt. Gervase stand draußen vor dem Royal Oak auf der Straße und rauchte eine Zigarette. Stephen hielt ihn zuerst für einen Touristen außerhalb der Saison, bis Gervase ihn ansprach und daran erinnerte, wer er war. Er erzählte Stephen, dass er gerade angekommen wäre und die Absicht hätte, im Royal Oak abzusteigen. Stephen nahm das als Warnung auf und hat sich seitdem von der Bar ferngehalten.«
»Tatsächlich?«, murmelte Carter.
»Nun ja«, fuhr Monica selbstzufrieden fort. »Wie jede Frau bin ich neugierig. Außerdem denke ich, dass du es zu schätzen weißt, wenn ich Neuigkeiten für dich aufschnappe, oder nicht?«
»Zugegeben«, sagte Carter.
»Stephen wollte sich ein wenig unterhalten. Zumindest hatte ich den Eindruck. Er hatte vor, die Kneipe auf der anderen Seite des Dorfes auszuprobieren, und lud mich ein, mitzukommen. Jeder im Dorf weiß, dass das kein besonders schöner Laden ist. Also fragte ich ihn, ob er nicht auf einen Absacker mit zu mir kommen wollte. Ich bin alt genug, um einem Gentleman einen Vorschlag wie diesen zu unterbreiten, ohne dass es wie ein Angebot klingt!«
»Und? Ist er mitgekommen?«
»Allerdings. Er ist fast eine Stunde geblieben. Wir haben jeder einen kleinen Whisky getrunken – genau genommen hatte ich einen und er zwei. Ich erzählte ihm, dass mein Exneffe – du – die Ermittlungen leitet, während Inspector Campbell all die Fragen stellt. Ich hatte das Gefühl, ich müsste ihn warnen, damit er mir nichts erzählt, was er mir vielleicht verschwiegen hätte, wenn er gewusst hätte, in welchem Verhältnis wir zueinander stehen. Kannst du mir folgen?«
»Ich folge dir. Sehr umsichtig von dir, das genaue Gegenteil der üblichen Vorgehensweise bei der Polizei.«
»Jedenfalls erzählte er mir daraufhin, dass er am Tatort war und den Totenschein ausgestellt hat. Dabei traf er die junge Jessica Campbell und unterhielt sich mit ihr. Wir waren uns einig, dass es wirklich schade war um das alte Key House. Stephen meinte, Gervase würde mittlerweile aussehen wie ein Schauspieler aus einem dieser modernen Piratenfilme. Er hätte Gervase sein Mitgefühl wegen des Verlustes von Key House ausgesprochen, doch Gervase hätte sehr schroff darauf reagiert. Stephen meinte, ihm wäre die Lust vergangen, dazubleiben und sich weiter mit ihm zu unterhalten, deshalb hätte er ihn draußen auf der Straße vor dem Hotel stehen lassen. Wie du siehst, ist es mir trotz all meiner Bemühungen nicht gelungen, eine entscheidende Information für dich zu beschaffen. Leider.«
»Nichtsdestotrotz danke, dass du es mir erzählt hast«, sagte Carter gedankenverloren.
»Wo ist Jess?«, fragte Millie, als sie nach Hause fuhren. Sie klang verdächtig desinteressiert.
»Sie hatte andere Dinge zu erledigen«, antwortete er. Er warf einen Blick in den Rückspiegel. Millie saß auf dem Rücksitz und hielt MacTavish an sich gedrückt. Ihre Blicke begegneten sich, und er sah hastig wieder weg, während er sich ermahnte, lieber auf die Straße zu achten und dem stillen Vorwurf in ihren Augen auszuweichen.
Vielleicht war es keine so gute Idee gewesen, dass er Jess beim letzten Mal mit zu Monica genommen hatte, sinnierte er. Zum damaligen Zeitpunkt war ihm die Idee gut erschienen. Mehr noch, sowohl Millie als auch Jess hatten den Eindruck gemacht, sich gut zu verstehen. Doch es hatte ein neues Problem geschaffen. Wären die beiden nicht miteinander ausgekommen, hätte sich die Frage nach einem neuerlichen Treffen mit Jess nicht gestellt. Jetzt hingegen erwartete Millie offenkundig, Jess wiederzusehen, während Carter, wenn er sie erneut einlud, bei ihr den Eindruck erweckte, als wäre er … es war kompliziert.
»Was für Dinge?«, wollte Millie wissen, und in ihre Nonchalance schlich sich ein Hauch von Stahl.
»Wie, was für Dinge?«, fragte Carter. Er spielte auf Zeit.
»Du hast gesagt, Jess hätte andere Dinge zu erledigen. Was für Dinge?«
»Das weiß ich doch nicht, Millie. Sie hat es mir
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