Asche auf sein Haupt: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)
Betreten des Hotels angestellt hatte, noch frisch in Erinnerung.
»Wie ich Ihnen bereits sagte, jemand hat ihn unter meiner Tür hindurchgeschoben. Er war noch nicht da, als ich heute Morgen aufgestanden bin. Ich bin nach unten gegangen zum Frühstück …« Er zeigte an Jess vorbei zu einer Stelle hinter der Lounge. »Zum Frühstücksraum geht es dort entlang.«
»Um welche Zeit war das?«
»Gegen Viertel nach neun.«
»Haben Sie eine andere Person in der Nähe Ihres Zimmers bemerkt?«
Er schüttelte den Kopf. »Ein paar Gäste waren schon früher nach unten gegangen. Ich habe gehört, wie sie an meiner Tür vorbeigekommen sind. Der Korridor selbst war verlassen, als ich nach draußen kam. Das Zimmermädchen war im Zimmer nebenan – nicht dem, an dem ich vorbeimusste, sondern dem auf der anderen Seite. Ich wusste, dass sie dort war, weil die Tür weit offen war und der Wagen mit ihrem Putzzeug und der Wäsche im Eingang stand.«
Gervase zögerte, während er überlegte, was er nach dem Verlassen seines Zimmers weiterhin gemacht hatte. »Ich hängte das kleine Schild an meinen Türgriff, das mit der Aufschrift ›BITTE SAUBERMACHEN‹. Ich schätze, ich war eine Dreiviertelstunde unten beim Frühstück. Anschließend kam ich hierher in die Lounge, um nachzusehen, ob es eine Tageszeitung gibt. Es gab eine, aber es war nur ein Boulevardblatt, und ich brauchte keine fünf Minuten, um es zu überfliegen. Ich ging nach draußen, um eine Zigarette zu rauchen. Ich dachte, ich lasse dem Zimmermädchen genügend Zeit, um mein Zimmer zu machen.«
»Haben Sie Ihre Zigarette auf der Straße geraucht oder hinten im Hof?«
»Auf der Straße.«
»Haben Sie nur dagestanden und zugesehen, wie sich die Welt bewegt, oder sind Sie selbst umhergewandert? Was haben Sie als Nächstes getan?«
»Das wird ja ein richtiges Verhör!«, protestierte Crown. »Ich bin nicht der Beschuldigte, Inspector. Ich bin der Kläger!«
»Wir sind noch nicht vor Gericht«, entgegnete Jess. Es war unbestreitbar, dass Gervase Crown die seltene Fähigkeit besaß, zugleich andere zu ärgern und selbst verärgert zu sein. »Aber wenn ich rekonstruieren soll, was hier passiert ist, brauche ich genaue Informationen, was jeder gemacht hat und wo jeder war. Dieses Hotel ist ein Labyrinth aus Gängen. Der fragliche Zeitraum war Ihren Worten zufolge recht knapp. Sie waren nicht lange weg, und während dieser Zeit hat das Zimmermädchen seine Arbeit gemacht. Alles, was Ihnen aufgefallen ist – sei es oben oder hier unten im Erdgeschoss –, ist sehr wichtig. Sie wissen selbst vielleicht noch gar nicht, wie wichtig es ist. Das ist bei Zeugen oft der Fall. Es reicht nicht, dass Sie einen Zwischenfall melden und sich dann in einem Sessel fläzen, um darauf zu warten, dass ich ein Wunder vollbringe. Ich brauche Ihre Hilfe! Bis jetzt waren Sie ziemlich gut …«, räumte sie ein. »Hören Sie jetzt nicht auf in dem Glauben, mir genug erzählt zu haben.«
»Oh, schön, meinetwegen!« Crown hob resignierend die Hände. »Ich habe verstanden. Was habe ich als Nächstes getan? Ich bin die Straße hochgelaufen bis zur Kirche und wieder zurück. Die Asche meines Vaters liegt auf dem Kirchhof unter einem Stein – wenn Sie schon jedes Detail wissen müssen. Ich habe einen Blick darauf geworfen. Die Inschrift ist überwachsen und kaum noch zu erkennen. Ich denke, ich muss eine Spende an die Kirche machen und darum bitten, dass sie den Stein reinigen lassen. Nicht aus Respekt gegenüber dem Vater, nicht dass Sie das denken, eher aus einem Gefühl von Obliegenheit. Im Augenblick ist es ein Schandfleck. Ich glaube, die ganze Übung draußen auf der Straße hat nicht länger als eine halbe Stunde gedauert. Ich nahm an, dass das Zimmermädchen inzwischen mit meinem Zimmer fertig war, also kehrte ich ins Hotel zurück, ging nach oben, schloss meine Zimmertür auf und wäre beinahe auf das da getreten.« Er nickte in Richtung des Drohbriefs.
»War das Zimmermädchen in Ihrem Zimmer gewesen?«
»Ja. Alles war frisch und sauber und gemacht. Sie war nicht mehr auf dem Gang, sondern eine Etage höher. Ich ging nach oben und fand sie dort. Ich fragte sie, ob sie einen gefalteten Brief auf dem Teppich in meinem Zimmer bemerkt hätte, und sie bestand darauf, nichts dergleichen gesehen zu haben, während sie mein Zimmer machte. Sie meinte ziemlich schnippisch, dass sie, hätte sie etwas auf dem Boden liegen sehen, es ganz bestimmt aufgehoben und auf den Tisch gelegt hätte. Ich
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