Asche auf sein Haupt: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)
von einem Brief.«
Jess dankte den beiden und wandte sich zum Gehen. Beide blickten ihr mit missmutigen Gesichtern hinterher.
In der Lounge herrschte mittlerweile halbwegs Betrieb. Der Kellner war wieder aufgetaucht und nahm Bestellungen für Imbisse und Getränke auf. Gervase Crown legte seine Illustrierte beiseite und hob die dichten schwarzen Augenbrauen.
»Und? Haben Sie etwas erreicht?«
Sie schüttelte den Kopf. »Mehr oder weniger die gleichen Antworten, die Sie auch schon erhalten haben. Wir bleiben an der Sache dran, Mr Crown. Bis dahin – passen Sie auf sich auf, Sir. Wenn es etwas Neues gibt, wenn sich irgendjemand bei Ihnen meldet oder Ihnen noch etwas einfällt, lassen Sie uns das sofort wissen. Oh, und falls Ihnen einfällt, wer einen besonderen Groll gegen Sie hegt …«
»Ich bin sicher, Sie haben von der Stapleton-Familie gehört. Was immer Sie gehört haben, vergessen Sie die Stapletons als Verdächtige. Es war keine der Schwestern. Petra kann es nicht gewesen sein, und Kit hätte so etwas nicht getan!«
Du wärst überrascht, wenn du wüsstest, wozu Leute imstande sind , dachte Jess, doch sie sagte es nicht laut. »Haben Sie die Schwestern seit Ihrer Rückkehr bereits gesehen?«
»Sie wissen doch, dass ich sie besucht habe.«
»Ich wusste es nur von Petra. Ich dachte mir allerdings, dass Sie sich inzwischen auch mit Kit getroffen haben.«
»Das ist richtig. Sie kam hier ins Hotel gestürmt, um mir eine Predigt zu halten, sobald sie erfuhr, dass ich bei Petra gewesen bin. Aber so ist Kit nun einmal, Inspector. Sehr direkt. Sie würde keine Briefe unter der Tür hindurchschieben. Was die Mutter der beiden angeht, sie ist eine sehr korrekte Frau. Sie würde keine Briefe aus Zeitungsschnipseln verschicken. Sie würde sie handschriftlich verfassen, auf bedrucktem Briefpapier. Mehr noch – sie würde keine Drohbriefe schreiben. Und ich habe sie noch nicht gesehen seit meiner Rückkehr nach England.«
Gervase hatte seine Gelassenheit zurückgewonnen. Er erhob sich und begleitete Jess höflich nach hinten in den gepflasterten Hof und zu ihrem Wagen.
»Danke dafür, dass Sie so schnell gekommen sind«, sagte er und lächelte. »Ich weiß es zu schätzen, und auch, dass Sie meine Probleme so ernst nehmen – und das, obwohl Sie sicher nicht viel für mich übrig haben.«
»Warum sagen Sie so etwas?«, fragte Jess und spürte, wie sie errötete. »Warum um alles in der Welt sollte ich nichts für Sie übrig haben?«
»Warum sollten Sie? Die meisten Leute mögen mich nicht. Außerdem habe ich gesessen, wie es so schön heißt. Ich bin vorbestraft. Tun Sie nicht so, als würden Sie das nicht in Ihre Überlegungen mit einbeziehen, wann immer Sie mich ansehen oder mit Ihrem Boss über mich reden.«
Es war genau das, was sie gedacht hatte, als sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte – und er hatte es gewusst. Jetzt benutzte er dieses Wissen, um sie zu reizen. Es schien außerordentlich unklug von ihm, und sie fragte sich, warum er das machte.
»Ich denke, Mr Crown, dass Sie versuchen, mich irgendwie auf die Probe zu stellen«, sagte sie verärgert. »Falls dem so ist, lassen Sie sich gesagt sein, dass ich keine Zeit habe für derartige Spielchen. Im Hinblick auf die Angelegenheit des Drohbriefs und des Brandanschlags auf Ihr Haus und den Todesfall … nun, ich bin Police Officer. Dass ich über Ihre Vergangenheit im Bilde bin, bedeutet nicht, dass es meine Ermittlungen in irgendeiner Weise beeinflusst. Sie leben im Ausland und waren bis zu den jüngsten Ereignissen dort. Bisher sind Sie das Opfer, in beiden Fällen. Und, Mr Crown – Sie brauchen mich auf Ihrer Seite.«
»Glauben Sie mir, Inspector, ich würde den Gedanken hassen , Sie als Gegnerin zu haben!«, beeilte sich Crown zu sagen.
»Ich bin nicht Ihre Gegnerin, Mr Crown. Also behandeln Sie mich auch nicht so.«
»Jess!« , rief in diesem Augenblick eine kindliche Stimme. Füße trippelten über das Pflaster, und Millie tauchte völlig unerwartet in der überwölbten Einfahrt zum Hof auf. Sie kam vor ihnen zum Stehen und musterte Gervase mit einem langen, harten Blick. Gervase starrte wortlos zurück.
»Wer ist das?«, fragte Millie an Jess gewandt und zeigte auf den Fremden.
»Sei nicht so unhöflich, Millie«, sagte Jess sanft tadelnd.
»Ich bin Gervase«, sagte Crown. »Und du bist Millie, nehme ich an?«
Millie reagierte kühl. »Jess ist die Freundin meines Daddys«, sagte sie mit strenger Stimme.
»Nein!«, ächzte Jess
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